Russische Spitzel in New York enttarnt
US-Bürger sollten für Russland erschnüffeln, welche Sanktionen die USA gegen russische Banken plant. Russische Agenten wollten die Amerikaner für ihren Geheimdienst rekrutieren - und flogen auf. Die Spione operierten auf Geheiß Moskaus.
Es war eine klassische Geheimdienstoperation, wie sie auch im Kalten Krieg gang und gäbe war. Jetzt trägt sie zu der weiteren Verschlechterung des ohnehin belasteten russisch-amerikanischen Verhältnisses bei. Jewgeni Burjakow war getarnt als Mitarbeiter einer russischen Bank. Igor Sporychev und Viktor Podobni fungierten offenbar als seine Führungsoffiziere.
Burjakow sei am Montag in der Bronx in New York festgenommen worden, teilte US-Justizminister Eric Holder mit. Die beiden anderen mutmaßlichen Agenten seien unter dem Schutz der diplomatischen Immunität aus den USA ausgereist.
Die Gegenspionageabteilung des FBI müsse offensichtlich nach wie vor wachsam sein, erklärte der zuständige New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter Robert Baer meint, dass Russland seine klassische Spionagetätigkeit, anders als viele Länder des Westens nach dem Ende der Sowjetunion, nie eingeschränkt habe.
"Auch nachdem die Berliner Mauer gefallen war, blieben die Spionagestationen in den russischen Botschaften und Konsulaten in gleicher Personalstärke besetzt, ob in Washington oder in New York."
Die beiden angeblichen russischen Handelsattachees hätten Burjakow Befehle der Zentrale des russischen Geheimdienstes SWR in Moskau überbracht, heißt es in der Anklageschrift. Bei konspirativen Treffen habe dieser wiederum seine Informationen an die beiden Führungsoffiziere weitergegeben.
In den USA lebende russische Studenten sollten angeworben werden
Mehr als 48 dieser Treffen seien zwischen März 2012 und September 2014 beobachtet worden. Man habe die drei beschattet und auch Telefongespräche abgehört. Aus den Abhörprotokollen geht der Anklage zufolge klar hervor, dass die Männer für den russischen Geheimdienst SWR gearbeitet hätten. Die beiden russischen Diplomaten hätten Burjakows Material analysiert und nach Moskau weitergegeben.
Einer der mutmaßlichen Spione, Viktor Podobni, sei dabei abgehört worden, wie er die Rekrutierung eines russischen Unternehmensberaters beschrieb. Podobni und sein Kollege Sporyshev hätten wiederholt darüber gesprochen, wie man in den USA lebende Russen und Studenten einer New Yorker Universität anwerben könne.
Die russische Spionagetätigkeit werde durch die derzeitige sich verschlechternde wirtschaftliche Lage in Russland angeheizt, so Robert Baer.
"Russland steckt in tiefen Schwierigkeiten wegen des stark gefallenen Ölpreises. Und die russische Regierung betrachtet das als eine Verschwörung der Saudis und der Amerikaner, um die russische Ölindustrie zum Kollaps zu bringen."
Vor vier Jahren flog Spionage-Glamour-Girl Anna auf
Aufgeflogen ist die Spionageoperation offensichtlich, weil Burjakow sich mit einer FBI-Quelle getroffen hatte, die sich als potentieller amerikanischer Investor für Spielcasinos in Russland ausgab. Der FBI-Mitarbeiter habe den russischen Spion mit US-Regierungsdokumenten geködert, die sich angeblich auf die amerikanischen Sanktionen gegen Russland bezogen.
Aus dem russischen Außenministerium hieß es, man weise die Anschuldigungen zurück. Die USA benutzten den Vorgang, um die Stimmung gegen Russland anzuheizen.
Bereits 2010 hatte es einen Zugriff des FBI auf einen russischen Spionagering gegeben. Damals waren zehn russische Agenten festgenommen worden, inklusive des Spionage-Glamour-Girls Anna Chapman. Alle bekannten sich vor einem New Yorker Gericht schuldig. Sie wurden später ausgetauscht gegen vier Personen, die in Russland wegen Spionage für westliche Länder verurteilt worden waren.