Olympische Spiele und Fußball-WM
Diese T-Shirtaktion der DFB-Mannschaft während der Qualifikation für die WM in Katar sorgte bei Fans im März für viel Kritik. © imago images/Ulrich Hufnagel
Warten auf die Doppelmoral
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Dieses Jahr stehen die Olympischen Spiele in China und die Fußball-WM in Katar an, wo NGOs massive Menschenrechtsverletzungen beklagen. Die Doppelmoral wird auch dieses Mal nicht ausbleiben, meint Autor Heinz Schindler.
Da gibt es ja Leute, die sagen, jegliches Handeln sei politisch – und jegliches Nichthandeln ebenso. Darf man dann daraus wiederum schlussfolgern, dass man sich gegen Politik eh nicht wehren kann? Den Eindruck habe ich ja im Sport immer mehr: Alles wird Politik, sogar der Kommerz verblasst dagegen. Und nun stehen auch noch Olympische Spiele in Peking und die Fußball-WM in Katar im Kalender.
Natürlich muss man hinschauen, was politisch läuft in diesen Ländern – und was im Hintergrund zwischen den Ausrichtern und den entsprechenden Verbänden, die sich gesucht und gefunden haben. Das hätte man gern schon früher machen können: Hinschauen, statt sich auf Expertisen etwa von Franz Beckenbauer zu verlassen, denn auch Lichtgestalten unterliegen Klimaveränderungen.
Rechtfertigt Politik Unsportlichkeit?
Die kryptischen T-Shirt-Botschaften der deutschen Nationalmannschaft mit ihren langatmigen Erläuterungen zu Beginn der Qualifikation – das war eher grotesk als Protest. Es ist auch weniger geworden, seit das Ticket zur Advents-WM gebucht wurde. Aber irgendwas wird dem Marketingmann Bierhoff schon einfallen, mit dem die Jungs nur nicht anecken, da bin ich unbesorgt.
Desto mehr wird wieder im laufenden Wettbewerb politisiert und moralisiert werden. Wettet jemand dagegen? Wohl kaum, denn auch das hatten wir im letzten Jahr schon. Ich denke an die Spiele in Tokio und Kugelstoßerin Saunders, die nach Bronze-Gewinn auf dem Siegerinnenfoto der Goldmedaillen-Gewinnerin – wie hieß die eigentlich? – die Aufmerksamkeit stahl in deren sportlichem Moment ihres Lebens. Politik rechtfertigt also Unsportlichkeit?
Oder der medizinische Notfall des Dänen Eriksen während der EM. Da wird im Fernsehstudio darüber diskutiert, ob eine halbe Stunde später ein Elfmeter zugunsten der Dänen nicht absichtlich hätte durchgelassen werden sollen. Eine Frage, die es früher in eine Parodie geschafft hätte, schafft es heute in die Berichterstattung.
Das Verhältnis muss ausgewogen sein
Aber auch die ist eben moralisch und politisch geworden mit all den selbst ernannten Virologen und Ethikerinnen in den Redaktionen, die mir im Interview schnell noch mitteilen müssen, dass sie ja auf der richtigen Seite stehen. Ich wäre beruhigt gewesen, hätte das mich denn interessiert.
Sport und Politik – das kann miteinander durchaus funktionieren, ähnlich wie der Weihnachtsbaum und die Kugeln. Aber wir kaufen zuerst den Baum, und wenn er dann mit Kugeln überladen unter ihnen verschwindet, dann gerät er in Schieflage und wird abgerüstet. Stimmt hingegen die Relation, haben wir auch gern noch länger was von ihm, weit in den Januar hinein. Und man erinnert sich später noch gern an den Baum. Die Kugeln behält man ja eh.