Vor 125 Jahren wurde Basketball erfunden
Basketball ist in den USA eine der populärsten Sportarten. Tickets für College- und NBA-Spiele sind heiß begehrt. Erfunden wurde das Spiel von einem Sportlehrer aus Ontario, der am 21. Dezember 1891 erstmals zwei Mannschaften von Studenten der "School for Christian Workers" in Springfield, Massachusetts, gegeneinander antreten ließ.
Die Winter in Neuengland im äußersten Nordosten Amerikas waren schon immer schneereich und bitterkalt. Um die footballbegeisterten Studenten der "School for Christian Workers" des YMCA, des Christlichen Vereins Junger Männer, in Springfield, Massachusetts, auch in der frostigen Jahreszeit, wenn Sportplätze unter freiem Himmel nicht mehr benutzbar sind, bei Laune zu halten, musste ein neues Spiel her. Ein möglichst einfaches Ballspiel, das die jungen Männer - anders als Gymnastik, Turnen und Gerätetraining - wirklich begeisterte.
"Zuerst hatte ich daran gedacht, an beiden Enden des Hallenparketts einen Kasten aufzustellen. Und jedes Mal, wenn der Ball da hineinflog, würde es als ein Tor zählen."
Schreibt James Naismith in seinem Tagebuch. Der aus Kanada stammende Lehrer, der an der christlichen Hochschule Sport unterrichtete, hatte sich das neue Spiel ausgedacht.
"Eines hatte ich jedoch nicht bedacht: Wenn sich die Männer einfach vor dem Tor aufstellten, würde es unmöglich sein, den Ball da hineinzukriegen. Wenn ich das Tor jedoch über den Köpfen der Spieler anbrächte, wäre diese Art der Verteidigung sinnlos."
Basketball als Kulturgeschichte
Doch die Studenten, die sich am 21. Dezember 1891 zum ersten Basketballspiel in der YMCA-Halle in Springfield einfanden, waren skeptisch: Wie oft würde es ihnen wohl gelingen, den Ball in den Körben unterzubringen, die der Schulhausmeister in drei Metern und fünf Zentimetern Höhe zu beiden Seiten der Halle an die Wand genagelt hatte?
Obwohl die Spieler nicht mit dem Ball laufen durften, waren sie von dem neuen Spiel, bestehend aus nur 13 Regeln, die James Naismith in weniger als einer Stunde zu Papier gebracht hatte, hellauf begeistert. Dass sich Mitglieder einer christlichen Hochschule so intensiv mit Sport beschäftigten, wäre einige Jahrzehnte zuvor noch völlig undenkbar gewesen.
"Christentum und Athletik schlossen sich im frühen 19. Jahrhundert noch aus. Dann allerdings entwickelte sich im englischsprachigen Raum eine breite kulturelle Bewegung, die den Begriff der 'muscular Christianity' propagierte."
Schreibt der Kulturwissenschaftler Christoph Ribbat in "Basketball - eine Kulturgeschichte".
"Im Protestantismus setzte sich die Überzeugung durch, dass moderne Christen mit trainierten Körpern ausgestattet zu sein hätten. Theologen, Psychologen, auch der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt gehörten der Strömung an. Wie der gesamte YMCA spielte die Hochschule in Springfield eine zentrale Rolle darin, diese Konzepte volkspädagogisch umzusetzen."
Kreativität, Teamgeist und Disziplin
Die YMCA-Bewegung brachte Basketball in die schnell wachsenden amerikanischen Städte. An den Colleges erfuhr das Spiel, das auf engem Raum eine empfindliche Balance zwischen Kreativität und Teamgeist, Disziplin und Individualität einfordert, schnell hohe Wertschätzung.
Aber Basketball machte in den folgenden Jahrzehnten immer wieder auch die sozialen Probleme der amerikanischen Gesellschaft deutlich.
"I was one of the first black players to walk into these gyms in the south and played in venues that had previously been segregated and all white."
Claudius Barrett Claiborne, aufgewachsen in einem Getto in Danville, Virginia, war 1965, zwei Jahre nach Martin Luther Kings berühmter Freiheitsrede, der erste schwarze Basketballer, der für das Team der elitären Duke University in North Carolina spielen durfte. Auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung war C.B. Claiborne einer der ersten schwarzen Spieler, der in den Südstaaten Sporthallen betrat, wo vorher nur Weiße Zutritt hatten.
"Es war eine Herausforderung. In den 60er-Jahren wurden eine Menge Barrieren niedergerissen. Mir war das damals gar nicht so bewusst."
20 Jahre zuvor, am 12. März 1944, als die Jim-Crow-Gesetze noch eine strikte Rassentrennung zwischen Afroamerikanern und Weißen vorschrieben, waren Dukes Basketballer schon einmal Pioniere. An diesem Sonntag - die meisten Bürger der kleinen Universitätsstadt waren noch in der Kirche - trafen sie sich in der Sporthalle des YMCA zu einem Geheimspiel mit der damals nur von Afroamerikanern besuchten North Carolina Central University. Das schwarze NCCU-Team gewann 88:44.