"Angriff auf mein Wahlkreisbüro macht mich fassungslos"
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Immer wieder wird der SPD-Abgeordnete Karamba Diaby Ziel von Angriffen. Nun wurde sein Wahlkreisbüro in Halle/Saale beschossen. Doch der Politiker will sich nicht einschüchtern lassen - und ruft zu gesellschaftlichen Zusammenhalt auf.
"Der Angriff auf mein Wahlkreisbüro macht mich fassungslos", sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Es sei der zweite Angriff auf sein Büro in Halle an der Saale gewesen. Doch einschüchtern lasse er sich nicht, fährt der SPD-Politiker fort. Denn wenn man Angst habe, gäbe man den Angreifern recht.
Am Mittwochmorgen wurden mehrere Einschlusslöcher* in der Scheibe des Bürgerbüros von Diaby festgestellt, wie er auf Twitter mitteilte. Nun wartet der SPD-Politiker auf die Ermittlungen der Polizei. Bislang ist zu den Hintergründe noch nichts bekannt.
Angriff im Internet Normalität
Diaby sagt, die Schüsse seien eine neue Qualität. In den vergangenen zwei Jahren hätten die Angriffe zugenommen. Im Internet seien Angriffe auf ihn fast schon Normalität geworden. Jede öffentliche Äußerung werde "mit Hass und Hetze begegnet", sagt der aus dem Senegal stammende Sozialdemokrat.
"Ich finde, die Gesellschaft braucht keine Spaltung, sondern Zusammenhalt." Waffen seien kein Mittel für eine demokratische Auseinandersetzung, so Diaby. Er appelliere an alle Bürger, die für eine demokratische und offene Gesellschaft eintreten, das zu demonstrieren: "Wir müssen zeigen und die Stimme erheben."
Diaby sagt: "Ich habe keine Angst." Er sei davon überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung für eine offene und demokratische Gesellschaft einstehe. Notwendig sei daher nicht mehr Schutz für Politiker, wie unlängst von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer gefordert. "Ich denke, wir brauchen viel mehr Aufmerksamkeit der gesamten Bevölkerung." Dafür müsse jeder auf Arbeit oder in der Familie streiten.
24 Stunden Schutz nicht möglich
Natürlich müsse der Staat dagegen vorgehen, wenn zu antidemokratischen Mittel gegriffen werde. Dafür müssten Polizei und Justiz gestärkt werden, fordert der Bundestagsabgeordnete. Aber man könne Kommunalpolitiker nicht 24 Stunden schützen, sagt Diaby und ergänzt: "Das wäre das letzte Mittel für eine freie und offene Gesellschaft."
(rzr)
* An dieser Stelle haben wir die Angabe zur Zahl der Einschusslöcher korrigiert