"Wir lösen die Probleme nicht, indem wir sie beschweigen"
Regierungskrise? Asyldebatte? SPD-Positionen? Franz Müntefering äußert sich nicht zu aktuellem Streit. Doch der frühere SPD-Chef weiß um den Wert des Sprechens und des Schweigens in der Politik. Das Wichtigste: "Man muss bereit sein zu kämpfen für das, was einem wichtig ist."
Müntefering sagt über sich selbst: "Ich war nicht einer, der dauernd geplappert hat." Was ihm den Beinamen "Sphinx aus dem Sauerland" einbrachte. Heute sei das Tempo allerdings ein anderes:
"Ich glaube, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten, was ich noch miterlebt habe, länger brauchten, um eine Meinung zu bilden, dass das zwei, drei, vier Tage dauerte, bis man sich dann sicher war, welchen Weg man dann eigentlich gehen wollte. Das geht heute oft im Stunden- und im Minutentakt."
Manche Politiker würden "nicht mehr Klartext reden", sondern seien nur darauf bedacht, nicht anzuecken. "Das ist ein defensives Sprechen, was dann dabei rauskommt", beklagt Müntefering.
Mehr politische Debatte im Bundestag
Nicht schweigen dürfe man bei prinzipiellen Fragen wie den Menschenrechten und den Grundsätzen der Demokratie. Vor allem:
"Man muss natürlich auch bereit sein zu kämpfen für das, was einem wichtig ist. Ich glaube, dass wir eine große Schwäche haben, was die politische Debatte angeht und dass der Bundestag insbesondere das wieder stärker an sich reißen muss. Wir werden die großen Probleme der Zeit nicht lösen, indem wir sie beschweigen, sondern wir müssen offen rechtzeitig darüber sprechen, auch kontrovers."
(bth)