Hightech-Spielzeug kann gehackt werden
Immer mehr Spielzeughersteller setzen auf vernetzte Kuscheltiere, mit denen Kinder reden und Sprachnachrichten austauschen können. Doch die Plüschtiere und Puppen können auch als Spionagewerkzeug fungieren. Kundendaten gelangen so millionenfach auf fremde Server.
Rosa Einhörner, blaue Hasen, schwarz-weiße Katzen. Die Kuscheltiere sind nicht nur niedlich, sie können auch kommunizieren. Mit dem Internet. Eltern können über eine App Sprachnachrichten schicken, Kinder können sie mit ihren Kuscheltieren abhören und umgekehrt. Das Internet der Dinge ist im Kinderzimmer angekommen und die Sprachnachrichten landen millionenfach auf fremden Servern. Relativ frei zugänglich, wie Hacker rausgefunden haben.
Die Bundesnetzagentur hat bereits vor einer der sprechenden Spielzeugpuppen gewarnt, worauf das Produkt vom deutschen Markt genommen wurde. Nun zeigt ein neuer Fall in den USA, wie gefährlich das vernetzte Kinderspielzeug ist.
Der Anbieter der sogenannten Cloudpets soll seine Kundendatenbank mit mehr als 800.000 Accounts praktisch ungeschützt ins Netz gestellt haben. Hacker hätten sich darüber auch Zugriff auf Sprachnachrichten verschaffen können.
"Was wollen wir unseren Kindern an Technologie zumuten?"
Reto Wettach, Professor für Interactive Design an der Fachhochschule Potsdam, glaubt trotzdem, Panik und Sorge sei nicht angebracht: Es gebe generell gute Gründe, dass heute viele technische Geräte vernetzt seien: "Sehr praktische Dinge wie Spracherkennung, Musikstreaming funktionieren nur, weil der Lautsprecher oder andere Geräte an der Cloud angeschlossen sind." Dabei seien natürlich Sicherheitsfragen immer relevant.
"Auf der anderen Seite gibt es natürlich die große Frage: Was wollen wir unseren Kindern an Technologie zumuten? Speziell der Teddybär, der sozusagen dem abwesenden Vater ermöglicht, mit seinem Kind durch Teddy zu sprechen - da bin ich nicht so überzeugt, ob ich dieser Niedlichkeit folge oder ob der direkte Austausch mit dem Kind eigentlich viel wichtiger ist."
Ein Balancespiel zwischen Bequemlichkeit und Sicherheit
In Sachen Sicherheit sieht Wettach zum einen den Gesetzgeber in der Pflicht, Regeln zu formulieren: "Es ist zum anderen aber auch schon eine Herausforderung an Gestalter oder an uns als Konsumenten: Welche Produkte wollen wir haben? Wie bequem wollen wir es haben? Wie wollen wir mit Technologie umgehen? Das wird immer ein Balancespiel bleiben."
Die Deutschen würden sich am meisten über das Eindringen in die Privatsphäre aufregen, so Wettach. "Aber wir sind gleichzeitig die, die am meisten solche Produkte nutzen - mehr als die Amerikaner selbst. Wir müssen uns damit beschäftigen, wir müssen kritisch damit umgehen, aber wir dürfen auch nicht aufhören, Vorteile dieser neuen Technologien zu nutzen und in unseren Alltag zu integrieren."