Behindertensportler Babies

Zu stark für die Special Olympics?

05:33 Minuten
Schwimmerin Michaela Klocker bei den Special Olympics World Games in Abu Dhabi 2019
Können behinderte Sportler zu stark für die Special Olympics sein? © Imago / Harald Steiner
Von Thorsten Philipps · 11.06.2023
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Höhepunkt für Sportler mit geistiger und mehrfacher Behinderung sind die Special Olympics World Games, die ab 17. Juni in Berlin stattfinden. Doch nicht alle behinderten Sportler können dabei sein – so auch der Schwimmer Marcel Babies.
Marcel Babies hat eine Translokation, Trisomie 21. Er ist geistig behindert. Marcel ist Sportler. Er schwimmt. Delfin ist seine Lieblingsdisziplin.
Mit mehr als neun Zentimetern ragt sein Körper regelkonform aus dem Wasser - für den 42-Jährigen eine Selbstverständlichkeit.

Marcel Babies hat mehrere Wettkämpfe gewonnen

Marcel: “Ich liebe das Wasser, schwimme gerne - und fahre gerne zu Meisterschaften.”
Seit 31 Jahren hat Marcel mehrere Titel auf der Kurzstrecke im Brust-, Freistil-, Rücken- und Delfinschwimmen gewonnen.
Seine Mutter Gisela Babies, die die Sportgruppe im Lübecker Schwimmbad leitet, ist sehr stolz auf ihren Sohn.

“Er startet beim DBS, auch auf den nationalen Meisterschaften, und hat da auch sehr gute Erfolge. Im vergangenen Jahr hat er viermal Gold geholt.”

Kein passender Wettbewerb

Seinen Freischwimmer hat Marcel als Kind zusammen mit Menschen ohne Behinderung gemacht. Heute schwimmt er so gut, dass für ihn die anstehenden Special Olympics kein passender Wettbewerb sind.
Seine Mutter sagt, dass er sonst mit den Regeln bei den Meisterschaften des Deutschen Behindertensportverbandes durcheinanderkommt.

"Das habe ich gesagt, weil ich da wirklich vorsichtig bin, dass sie nicht richtig was schwimmen dürfen, weil ansonsten wären sie uns auf der anderen Ebene disqualifiziert.”

Eine Äußerung, die Björn von Borstel der Vizepräsident der Special Olympics Deutschland, nicht nachvollziehen kann.

Der Wettbewerb ist an sich schon der gleiche, nur für die Athleten ein bisschen einfacher gestaltet. Es ist für unsere Athleten schwierig, sich in solche komplexen Bewegungsabläufe reinzuversetzen. Das ist eine Herausforderung, wo man dann gesagt hat, da machen wir die Regelanpassung, die letztendlich aber für den Spielablauf und auch für den Wettbewerb keine Relevanz hat.

In jeder der 26 Sportarten gibt es unterschiedlich viele spezielle Einzeldisziplinen, erklärt von Borstel.

“Es gibt auch verschiedene Leistungsniveaus. Wenn man auch als Team miteinander spielen möchte, hat man die Chance, sich mit gleich starken Gegnern zu messen. Das wird aufgrund einer Einteilung ermittelt, in welcher Leistungsgruppe man sich befindet. Dann spielt man innerhalb dieser Leistungsgruppe mit in etwa gleich starken Teams gegeneinander, sodass eigentlich jedes Team die Chance hat, in dieser Leistungsgruppe auch eine gute Platzierung zu erreichen, wenn nicht sogar eine Goldmedaille zu gewinnen.”
Das versteht Gisela Babies vom Rehabilitations- und Behinderten-Sportverband in Lübeck zwar, aber sie möchte ihre Leistungsschwimmer trotzdem nicht nach Berlin schicken.

Björn von Borstel unterstreicht, dass die Special Olympics der Idee folgen, möglichst vielen Menschen das Sporttreiben zu ermöglichen.

Sport als Weg für eine offene und inklusive Gesellschaft

”Die Weltspiele werden in absehbarer Zeit nicht wieder hier stattfinden, wahrscheinlich nicht mehr in Europa. Von da ist es jetzt eine große Chance für die Menschen mit vorrangig geistiger Behinderung, letztendlich auch in der Gesellschaft ein Standing zu erreichen, was ohne diese Weltspiele nicht möglich wäre.”

Auch Gisela Babies freut sich auf die Special Olympics als Zuschauerin, denn darin sind sich alle einig. Der Sport sollte ein guter Weg für eine inklusive und offene Gesellschaft sein.

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