Spider-Man aus genderkritischer Perspektive

Männlichkeitsinszenierung auf Kosten der Frauenfiguren

07:23 Minuten
Filmszene aus:" Spider-Man - No Way Home", 2021.
Freya Herrmann bemängelt am neuen Spider-Man-Film vor allem das Fehlen weiblicher Identifikationsfiguren. © imago / Picturelux / Sony Pictures / The Hollywood Archive
Freya Herrmann im Gespräch mit Ramona Westhof |
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Der neue Spider-Man-Film "No Way Home" erzählt die durchaus berührende Geschichte einer Heldenreise. Aus Genderperspektive bleibt das Werk allerdings weit hinter einer zeitgemäßen Inszenierung zurück, findet unsere Kritikerin Freya Herrmann.
"Es ist wahr, Leute. Spider-Man ist tatsächlich Peter Parker!" Die ganze Welt weiß jetzt, wer Spider-Man ist. Doch der will sein Geheimnis wiederhaben, mithilfe eines Zaubers von Dr. Strange.
Dabei geht einiges schief, und der junge Spider-Man muss wieder einige Bewährungsproben bestehen. Das ist der Ausgangspunkt des neuen Spider-Man-Films „No Way Home“, der jetzt in den Kinos zu sehen ist.
Es geht darin auch um das Erwachsenwerden des jungen Peter Parker: „Ich würde sagen, dass seine Transformation zum Mann das Kernthema des Films ist“, sagt die Kostümbildnerin und Podcasterin Freya Herrmann.

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„John Watts hat eine sehr klassische Heldenreise inszeniert, und im Gegensatz zu den vorangegangenen Filmen wird Parker mit Verlusten konfrontiert und muss schließlich – sehr klassisch – ein ultimatives Opfer bringen, um zum Mann zu werden.“

Den Gegner heilen statt ihn zu töten

Herrmann hat den neuen Spider-Man auch aus der genderkritischen Perspektive analysiert – ihr Urteil fällt gemischt aus.
Einerseits gebe es in dem Film „zerbrechlich-emotionale“ Momente, die von einer neuen Männlichkeitsinzenierung zeugten, die auch Gefühle zulasse.
„Und es wird deutlich, dass diese Männlichkeit sich nicht dadurch auszeichnet, dass sie nur besiegen, eventuell auch töten will, sondern sie will den Gegner heilen und den eigenen moralischen Werten, nämlich gut sein, unterwerfen.“

Keine weiblichen Identifikationsfiguren

Auf der anderen Seite beklagt Herrmann aber ein völliges Fehlen von weiblichen Identifikationsfiguren, was für sie etwa an der Darstellung von Peter Parkers Freundin MJ deutlich wird. Deren Charakter trete im neuen Spider-Man-Film komplett in den Hintergrund.
„Man kann sagen, dass die Frauen im Film eigentlich nur lieben, hoffen und sterben. Sie dienen als Motivation für die männlichen Hauptrollen, und ich sehe auch eine verpasste Chance darin, dass keine Bösewichtin vorkommt.“
Aus Genderperspektive interessant sind für Herrmann auch die Kostüme im Film:

Ich finde, dass Superheldenkostüme auch immer an die Kostüme von Akrobaten erinnern. Sie vereinen extreme Bewegungsfreiheit mit Gadgets und man kann sie auch als den Wunsch, nackt genug zu sein, lesen – vielleicht auch ein sehr männlicher Wunsch, wenn man so will.

Ein "desillusionierender" Film

Herrmanns Fazit: "Ich denke, der Film wird vor allen Dingen diejenigen interessieren, die ohnehin Marvel- und Spider-Man-Fans sind und die sich über nostalgische Momente und das Wiedersehen mit bereits bekannten Figuren freuen. Auch ist der Film der berührendste der John-Watts-Reihe, weil die Heldenreise an sich ganz gut funktioniert und viele Fanwünsche berücksichtigt worden sind. Durch die uninteressante und unzeitgemäße Genderinszenierung war der Film für mich aber in erster Linie sehr desillusionierend."
(uko)

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