Es ist natürlich eine Menge Geld, aber wenn man sieht, was das auch für die Zukunft dieser Stadt bedeutet, für den Sport bedeutet, aber eben auch für den Schulsport mit der Dreifachturnhalle, auch für unser Mobilitäts- und Parkkonzept. Dann glaube ich, ist das sehr, sehr gut angelegtes Geld.
Sportstadt Krefeld
Heimat für Kinder- und Jugendsport auf dem Eis: Die Krefelder Rheinlandhalle. © imago stock&people / imago stock&people
Nicht nur Platz für Spitzenklasse
24:11 Minuten
Die linksrheinische Großstadt am Niederrhein hat nicht nur eine lange Tradition im Hockey, Eishockey und Fußball. Hier wurden auch viele Jahre lang die meisten Sportabzeichen in Nordrhein-Westfalen gemacht.
1936 entsteht in der damaligen Hindenburg- und heutigen Westparkstraße Krefelds erste Eishalle. Und das nur deshalb, weil der Geschäftsmann und Eierhändler Willi Münstermann in Düsseldorf keine Halle findet, wo er seine Eier lagern kann. In Krefeld dagegen machen ihm die Ratsherren ein verlockendes Angebot. Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges gibt es noch zwei riesige alte Lagerhäuser am Stadtrand und diese Lagerhäuser sind nicht mehr in Betrieb. Ende Juni 1936 wird der Grundstein für das Hindenburgstadion gelegt. Gut vier Monate später, am 22. Oktober 1936, gründet Willi Münstermann den Eishockeyverein Krefelder EV 36.
Zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Hindenburgstadion in Rheinlandhalle umbenannt. Nach der Jahrtausendwende ziehen die Krefeld Pinguine, der Nachfolgeverein des Krefelder EV, in eine gegenübergelegene Mehrzweckhalle um. Die Rheinlandhalle und die angrenzende Werner-Rittberger-Halle werden noch heute für den Kinder- und Jugendsport im Eishockey und Eiskunstlaufen genutzt, obwohl der marode Zustand beider Hallen bereits in einem Gutachten von 2017 festgestellt worden ist. Seit Jahren wird in der Stadt über einen Neubau diskutiert. Inzwischen ist man sich einig, dass Krefeld neue Eishallen bauen wird.
Hallenneubau geplant
Die neuen Rheinlandhallen sind nicht nur als künftige Heimat des Krefelder Eissports geplant. Im Gebäude an der Westparkstraße sollen neben zwei Eisflächen auch eine Dreifachturnhalle, ein Parkhaus und im Außenbereich ein Bewegungspark für Freizeitsportler entstehen. Gebaut werden sollen in unmittelbarer Nachbarschaft auch ein Seniorenzentrum, eine Kita und Wohnungen. Laut Zeitplan soll im zweiten Quartal 2024 mit dem Bau begonnen werden, sodass im Jahr 2026 dann auch die Krefelderinnen und Krefelder die Hallen nutzen können. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich nach Angaben der Stadt Krefeld derzeit auf knapp 91 Millionen Euro.
Der Wasserverbrauch einer Eishalle beläuft sich auf etwa zwei bis drei Millionen Liter pro Jahr. Darüber hinaus erfordert der Kühlungsprozess der Eisflächen einen erheblichen Energiebedarf. Deshalb möchte die Stadt Krefeld den CO₂-Fußabdruck beim Neubau der Eishallen möglichst gering halten.
Große Hockeytradition
Während die Krefeld Pinguine seit März 2022 nur noch zweitklassig sind, spielen die erste Damen- und die erste Herren-Mannschaft des Krefelder Hockey- und Tennisklubs bereits seit mehreren Jahren in der Bundesliga. Geschäftsführer und Vorstand des Klubs ist Dirk Wellen, Anfang der achtziger Jahre selbst Spieler und damals Junioren-Welt- und Europameister. Die von Dirk Wellen ins Leben gerufene Initiative „Hockey City Krefeld“ hat den Stellenwert des Hockeysports in der Stadt deutlich aufgewertet.
Auch Dirk Wellens Sohn Niklas spielt professionell Hockey und hat seine Laufbahn in Krefeld begonnen. Der 28-Jährige hat es weit gebracht und bis ins Nationalteam geschafft. Aktuell zählt der Stürmer zu den besten Spielern weltweit. Anfang des Jahres hat er maßgeblich zum WM-Titelgewinn der deutschen Herren bei der Weltmeisterschaft in Indien beigetragen. Weltmeister, EM-Zweiter und Olympiadritter ist Niklas Wellen schon. Olympisches Gold wäre damit sozusagen die Sahne auf der Torte. Bei den Sommerspielen im kommenden Jahr in Paris gehören die deutschen Hockey-Männer zu den Favoriten.
Sportliche Krefelder
Krefeld hat aber nicht nur eine lange und erfolgreiche Tradition im Spitzensport, es hat auch sehr sportliche Einwohner. Mehrere Jahre in Folge haben sie die meisten Sportabzeichen-Prüfungen in ganz Nordrhein-Westfalen erfolgreich bestanden. Ein Krefelder hat das in diesem Jahr zum Sage und schreibe 60. Mal geschafft. Den Spitzenplatz hat die linksrheinisch gelegene Stadt am Niederrhein in diesem Sommer zwar an Hamm abgeben müssen, rangiert hinter Münster aber weiter auf einem guten dritten Platz aller 54 Stadt- und Kreissportbünde in NRW.
Viele der erfolgreichen Breitensportler in Krefeld und Umgebung haben auch ein Herz für den Fußball. Und das schlägt im Stadtteil Uerdingen. Dort wird 1905 der heimische Fußballklub gegründet. 1953 schließt sich dieser mit der Betriebssportgruppe des Chemiekonzerns Bayer zusammen. 1975 steigt der Verein erstmals in die Bundesliga auf, nach einer Saison jedoch sofort wieder ab. Die erfolgreichste Zeit erlebt Bayer 05 nach dem dritten Bundesliga-Aufstieg im Jahr 1983. Damals im Tor: Werner Vollack. Wir treffen den heute 68-Jährigen in seiner Wohnung in Krefeld-Traar. Für ihn hat er seine stärksten Leistungen als Profi-Torwart in den Bundesliga-Relegationsspielen im Sommer ´83 gegen Schalke 04 gezeigt.
Sieg im DFB-Pokal
Mit Werner Vollack im Tor arbeitet sich Bayer 05 Uerdingen in den folgenden drei Spielzeiten bis auf Platz drei hoch und erreicht 1985 das Endspiel im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. An einem heißen Frühsommerabend gelingt dem Außenseiter die Überraschung. Der Lohn für diesen absolut verdienten Sieg gegen die damals schon übermächtigen Bayern ist die Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger. In diesem heute nicht mehr existierenden Wettbewerb schafft es der Verein sogar bis in Halbfinale, und Werner Vollack erlangt in den Spielen gegen Atletico Madrid internationale Bekanntheit. Die spanische Presse gibt ihm daraufhin den Namen „El Milagro“, was übersetzt „Das Wunder“ heißt.
Absturz in die 6. Liga
Hinter dem KFC Uerdingen, so heißt der Verein seit der Trennung von der Bayer AG 1995, liegen knapp 30 Jahre mit dramatischen Tiefschlägen. Nach dem letzten Bundesliga-Abstieg 1996 stürzt der Verein bis in die 6. Liga ab und ist zudem mehrfach insolvent. Zuletzt eröffnet das Amtsgericht Krefeld im März 2021 ein Verfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Dieses ist inzwischen abgeschlossen. Seitdem versucht der neue Vorstand unter Präsident Marc Schürmann, der seit April dieses Jahres im Amt ist, das Vertrauen gegenüber den Fans und der Stadt wiederaufzubauen.
Ungebrochene Unterstützung
Die finanziellen Altlasten, die der KFC Uerdingen immer noch mit sich herumträgt, sind nicht unbeträchtlich. Dennoch ist Präsident Marc Schürmann zuversichtlich. Bis Ende des Jahres will man aus dem Gröbsten heraus sein. Beeindruckend ist die nach wie vor ungebrochene Unterstützung der Fans. Aktuell kommen etwa 2000 zu den Heimspielen. Was auch zeigt, dass die Sportstadt Krefeld ihre Vereine nicht im Stich lässt, selbst wenn sie, so wie der KFC, viel Kredit verspielt haben. Ein Aushängeschild wie in den Achtzigern ist der Verein längst nicht mehr, aber er ist und bleibt ein Kind Krefelds.