Sport an exotischen Orten: Mount Arapiles

Die Hälfte der Bevölkerung sind Kletterer

Australiens-Mount-Arapiles: Sie sind nicht hoch, aber steil und ein Treffpunkt für Kletterter aus aller Welt.
Australiens-Mount-Arapiles: Sie sind nicht hoch, aber steil und ein Treffpunkt für Kletterter aus aller Welt. © Deutschlandradio / Ernst-Ludwig von Aster
Von Ernst-Ludwig von Aster |
Inmitten der flachen Landschaft ragt ein gigantisches Felsmassiv in die Höhe: der Mount Arapiles. Inzwischen ist das Massiv ein Magnet für Kletter-Freunde aus aller Welt, einige sind ganz nach Australien gezogen. Wieso zieht der Mount Arapiles so viele Kletterer an?
Ein roter Pickup kommt den Wimmera Highway entlang, bremst ab, rollt durch den kleinen Ort Natimuk. Vorbei am einzigen Hotel, einem Cafe, dem Klettershop. Der Wagen stoppt vor dem Post-Office.
Steve wartet hinter dem Tresen, wie seit Jahrzehnten. Draußen klettert das Thermometer Richtung 40 Grad. Im Post-Office sorgt die Klimaanlage für angenehme Kühle. Steve verkauft Briefmarken, Zeitungen, Schreibwaren. Und Postkarten. Die zeigen vor allem ein Motiv: Den Mount Arapiles, den Berg gleich um die Ecke. Einen schroffen Riesenfelsen in der flachen, monotonen Agrarlandschaft rund um Natimuk.
Hier leben vielleicht 550 Menschen, witzelt Steve. Manchmal aber denke ich, sie zählen ihre Hunde mit. Früher, erzählt er, war sein kleines Postamt ein internationaler Treffpunkt. Aus aller Welt kamen Kletterer nach Natimuk: "Sie holten bei mir ihre Post ab, erzählt er. Manchmal verschickten sie sogar Telegramme. Und lösten Traveller-Schecks ein. Das aber ist lange her, sagt Steve und grinst. Der moderne Kletterer reist heute mit Smartphone und Kreditkarte. Aber er kommt immer noch nach Natimuk."

Die Arapiles sind schroff und zerfurcht

Nur wenige hundert Meter weiter beugen sich Rob und Gerhard über einen Tablet-Computer. Klettertour-Planung auf der Veranda. Vor einem großen Haus - hohe Fenster, viel Holz, gerade Formen. Drumherum ein großer Garten. Zum Klettern ist Rob vor einigen Jahren hierhergezogen, hat das Haus gebaut, jetzt lebt er hier mit Freundin und Kind. Gerhard ist auf Kletterbesuch: "Mein Name ist Gerhard Hörhager, ich bin aus'm Zillertal in Tirol…" Gerhard Hörhager ist eine Kletter-Legende. Das Tablet wirkt winzig in seinen großen, leicht gekrümmten Händen. Entlang seiner Arme ziehen sich kräftige Adern. "Ich bin Kletterer, ich klettere regelmäßig seit 35 Jahren."
Mount-Arapiles: ein gigantisches Felsmassiv in Australiens monotoner Landschaft.
Mount-Arapiles: ein gigantisches Felsmassiv in Australiens monotoner Landschaft.© Deutschlandradio / Ernst-Ludwig von Aster
Anfang der 80er-Jahre mischte der Sohn eines Hüttenwirts aus dem Zillertal die internationalen Kletterwettbewerbe auf. Als ihm der Profi-Trubel zu viel wurde, konzentrierte Hörhager sich wieder aufs Zillertal. Er machte dort das Bouldern am Fels bekannt, etablierte einen naturfreundlichen Kletterstil. Seit zwei Wochen zeltet der 50-Jährige nun bei Rob im Garten. "Die ganzen Papageien, die Galahs und wie sie alle heissen, da ist nix mit langem Schlafen, wenn die sich versammeln und den Tagesplan besprechen, dann stehst auf der Matten", sagt er.
Nur zehn Kilomter weiter ragen die Arapiles in die Höhe. Schroff, zerfurcht. Wir kraxeln schwitzend über die Steine. Mehr Felswandern als Klettern. Gerhard Hörhager aber zieht es an die steilen Wände: "Bin mittlerweile das dritte Mal da zum Klettern da in Natimuk . Das ist halt das Ambiente, das ist das Flair, was es da hat, die Natur, die Felsen, die Menschen."

"Arapiles hat die schönsten Touren auf der Welt"

Heute besteht eine Hälfte der Bevölkerung in Natimuk aus Kletterern, die andere aus Farmern. Zu sagen haben sich die beiden Gruppen wenig. Die einen kümmern sich um ihre Felder, die anderen sich um ihre Felsen. "Arapiles hat die schönsten Touren auf der Welt. Die sind halt teilweise nicht so perfekt abgesichert. Man muss halt wissen, wie man einen Klemmkeil legt und so...."
Voreingebohrte Sicherungshaken sucht man in den Arapiles vergeblich. Hier sind die Kletterfreunde selbst für ihre Sicherheit verantwortlich. Mehr als 2300 Routen sind bis heute am Felsmassiv beschrieben. "Was da das Schwerste ist, ist die Route 'Punks in the gym'. Die bin ich auch schon gegangen. Und es gibt mittlerweile noch schwerere Touren. Eine vor allem, 'Somali' heißt die, die habe ich noch nicht probiert. Für die die ist es, glaube ich, ein bisschen zu warm, glaube ich, mal schauen…."
Die Hitze, das ist das einzige Problem in den Arapiles. Manchmal ist es einfach zu warm, zum Klettern. Gerhard Hörhager zuckt mit den Schultern. Er wird trotzdem noch ein wenig hierbleiben. Gerade hat er seinen Flug um eine Woche verlängert. "Da werde ich noch eine Woche klettern gehen. Und dann fliege ich zurück. Aber wer weiß, bevor ich nicht im Flugzeug sitze, kann sich nicht viel ändern, schaun mer mal…"

Hören Sie zum Thema "Sport an exotischen Orten" auch den Beitrag von Nele Rößler über Aktivitäten auf und im Meer: Audio Player

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