SPD will Thilo Sarrazin ausschließen

"Vielleicht muss die SPD das machen"

Thilo Sarrazin, Autor und ehemaliger SPD-Politiker, signiert sein neues Buch "Feindliche Uebernahme", am Weltwoche-Event "Gipfeltreffen der freien Rede" in der Samsung Hall, am Donnerstag, 4. Oktober 2018, in Zuerich. Thilo Sarrazin hat mit "Deutschland schafft sich ab" einen umstrittenen Bestseller ueber den Islam und Europa geschrieben. (KEYSTONE/Patrick Huerlimann) |
Der frühere Finanzsenator Thilo Sarrazin ist als umstrittener Buchautor nicht mehr in den Reihen der SPD erwünscht. © Patrick Huerlimann/dpa
Nikolaus Blome im Gespräch mit Anke Schaefer |
Der frühere Berliner Finanzsenator und Autor Thilo Sarrazin ist für einige SPD-Politiker seit längerem ein schwarzes Schaf in ihren Reihen. Nun soll er endgültig aus der Partei ausgeschlossen werden. Für "Bild"-Journalist Nikolaus Blome eine ambivalente Situation.
Der SPD-Vorstand will erneut versuchen, den früheren Berliner Finanzsenator und umstrittenen Autor Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Die Thesen Sarrazins seien nicht mit den Grundsätzen der SPD vereinbar, und er füge der Partei einen "schweren Schaden" zu, sagte Generalsekretär Lars Klingbeil. Der Vorstand habe deshalb ein Parteiordnungsverfahren beschlossen. Grundlage für die Entscheidung war demnach der Bericht einer Untersuchungskommission zu Sarrazins jüngsten Äußerungen und Veröffentlichungen.
Die SPD hatte das Gremium damit beauftragt, Sarrazins jüngstes islamkritisches Buch und sein sonstiges Handeln zu prüfen und eine Empfehlung für den weiteren Umgang mit dem Parteimitglied abzugeben. Im Sommer hatte die SPD-Spitze Sarrazin aufgefordert, die Partei freiwillig zu verlassen, nachdem er sein islamkritisches Buch "Feindliche Übernahme" vorgestellt hatte.
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Der Journalist Nikolaus Blome zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur. © Deutschlandfunk Kultur/ Mareike Knoke
"Es ist ein gutes Recht jeder Partei zu sagen, wen sie dabei haben und wen sie nicht dabei haben möchte", sagte unser Studiogast, der stellvertretende Bild-Chefredakteur Nikolaus Blome im Deutschlandfunk Kultur. Es sei aber zum Glück in Erinnerung an die NS-Zeit eher schwer, jemanden wegen seiner abweichenden Meinung aus einer politischen Partei herauszudrängen. Er persönlich würde Klingbeil eher raten, es bleiben zu lassen. Die zuvor gescheiterten zwei Versuche, Sarrazin aus der SPD auszuschließen, hätten den Autor in "sehr hellem Licht" dastehen lassen, sagte Blome. Die Partei dagegen in einem sehr viel ungünstigeren Licht.

SPD als "TÜV"-Siegel

Wenn er sich richtig erinnere, habe Sarrazin bei der Vorstellung seines dritten Buchs davon gesprochen, dass die SPD-Parteimitgliedschaft für ihn so etwas wie ein "TÜV-Siegel" sei. Sie schütze ihn vor gewissen Angriffen. "Das bringt die SPD auf die Palme, das kann man verstehen." Ob es aber klug und aussichtsreich sei, Sarrazin auszuschließen, wage er zu bezweifeln, sagte der "Bild"-Journalist. Aber vielleicht müsse die SPD das machen, um mit sich ins Reine zu kommen - auch wenn das juristisch nicht funktioniere. Allerdings sei es auch an dem Buchautor Sarrazin, noch einmal darüber nachzudenken, ob er wirklich in einer Partei bleiben wolle, deren Spitze ihn auf keinen Fall mehr haben wolle.

Kritik an Sarrazins Thesen

In dem Buch "Feindliche Übernahme" finde er vor allem eine These von Sarrazin besonders problematisch, sagte Blome. Der Buchautor schreibe, dass der Islam per se und für alle Zeiten unfähig sei, sich fortzuentwickeln sowie Staat und Kirche zu trennen. Das sei eine absolut gesetzte Prognose gewesen, die ihm sehr widerstrebt habe, sagte der Journalist. Er könne sich vorstellen, dass sich die SPD damit besonders schwer tue, als Partei, "die auf der Entwicklung des Einzelnen, aber auch der Gesellschaft ja letztlich ihr ganzes Herkommen fußt". (gem)

Nikolaus Blome ist stellvertretender Chefredakteur der "Bild"-Zeitung und verantwortlich für das Politik- und Wirtschaftsressort. Zuvor war er von 2013 bis 2015 Leiter des Hauptstadtbüros und Mitglied der Chefredaktion des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Von 2011 bis 2013 war er schon einmal stellvertretender Chefredakteur der "Bild"-Zeitung.

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