Da 5 Bloods
USA 2020
Regie: Spike Lee
mit u.a.: Chadwick Boseman, Delroy Lindo, Jonathan Majors
zu sehen auf Netflix, 154 Minuten
Der rassistische Wahnsinn – damals und heute
05:11 Minuten
Der Anteil schwarzer Soldaten in Vietnam war deutlich höher als der Anteil der Schwarzen an der US-Bevölkerung. Woran lag das? Es sind solche unbequemen Fragen, die Spike Lee in seinem Veteranendrama stellt.
Um was geht es?
Vier afroamerikanische Kriegsveteranen kehren nach Vietnam zurück. Sie sind auf der Suche nach den sterblichen Überresten eines Kameraden, die sie im Dschungel finden und in die USA überführen möchten.
Zugleich sind sie auch auf der Suche nach Goldbarren, die sie damals bei einem Einsatz entdeckt und vergraben haben. Mit dem Gold wollte die US-Armee Kriegsverbündete bezahlen. Eine Reise in die Vergangenheit, die langsam zu einem Trip wird, nimmt ihren verhängnisvollen Lauf.
Was ist das Besondere?
Wieder arbeitet Spike Lee mit Archivmaterial: Martin Luther King fordert, dass der Krieg in Vietnam beendet werden müsse. Nachrichtenbilder zeigen Abwürfe von Napalmbomben, flüchtende Vietnamesen und Afroamerikaner, die zum Kriegsdienst eingezogen werden.
Doch ist es wirklich ihr Krieg? Werden sie als sogenanntes Kanonenfutter eingesetzt? Und weshalb war der Anteil schwarzer Soldaten in Vietnam so viel höher als der Anteil von Afroamerikanern an der US-amerikanischen Bevölkerung?
Diese Fragen stellen sich auch Spike Lees vier Protagonisten. Mal anekdotisch, mal reflektierend blicken sie auf ihre Erfahrungen zurück. In Rückblenden werden die Erinnerungen bebildert. Diese Zeitsprünge macht Spike Lee kenntlich, indem er das Bildformat verkleinert.
Doch auch in der ein halbes Jahrhundert zurück liegenden Vergangenheit stellen die älteren Schauspieler ihre Figuren dar - womöglich um zeigen, wie präsent die traumatischen Erfahrungen für sie noch heute sind.
Mit den Gefechtsszenen zitiert Lee wiederum die unzähligen Werke der amerikanischen Filmindustrie über diesen Krieg. Auch in diesem Film bekommen die vietnamesischen Gegner kein Gesicht. Schuld und Schuldgefühle fließen in andere Szenen ein. Etwa wenn sich einer der Ex-Soldaten von einem bettelnden einbeinigen Jungen bedrängt fühlt, da er zu ahnen scheint, dass er das Opfer einer Tretmine vor sich hat.
Fazit
Das Plakat von Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" mit der untergehenden Sonne über dem Mekong Delta hängt überdimensional in dem vietnamesischen Club, in dem die vier Männer die Tanzfläche zu ihrer Bühne machen.
Als "Reise in den Wahnsinn eines Krieges" hat Coppola diesen Film beschrieben. Spike Lee setzt diesen Wahnsinn ins Verhältnis zu dem rassistischen Wahnsinn, den Schwarze damals wie heute in den USA erleben.