Plattformkapitalismus erobert den wilden Podcast-Westen
54:53 Minuten
Mit 70 Prozent Zuwachs im Jahr 2019 ist Spotify zu einem der wichtigsten Player in der Podcastwelt geworden. Auch Amazon baut die Hörbuchplattform Audible aus. Das Rennen um eine Monopolstellung im Audiobereich ist in vollem Gange.
Podcasts gibt es seit mehr als 15 Jahren und sie haben nach dem Prinzip funktioniert: Macherinnen und Macher laden Audiodateien auf ihre eigene Webseite und Hörerinnen und Hörer können sie mit jedem beliebigen Podcastclient abonnieren. Doch diese Situation ändert sich gerade: Große Tech-Firmen wie Spotify und Amazon haben den Markt für sich entdeckt und krempeln ihn kräftig um.
Dabei gehen sie anders vor, als es vorher üblich war. Statt auf die offene Verbreitung via RSS zu setzen, investieren Spotify und Audible in Exklusivinhalte, die nur auf der eigenen Plattform gehört werden können. Der schwedische Musikstreamingdienst Spotify ist dabei so erfolgreich, dass er auf dem Weg zum mächtigsten Anbieter ist – was auch an großen Investitionen in das Medium liegt.
Kommt das nächste Tech-Monopol?
Einer der erfolgreichsten Podcaster der Welt – Joe Rogan – erhielt von Spotify geschätzte 100 Millionen Dollar, um exklusiv für die Schweden zu produzieren. Gimlet, eines der angesehensten Produktionshäuser der Branche, wurde für einen dreistelligen Millionenbetrag gekauft und in Deutschland konnte Spotify den Podcast von Olli Schulz und Jan Böhmermann für sich gewinnen, der vorher vom RBB-Sender "radioeins" ausgestrahlt wurde.
Neben erfolgreichen Formaten wird auch in neue Konzepte investiert. Zum Beispiel die "Daily Drive"-Playliste, die für die Länge des Arbeitsweges optimiert ist. Es ist also wenig verwunderlich, dass gerade Spotify viele Hörerinnen und Hörer, denen das Medium vorher fremd war, zu Podcasts gebracht hat. Doch nach und nach werden genau deshalb die Bedenken lauter.
Neben erfolgreichen Formaten wird auch in neue Konzepte investiert. Zum Beispiel die "Daily Drive"-Playliste, die für die Länge des Arbeitsweges optimiert ist. Es ist also wenig verwunderlich, dass gerade Spotify viele Hörerinnen und Hörer, denen das Medium vorher fremd war, zu Podcasts gebracht hat. Doch nach und nach werden genau deshalb die Bedenken lauter.
Die Befürchtung ist, dass sich im diversen Podcastmarkt Monopole ausbilden – ähnlich wie es bei Onlinevideo und Youtube passiert ist. Die Folge wäre, dass ein oder zwei mächtige Unternehmen den Markt dominieren und damit die Regeln bestimmen können, nach denen Podcastinhalte verbreitet werden. Am Beispiel Youtube kann man sehen, dass dies Auswirkungen auf die freie Meinungsäußerung und den demokratischen Diskurs haben kann.
Ein Medium am Kipppunkt
Wie sieht die Zukunft von Podcasts aus? Darüber diskutieren wir mit Dirk von Gehlen, der bei der "Süddeutschen Zeitung" für die Abteilung Social Media und Innovation verantwortlich ist. Er vergleicht im Gespräch mit Breitband die Marktsituation mit dem Umweltschutz: Auch wenn eine einzelne Person die Situation nicht ändern könnte, sei es sinnvoll, sich der Lage bewusst zu sein und sein Hörverhalten darauf einzustellen, das heißt, bewusst auf verschiedenen Plattformen Podcasts zu hören. Unser zweiter Gesprächspartner Sandro Schroeder ist beim Deutschlandradio für Podcasts verantwortlich. Er sieht den Markt an einem Kipppunkt, an dem sich die Zukunft des Mediums entscheidet.
Das Team
Moderation: Philip Banse
Redaktion: Hagen Terschüren, Jana Wuttke, Vera Linß
Webredaktion: Hagen Terschüren
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(hte)