Spezialeinheit

Ukraine löst Berkut auf

Die ukrainische Spezialeinheit Berkut
Die ukrainische Spezialeinheit Berkut soll aufgelöst werden. © dpa / picture alliance / Alexey Furman
Von Sabine Adler |
Wegen ihres gewaltsamen Vorgehens gegen Demonstranten verzichtet die Ukraine künftig auf die Bereitschaftspolizei Berkut. Die Spezialeinheiten seien mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden, teilte Übergangsinnenminister Arsen Awakow auf Facebook mit.
Die Nachricht über die Auflösung der Sondereinheit Berkut kam in der Nacht, per Facebook hatte der neue Innenminister Arsen Awakow bekannt gegeben, dass er die Liquidierung der verhassten Polizeitruppe angeordnet hat.
Die rund 15.000 Mann starke Einheit gilt den Maidan-Aktivisten als Inbegriff der Menschenverachtung des Systems Janukowitsch. Rekrutierten sich doch aus ihren Reihen die Heckenschützen, die am vergangenen Donnerstag das Blutbad inmitten der Hauptstadt Kiew anrichteten.
Mit Präzisionsgewehren hatten sie Dutzende Revolutionäre auf den Barrikaden mit gezielten Schüssen getötet. In Lemberg leisteten einige Berkut-Männer, die angeblich selbst keine Schüsse abgegeben haben, öffentlich Abbitte:
"Ich knie vor ihnen nieder, sagt dieser Berkut-Mann auf der Bühne in Lemberg, und bitte um Vergebung für all diese Leute, die Böses
über die ganze Ukraine gebracht haben. Wenn wir in Zukunft wieder vor einer solchen Situation stehen, wissen wir, dass wir auf die Seite des Volkes wechseln."
"Schande, ins Gefängnis mit euch!"
Bereits am Samstag, nach der Absetzung von Präsident Janukowitsch, war im Parlament war die Auflösung dieser Polizei-Abteilung diskutiert worden, von dem früheren Innenminister Vitali Sachatschenko, der den Einsatz der Scharfschützen verantwortet, fehlt jede Spur, er ist ebenso untergetaucht wie Ex-Präsident Janukowitsch.
Die Menschen auf dem Maidan, aber auch die Mehrheit der Abgeordneten in der Werchowna Rada möchte, dass sich der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen sie ermittelt. Der wird allerdings selbständig, nicht im Auftrag eines Landes tätig.
"Wir wollen, dass sie neue Leute für die Regierung suchen"
Das neue Kabinett, das bereits gestern gewählt werden sollte, lässt indes auf sich warten. Denn das Parlament muss nicht nur in den eigenen Reihen eine Mehrheit für die jeweiligen Minister finden, sondern auch auf die Forderungen des Maidan Rücksicht nehmen.
Für heute Abend um 19 Uhr hat der Maidan-Rat zu einer Volksversammlung aufgerufen, auf der die künftigen Kabinettsmitglieder einer Prüfung unterzogen werden sollen. Hunderte Demonstranten haben sich vor dem Parlament postiert, nur wenige Schritte von den Barrikaden und den ausgebrannten Ruinen in der Gruschewska-Straße entfernt.
"Es kann nicht sein, dass wir nicht wissen, was sie dort im Parlament machen", sagt diese Frau.
"Wir wollen, dass sie neue Leute für die Regierung suchen und die auf das hört, was das einfache Volk sagt. Sie sollten inzwischen verstanden haben, dass bei uns das Volk eine wichtige Rolle spielt."
Die neue Regierung soll morgen gewählt werden, vorausgesetzt, die Kandidaten finden sowohl in der Werchowna Rada als auch auf dem Maidan Zustimmung. Die Experten des IWF werden erst nach Kiew kommen, wenn ihnen Regierungsvertreter als Ansprechpartner gegenüberstehen.
In Kiew sorgt die Ankündigung für Sorge, dass Russland den Gaspreis wieder auf 400 Dollar pro 1000 Kubikmeter anheben könnte. Begründet wird das in Moskau mit den instabilen Verhältnissen und Sorge vor unbezahlten Rechnungen in Kiew.
Das Verhältnis zu Russland ist so angespannt, dass sich das ukrainische Außenministerium zu einer Erklärung veranlasst sah. Man wünsche sich gute Beziehungen zum östlichen Nachbarn.
Russische Dumaabgeordnete haben vereinfachte Verfahren bei der Ausstellung russischer Pässe in Aussicht gestellt. Befürchtet wird ein Szenarium wie in Südossetien: dass Russland Truppen schickt zum angeblichen Schutz russischer Staatsbürger.
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