"Spencer"
GB/D 2021, 117 Minuten
Regie: Pablo Larraín
Autor: Steven Knight
mit Kristen Stewart, Sally Hawkins, Timothy Spall
Lady-Di-Film "Spencer" mit Kristen Stewart
Umgeben von gefühllosen Marionetten: Kristen Stewart als einsame Prinzessin Diana in Pablo Larraíns "Spencer". © imago images/ Picturelux
Prinzessin im goldenen Käfig
06:59 Minuten
In "Spencer" zeigt Regisseur Pablo Larraín ein Weihnachtsfest bei den Royals: Lady Di, überragend gespielt von Kristen Stewart, ist umgeben von einer gefühllosen Familie. Pastellfarbene Bilder verfremden die Geschichte um eine verstörte Prinzessin.
Um was geht es?
Weihnachten bei den Royals. Diana reist bereits alleine an und bringt das Protokoll durcheinander, weil sie sich verspätet. Nur ihre Söhne begrüßen sie freudig. Ihr Mann Prinz Charles ignoriert sie strafend oder kritisiert sie kleinlich.
Die Queen dagegen interessiert sich mehr für ihre vielen kleinen Hunde als für die Schwiegertochter. Diana hat Wahnvorstellungen und leidet an Essstörungen. Sie durchlebt drei Tage im royalen Gefängnis, wo Etikette alles bedeutet.
Was ist das Besondere?
Regisseur Pablo Larraín und Autor Steven Knight nennen bewusst keine Jahreszahlen oder Orte. Offensichtlich handelt es sich um das letzte Weihnachten von Lady Di und Prince Charles auf Schloss Sandringham, aber schon zu Beginn des Filmes heißt es nur lapidar: Eine Fabel nach einer wahren Tragödie.
Und so konzentrieren sich die Macher ganz auf Diana, ihr Innenleben, ihre Ängste. Immer wieder hat sie Visionen, sieht vor ihren Augen die ermordete Anna Boleyn und identifiziert sich mit ihrer Leidensgefährtin.
Im Kontrast zur sensiblen und labilen Diana werden alle anderen Royals und die meisten Angestellten als gefühllose, lächerliche Marionetten dargestellt, die alljährlich die Weihnachtsrituale durchspielen. Gedreht wurde diese so britische Geschichte übrigens in Deutschland von einer französischen Kamerafrau und einem chilenischen Regisseur.
Fazit
Der bewusst auf Super 16 und 35 mm gedrehte Spielfilm fesselt optisch durch die oft überbelichteten, pastellfarbenen Bilder von Kamerafrau Claire Mathon (Porträt einer jungen Frau in Flammen), die in ihren Bildkompositionen zwischen grandiosen Totalen und intimen Nahaufnahmen wechselt, welche auf dem körnigeren Filmmaterial abwechselnd rau-realistisch wie überhöht-verfremdet wirken.
Darstellerisch überstrahlt Kristen Stewart als Diana den Film. Sie verkörpert die „Königin der Herzen“ eher wie eine verstörte, kindliche Prinzessin, die nur noch im Spiel mit ihren Söhnen aufblüht. Das Ende zu einem britischen Popsong – sonst dominiert ein jazzig-symphonischer Soundtrack – ist dann überraschend befreiend und der emotionale Höhepunkt dieses vorzüglichen Anti-Biopics.