Spitzensport

Die Angst ist oft der härteste Gegner

Der dreifache Olympia-Sieger im Skispringen, Thomas Morgenstern, aus Österreich während einer Pressekonferenz in Salzburg, auf der er am 26.09.14 das Ende seiner Karriere bekannt gibt.
Nach teils spektakulären Stürzen hatte der dreifache Olympia-Sieger im Skispringen, Thomas Morgenstern, Angst - und beendete seine Karriere. © afp / Wildbild
Von Frank Ulbricht |
Angst zu haben, ist im Spitzensport ganz normal. Wenn einen die Angst jedoch lähmt und sich bis ins Krankhafte steigert, ist Hilfe gefragt. Ein guter Rat ist, sie zu einem Verbündeten zu machen.
Er liegt gut in der Luft, doch plötzlich erfasst ihn der Wind. Seinen Flug kann der Österreicher gerade noch unfallfrei beenden. In diesem Moment wird Thomas Morgenstern klar, jetzt ist Schluss, das war es mit der Skisprung-Karriere. Nach teils spektakulären Stürzen hat der dreimalige Olympiasieger Angst. Angst vor dem nächsten Sprung, Angst wieder abzustürzen. In der Öffentlichkeit geht er offensiv damit um, er will keine Verletzung vortäuschen.
"Ich glaube, dass es eben menschlich ist, Ängste einzugestehen, weil jeder Mensch hat vor irgendetwas Angst oder traut sich etwas nicht ..."
... sagt der ehemalige Skispringer Thomas Morgenstern. 2015 beendete der Österreicher seine Karriere. Nach teils spektakulären Stürzen hatte der dreimalige Olympiasieger Angst. Angst vor dem nächsten Sprung, Angst wieder abzustürzen.
Ob Skispringer, Skirennfahrer oder Formel 1-Pilot, das Gefühl der Angst kennen alle, doch wie Morgenstern darüber zu reden, dazu fehlt vielen der Mut. Wenn Sportler im Interview erklären: "Ich hatte Respekt", so Thomas Morgenstern, dann würden sie eigentlich sagen: "Ich hatte Angst".
Doch es tut sich etwas, Angst ist kein Tabuthema mehr, meint der Professor für Sportpsychologie Darko Jekauc.
"Die Sportler sind offener geworden. Es hat auch etwas mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun. Also, dass der Ausdruck von Emotionen nicht mehr als Schwäche interpretiert wird, sondern eher so als normal. Aber nichtdestotrotz, sprechen immer noch zu wenige. Also, es muss schon jemand sehr, sehr schlecht gehen, damit man also offen darüber spricht."
Dabei ist Angst zu haben völlig normal, keine zu spüren dagegen ein Krankheitssymptom. Für die Athleten wäre sie auch ein Warnsystem, nicht zu viel zu wagen, so der Leiter der Abteilung Sportpsychologie an der Berliner Humboldt Universität.
Angst kann sich bis ins Krankhafte steigern
Wer etwa ohne Furcht die berühmte "Streif", die Abfahrtsstrecke in Kitzbühel, hinunterfahren würde, begebe sich in größte Lebensgefahr. Dabei ist das Risiko auf dieser Strecke, mit Spitzengeschwindigkeiten von über 140 Kilometern pro Stunde, ohnehin extrem hoch. Angst und Spitzensport, das zeigt die Forschung von Darko Jekauc, gehören ganz selbstverständlich zusammen.
"Also, immer wenn es um die Leistung geht, wenn wir irgendwie versagen können, wenn unser Handeln Konsequenzen hat, dann kann Angst entstehen. Es gibt natürlich Sportarten, bei denen das häufiger Auftritt, zum Beispiel bei diesen Extremsportarten, da ist eine andere Art von Angst. Da ist natürlich die Angst ums Überleben. Im Leistungssport gehört das einfach dazu."
Angst kann auch lähmen, sich bis ins Krankhafte steigern. Bis zu welchem Punkt sie bei Sportlern noch als normal bezeichnet werden kann, wo die Erkrankung beginnt, wäre schwierig zu sagen, so Jekauc. Eindeutig wird es dann, wenn selbst der Trainingsalltag darunter leidet, die Angst auch hier im Vordergrund steht. An dieser Stelle müsse ein Arzt oder Therapeut helfen.
Und wenn der Sportpsychologe Darko Jekauc jungen Athleten etwas raten sollte, dann vielleicht das: Wer ein erfolgreicher Sportler werden möchte, sollte nicht nur trainieren, sondern auch lernen mit seinen Emotionen, seinen Ängsten umzugehen.
"Wir können durch Entspannungsübungen zuerst mal versuchen das in den Griff zu bekommen. Das meine Erregung in diesem Angstzustand nicht mehr so stark ist. Dann ist schon mal sehr viel erreicht. Und die andere Strategie die zielt darauf ab, die Gedanken, die mit Angst verbunden sind zu verändern. Also mehr positiver zu denken, Selbstvertrauen aufzubauen. Angst gehört dazu, wir können sie nicht wegzaubern, aber wir können lernen damit richtig umzugehen. Sie zu einem Verbündeten zu machen und nicht als ein Gegner."
Ex-Skirennfahrer Sepp Ferstl über Angst im Spitzensport:
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