Spotify kauft Podcast-Label Gimlet

Podcasts und der Plattformkapitalismus

07:06 Minuten
Der Börsenhändler steht vor der Tafle mit dem Spotify-Kurs, zeigt alle fünf Finger der linken Hand und ruft etwas. Daneben zwei weitere Personen.
Interessant für Börsenhändler: Spotify ist auf Einkaufstour gegangen. © Richard Drew/AP/dpa
Sandro Schroeder im Gespräch mit Vera Linß und Maike Herbsreuth |
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Die Zeiten der Podcasts als Medium der offenen Standards sei wohl vorbei, kommentiert Journalist Sandro Schroeder die Übernahme des Podcast-Labels Gimlet durch Spotify. Die Logik des Plattformkapitalismus zieht nun auch im Bereich der Podcasts ein.
Es ist für alle in der Audio- und Podcast-Welt die Meldung der Woche: Die Streaming-Plattform Spotify hat das US-amerikanische Podcast-Label "Gimlet Media" gekauft. Wahrscheinlich für die beachtliche Summe von 230 Millionen US-Dollar, so heißt es jedenfalls bisher. Das ist so beachtlich, weil das einerseits fast zehn Mal mehr Geld ist, als das Start-up Gimlet bisher von seinen Investoren bekommen hat, und andererseits drei Mal so viel wie der bisher geschätzte Wert von Gimlet. Kurz: Das Podcast-Label scheint der Streaming-Plattform viel Geld wert zu sein.
Richtig überraschend sei der Verkauf allerdings nicht, meint unser Kollege Sandro Schroeder im Gespräch. Schließlich muss Gimlet irgendwann seine Investoren ausbezahlen, inklusive Renditen. Ob dies aus eigener Kraft zu schaffen sei – nur mit Marketing-Podcasts, Matratzen-Werbung und verkauften Serien? Das erschien vielen Beobachtern eher fraglich. Obwohl Gimlet sehr erfolgreich sei, das führende Podcast-Label weltweit, so Schroeder, scheine doch die Antwort zu sein: "Das schafft kein Podcast-Label aus sich selbst heraus."

Eine Rund-um-Plattform für Podcasts

Auch aus der Sicht von Spotify sei der Kauf sinnvoll. "Sie haben in letzter Zeit die Podcasts bei sich auf der Plattform gestärkt, bei sich auf der Seite ganz klar positioniert, als wichtigen Inhalt."
Neben Gimlet hat Spotify außerdem die App Anchor gekauft. 2016 ging die App als eine Art Twitter in Audioform an den Start, also als ein Stream von Audio-Kurzbotschaften. Seitdem hat es verschiedene Wandlungen durchlaufen. Ab 2018 präsentiert es sich als einfache Podcast-App für alle.
Die These könnte also naheliegen, dass Spotify durch seine neuen Einkäufe die Plattform schlechthin werden möchte, auf der Audios produziert und konsumiert werden. Eine "Rundum-Plattform" für Podcasts, bei der Spotify die technische Verbreitungsplattform, aber auch Herausgeber von Inhalten ist.

Ein Gigant beginnt, seinen Markt abzustecken

Von einem Podcast-Monopol sind wir trotzdem noch weit entfernt. Schließlich haben auch Internetkonzerne wie Google und Amazon noch echte Ambitionen bei Podcasts und Audio. Zu erwähnen ist auch der "schlafende Riese" Apple, der seit Jahren das führende Podcast-Verzeichnis besitzt – aber nicht viel unternimmt, um diese Position zu sichern.
Die Einkaufstour von Spotify zeigt: Die Logik des Plattformkapitalismus macht nun auch vor Podcasts nicht mehr halt, meint Sandro Schroeder. Die Zeiten der Podcasts als Medium der offenen Standards sei wohl vorbei. "Die große Befürchtung ist jetzt, dass dieses demokratische Element von Podcasts aufhört, weil nun so ein Gigant beginnt, seinen Markt abzustecken und damit auch ganz viel Kontrolle zu übernehmen."
(lk)
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