Spliff-Gitarrist Potsch Potschka

"Déjà Vu" – Potschka covert sich selbst

Potsch Potschka spielt mit seiner Band 2016 den alten Spliff-Song "Déjà Vu". Im Hintergrund ist der Sänger Sven Sander zu sehen.
"Es ist natürlich schwer, wenn man die alten Sänger im Kopf hat und dann kommt da plötzlich eine neue Stimme", sagt Potsch Potschka. © Deutschlandradio / Screenshot YouTube / PotschPotschkaVEVO
Potsch Potschka im Gespräch mit Carsten Beyer |
Dass jemand sich selbst covert, ist in der Rockmusik eher ungewöhnlich. Gitarrist Potsch Potschka hat genau das getan. Mit einem neuen Sänger hat er alte Songs von Spliff neu eingespielt und das Keyboard durch Gitarren ersetzt. Nicht allen gefällt das.
Versetzen wir uns mal für einen Moment zurück in die alte Bundesrepublik der 80er-Jahre: Die Charts werden von der Neuen Deutschen Welle dominiert. Markus gibt Gas und will Spaß, Fräulein Menke ist im Tretboot in Seenot und Hubert Kah sieht den Sternenhimmel.
Ein paar Musiker jedoch wollen der Totalverflachung entgegensteuern: Spliff. Vier Herren aus Berlin, die ursprünglich mal in der Politrockband Lokomotive Kreuzberg angefangen hatten, dann als Nina Hagen Band auftraten und schließlich zu Spliff wurden. "Déjà Vu", "Heut Nacht" oder "Carbonara" wurden in den 80ern zu Hits. 1985 löste Spliff sich auf. Eine Wiedervereinigung gab es nie.
Doch jetzt, nach mehr als 30 Jahren, hat sich Gitarrist Potsch Potschka drangemacht, die alten Songs von Spliff neu einzuspielen: "Potsch Potschka spielt Spliff" heißt die Platte. Das Ungewöhnliche: Potschka ersetzt die Keyboard-Parts durch Gitarren. "Es ging darum, dass ich diese schwebenden Keyboards, die sehr dominant waren, durch Gitarren ersetzen kann und ein ähnliches Feeling hinkriege. Und das ist schon eine ziemliche Herausforderung", erklärt Potsch Potschka. Mit einem Streit mit dem Keyboarder habe das nichts zu tun, im Gegenteil.
"Reinhold ist mein favourite Keyboarder. Das war eigentlich die größte Musikerliebe meines Lebens. Wir haben uns in einem Proberaum kennengelernt und zweistimmige Soli improvisiert – ohne, dass wir uns gekannt haben. Das ist schon ein ziemlicher Hammer. Er war für mich damals eindeutig der beste Keyboarder in ganz Deutschland."

Alte Songs härter eingespielt

Dass er trotz dieser Begeisterung die alten Spliff-Songs noch einmal neu eingespielt hat, habe damit zu tun, dass er etwas härtere Rockmusik machen wollte. So etwas habe er vorher noch nicht gemacht, sagt Potschka. "Ich habe versucht, die Rockmusik dadurch etwas moderner zu gestalten, dass ich nur Gitarren benutze, die dann auch stellenweise etwas aggressiver sind als im Original."
Mit seinen alten Bandkollegen habe er noch einen guten Kontakt. Auf die Frage, wie diese denn das Cover finden, reagiert Potschka etwas einsilbig: "Das ist für die nicht so wichtig. Und die finden das auch irgendwie… Das hat aber mehr damit zu tun, dass sie sich mit dem alten Zeug überhaupt nicht mehr beschäftigen wollen."

Zusammenarbeit mit einem neuen Sänger

Auch für die Fans dürfte das Cover der alten Songs zunächst einmal gewöhnungsbedürftig sein, schließlich singen nicht wie früher die alten Bandmitglieder die Songs, sondern der Sänger Sven Sander.
"Es ist natürlich schwer, wenn man die alten Sänger im Kopf hat und dann kommt da plötzlich eine neue Stimme. Da gibt es halt Leute, die das ablehnen, und andere Leute, die darauf klarkommen. Aber ich finde es ist ganz gut gelungen."
(mw)
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