Sportkompanien in Russland

Für Gold und Vaterland

Die russische Stabhochspringerin Elena Isinbajewa bei den Olympischen Spielen in Peking 2008
Profisportlerin und mittlerweile Majorin: Elena Isinbajewa © dpa / picture alliance / Kay Nietfeld
Von Gesine Dornblüth |
Die russischen Sportler hatten zu schlecht bei den Olympischen Sommerspielen in Russland abgeschlossen, daraufhin ordnete Präsident Putin an, die sowjetischen Sportkompanien wiederzubeleben. Seitdem gibt es Armeedienst light für Spitzensportler.
Wie fast überall auf der Welt ist der Sport auch in Russland ein "patriotischer Faktor" von enormer Wichtigkeit. Und deswegen ist es kein Wunder, dass auch hier die Armee den Hochleistungssport und seine Athleten nutzt, um für sich und das Land zu werben. Das war schon zu Sowjetzeiten so. Da gab es Armeesportler, die im legendären Armeesportklub ZSKA organisiert waren. Fast 500 olympische Goldmedaillen erkämpften sie für die Sowjetunion – da kommt kaum eine andere Sportorganisation heran. Seit drei Jahren wird der zwischenzeitlich etwas heruntergefahrene Armeesport wiederbelebt.
Eine Gelöbnisfeier russischer Soldaten. Es ist nicht irgendein Gelöbnis. Hier legen junge Profisportler ihren Eid auf Verfassung, Volk und Vaterland ab. Ein Jahr werden sie in einer Sportkompanie der russischen Armee dienen. Verteidigungsminister Sergej Schojgu begrüßt die Sportler persönlich.
"Mit dem Treueschwur seid ihr Erben der besten Traditionen des russischen Soldatentums geworden. Erben des Ruhmes einer Generation von Siegern. Es ist an euch, neue Seiten in der Geschichte des heimischen Armeesports zu schreiben."
Mit der UdSSR gingen die Sportkompanien unter
Sportkompanien gab es bereits zu Sowjetzeiten. Mit der UdSSR gingen sie unter. Vor drei Jahren hat Russlands Präsident Wladimir Putin angeordnet, sie wieder zu beleben. Da waren die Olympischen Sommerspiele in London gerade vorbei. Die russischen Sportler hatten aus Putins Sicht zu schlecht abgeschnitten, also beschloss Russland, die heimische Sportförderung besser zu organisieren, unter anderem mithilfe der Armee.
Junge erfolgreiche Profisportler können seitdem eine Art Armeedienst light ableisten, vorausgesetzt, sie betreiben eine olympische Sportart und gehören dem Nationalkader an. Mithilfe der Armee sollen sie sich optimal auf Wettkämpfe vorbereiten können. Vier Sportkompanien gibt es in Russland, mit je 100 Soldaten. Pawel Kulischnikow, zweifacher Weltmeister im Eisschnelllauf, ist einer von ihnen.
"Ich bin sehr froh, dass ich meinen Armeedienst in der Sportkompanie ableisten kann. Denn wer ein Jahr mit dem Training aussetzt, hat es danach sehr schwer, wieder in Topform zu kommen."
In Russland herrscht Wehrpflicht. Eisschnellläufer Kulischnikow muss nun nur einige Male im Jahr für wenige Tage in die Kaserne, um schießen und Gehorsam zu lernen. Ansonsten trainiert er weiter und nimmt an Wettkämpfen teil. Die Sportkompanien sind wie zu Sowjetzeiten beim Zentralen Armeesportklub ZSKA angesiedelt, der untersteht dem Verteidigungsministerium und wird gerade modernisiert. Pawel Iwaschko, zweifacher Junioren-Europameister in der Leichtathletik, lobt die Bedingungen bei ZSKA.
"In der Sportkompanie zu dienen, ist eine große Ehre für mich. Nicht jeder wird genommen. Das Trainingszentrum ist sehr gut, alle Sport- und Trainingshallen sind auf professionellem Niveau."
Die Armee ihrerseits ist froh, potenzielle gute Soldaten zu bekommen. Sergej Sokolovskij, Kommandeur einer Sportkompanie:
"Armeesportler sind ausdauernd. Ihre Trainer haben sie in einer bestimmten Art erzogen, zu Disziplin. Die Anlagen sind da, wir müssen sie nur noch ein bisschen für die Anforderungen der Armee weiterentwickeln."
Auch weibliche Profisportler verpflichten sich
Die russische Armee kann mit den Athleten für sich werben. Irina Ortman, eine junge, sehr blonde, sehr schlanke und sehr alberne junge Frau moderiert eine mit Staatsgeldern finanzierte Armeesendung in einem russischen Kabelsender. Sie hat den Eiskunstläufer Maksim Kovtun mit der Kamera bei seinem Gelöbnis und in die Kaserne begleitet. Später dreht sie mit ihm auf dem Eis.
"Max, du warst heute umwerfend. Als du den Eid geleistet hast, ist mein Herz dahin geschmolzen!"
Russland schwimmt auf einer Welle des Patriotismus, die Begeisterung für die Armee ist groß. Und so gibt es auch Profisportler, die längere Verträge mit Verteidigungsministerium abschließen. Darunter auch Frauen wie die Sportikone Elena Isinbajewa, zweifache Olympiasiegerin im Stabhochsprung. Sie hat sich für fünf Jahre verpflichtet.
"Mir gefällt alles, was mit der Armee zusammenhängt. Mit einer echten Armee. Wir verfolgen auch die Reformen in der Armee. Ich habe die Siegesparade angeschaut, der Stolz, der mich ergriffen hat, ist einfach unglaublich. Was für eine Kraft!"
Isinbajewa wurde mittlerweile vom Hauptmann zum Major befördert. Bei ZSKA bereitet sie sich derzeit auf die Olympischen Sommerspiele in Rio vor. Die Teilnahme steht allerdings in den Sternen - wegen des Doping-Skandals.
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