Manifest in Tönen
Mit einem Kuriosum ging er in die Musikgeschichte ein - Erwin Schulhoff vertonte das Kommunistische Manifest. Dem lange Zeit vergessenen Komponisten widmen die spectrum concerts berlin einen ganzen Abend. Außerdem auf dem Programm des Konzerts im Kammermusiksaal der Philharmonie stand das Klavierquintett op. 57 von Schostakowitsch.
Einen abenteuerlichen Weg vom Jazz zum "Sozialistischen Realismus" ging Erwin Schulhoff. Der aus einer deutsch-jüdischen Prager Familie stammende Pianist und Komponist war zunächst ein Wunderkind, dann ein immer auf neue Anregungen hungriger Künstler.
Schulhoff ließ sich stets von neuesten musikalischen Trends anregen. Nach dem ersten Weltkrieg war er Dadaist und begeisterte sich für den Jazz, um wenige Jahre später das Kommunistische Manifest zu vertonen. 1942 starb er - inzwischen Sowjetbürger geworden - in einem bayerischen Internierungslager.
Aus biografischen, sicher aber auch aus stilistischen Gründen war seine Musik lange Zeit vergessen. Erst im Zuge der Wiederentdeckung der von den Nazis verfemten Musikrichtungen kam auch sein Name wieder häufiger in die Konzertprogramme.
In einem Kammerkonzert zum Jahresbeginn widmen sich die "spectrum concerts Berlin" Erwin Schulhoffs Musik der Zwanziger Jahre. Neben den Jazz-Etüden für Klavier gibt es Streicherstücke, zudem das Klavierquintett von Dmitrij Schostakowitsch.
spectrum concerts berlin
Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 3. Januar 2016
Erwin Schulhoff
Cinq Études de Jazz für Klavier
Sonate für Violine und Klavier Nr. 2
Duo für Violine und Violoncello
Streichsextett op. 45
Dmitrij Schostakowitsch
Klavierquintett op. 57
Boris Brovtsyn, Violine
Valeriy Sokolov, Violine
Maxim Rysanov, Viola
Philip Dukes, Viola
Jens Peter Maintz, Violoncello
Torleif Thedéen, Violoncello
Eldar Nebolsin, Klavier