"Sie hat die Welt durch das Brennglas der Popkultur betrachtet"
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Die wichtigste Zeitschrift für Popkultur in Deutschland, die "Spex", wird eingestellt. Nach 38 Jahren und 384 Ausgaben ist Schluss. Für den ehemaligen "Spex"-Chefredakteur Max Dax ist es trotzdem überraschend, denn die Zeitschrift wurde schon oft totgesagt.
"Spex"-Chefredakteur Daniel Gerhardt schreibt im Editorial zur aktuellen Ausgabe der "Spex":
"Nach 38 Jahren und 384 Heften wird das Magazin zum Ende des Jahres eingestellt. Am 27. Dezember erscheinen noch einmal 116 Seiten über den Pop, der unser Leben prägt, die Gesellschaft, die es uns vermiesen will und mögliche Wege, die aus diesem Dilemma herausführen könnten. Danach ist Schluss."
Als Gründe für die Einstellung nennt er einerseits sinkende Anzeigeneinnahmen und sinkende Abozahlen, andererseits auch ein verändertes Medienverhalten des popinteressierten Publikums. "Die sogenannte Gatekeeperfunktion von Pop-Journalist_innen hat sich weitgehend erledigt."
Spex hat Position bezogen
Max Dax war Autor bei der "Spex" und von 2007 bis 2010 auch ihr Chefredakteur. Für ihn kam das Ende jetzt doch "überraschend, weil die Spex immer wieder totgesagt war und immer wieder überlebt hat."
Das Besondere an der "Spex" sei gewesen, dass sie eine Position bezogen habe, so Dax:
"Sie hat die Welt durch das Brennglas der Popkultur betrachtet und damit eine Möglichkeit angeboten, alles, was sich in der Welt tut, aus einem jugendlicheren Blickwinkel zu betrachten."
Erkenntnisstiftende Zeitschrift
Als Beispiel für das Positionbeziehen der "Spex" nennt Dax ein langes Interview mit dem kürzlich verstorbenen Regisseur Claude Lanzmann anlässlich der Neuauflage von dessen film "Shoah" in einer DVD-Edition.
"Da haben wir ein ganz klares Statement gegen Antisemitismus gemacht mit der Spex und haben so einen enormen Rückenwind bekommen von den Lesern und der Öffentlichkeit, wo ich gemerkt habe: Wenn man diese klare Statements macht und sie journalistisch untermauert, exklusiven Content bringt, das war in dem Fall ein zweitägiges Interview mit Claude Lanzmann, was wir auch in aller Ausführlichkeit gebracht haben, dann überrascht das die Leser, dann merken die: Hier gibt es etwas, was man meint zu kennen, aber es gibt plötzliche diesen anderen Blickwinkel, der es uns erlaubt, zu rekalibrieren. Und vor allem ist es erkenntnisstiftend. Wenn eine Zeitschrift erkenntnisstiftend ist, dann hat sie auch jedes Recht, Leser zu finden."