Sprachen lernen im Netz
Mit Karteikarten Vokabeln pauken war gestern: Sprachen lassen sich heute einfach und bequem am Computer lernen. Eine Berliner Startup-Firma bietet Kurse im Internet.
Hier sei es gefährlich für Fußgänger, so die Frauenstimme aus der Sprachlern-Software "Babbel". Die Frau spricht brasilianisches Portugiesisch. Und vermutlich kann man den Satz besser in den Straßen brasilianischer Großstädte anwenden als hier in der übersichtlichen Großbeerenstraße im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Dort hat LessonNine seinen Sitz, ein Startup-Unternehmen mit elf Festangestellten.
Geschäftsführer Markus Witte zeigt den Büroraum einer Berliner Altbauwohnung. Ein Regal ist vollgestopft mit klassischen Sprachführern anderer Firmen, Wortschatz-Bänden und Wörterbüchern. Auf dem Dielenboden liegen unter anderem Vokabelkarten. Sprachen lernen mit Vokabelkarten aus Papier hat einen großen Nachteil. Der Lernende kann sich nicht einfach merken, wie oft er welches Wort gewusst hat.
"Das kann man natürlich mit einer guten Datenbank so machen, dass ich einen Zeitpunkt festlege, wann ich einen Inhalt vertiefen oder wiederholen sollte. Ich habe heute einen Fehler gemacht in einem Satz, ich habe diesen oder jenen Inhalt nicht gewusst, morgen wird er mir noch mal vorgelegt. Und in einem anderen Fall: Ich habe das schon fünf Mal wiederholt. Dann dauert es Monate, bis dieser Inhalt noch mal aufkommt, damit ich den dauerhaft im Gedächtnis behalten kann."
Das kann natürlich auch die Software "Babbel". Sieben Sprachen hat sie zurzeit im Angebot. Und zufälligerweise ist gerade Spanisch als Lernsprache auf seinem Vorführnotebook markiert. Die Benutzeroberfläche in grau und weiß gehaltenem Design sieht ansprechend und angenehm übersichtlich aus. Auf einem Foto sind Muscheln abgebildet. Darunter steht das deutsche Wort "Schalentier" und das spanische Äquivalent, das eine Frauenstimme liest:
"El crustáceo"
"Ich sprech' das jetzt nicht nach, weil mein Spanisch ist zu schlecht."
Markus Witte ziert sich noch. Aber da muss er nun durch:
Witte: "Ja, gut, wir probieren das mal. Also:"
Frauenstimme: "El crustáceo"
Witte: "El crustáceo"
Frauenstimme: "El cordero"
Witte: "El cordero"
81 – diese Zahl wird kurz eingeblendet. Das bedeutet: Markus Witte hat 81 von 100 Punkten für seine Ausspracheleistung erhalten. Hätte er weniger als 50 Punkte, müsste er so lange das Wort üben, bis die Punktezahl diesen Schwellenwert übersteigt. Denn sonst besteht die Gefahr, dass ein Spanier dieses Wort nicht einmal versteht.
Geschäftsführer Markus Witte macht es sichtlich Spaß, ein Youtube-Video abzuspielen, in dem Brad Pitt Italienisch spricht:
"Das ist also die Szene aus dem Film 'Inglourious Basterds'. Dazu gehört auch noch ein 'Arrividerci', das Brad Pitt dort zum Besten gibt. Wir haben diesen Sound durch unser System gespielt und sind dann eben auf die Bewertung von 53 Punkten für das 'buon giorno' und auf 57 Punkte für das 'arrivederci' gekommen. Er hat einen extremen Akzent. Und das ist ja auch eigentlich das Lustige an dieser ganzen Szene. Und das ist ja schon fast eine Fremdschämen-Szene und ein sehr gutes Beispiel dafür, warum es sinnvoll ist, die Aussprache zu trainieren."
Praktische Sätze für den Alltag, im Straßenverkehr, im Restaurant, beim Flirten. Thematisch unterscheidet sich diese Software von herkömmlichen Sprach-Lern-Produkten nicht. Das Besondere ist nur, dass bei "Babbel" alles online geschieht. Die Sprachdaten liegen nicht auf dem Computer des Nutzers, sondern auf einem Server, den die Entwickler angemietet haben. Mit Hilfe eines Flash Players, ein in den Browser eingebettetes Zusatzprogramm, wird die Aussprache des Lernenden mit der Aussprache jener Muttersprachler verglichen, die von zu Hause aus mit einem Headset im Auftrag von "Babbel" die Wörter und Sätze eingesprochen haben:
"Ich schätze deine Ehrlichkeit", sagt die portugiesische Stimme. Und der Lernende muss schmunzeln, wenn er das Bild zum Satz sieht: Pinocchio ist mit seiner langen Nase abgebildet. Das Ganze ist durchgestrichen. Auch deshalb macht das Lernen mit diesem Online-Service so viel Spaß. Probleme kann es geben, wenn der für den Ausspracheabgleich erforderliche Flash-Player noch nicht installiert ist. Ansonsten versteht sich die Bedienung aber fast von selbst.
Für sechs Euro im Monat hat man Zugriff auf eine Fremdsprache. Man kann sich dann durch den Kurs führen lassen, Sätze nachsprechen und Schreibübungen machen. Oder aber man kontaktiert innerhalb des Programms anderer Nutzer, mögliche Tandempartner. Fragt sich nur, ob sich damit der Entwickler nicht langfristig selbst seine Einnahmequelle nimmt. Aber da macht sich Markus Witte keine Sorgen:
"Nein, das geht unserer Geschäftsidee gar nicht entgegen. Wir haben das tatsächlich auch auf unserer Plattform. Das können wir uns mal ansehen. Ich kann also andere Nutzerprofile mir ansehen. Und ich kann mir jetzt hier jemanden suchen aus Spanien. Und hier gibt’s zum Beispiel einen Orlando, der perfekt Spanisch spricht – das sollte man auch für einen Spanier erwarten – und der Deutsch lernt."
Jetzt könnte der Deutsche, der Spanisch lernt, diesem Orlando eine interne Nachricht schicken und ihn fragen, ob er nicht Lust hätte, sich mit ihm mal auf Deutsch, mal auf Spanisch, über die Videotelefonie-Software Skype zu unterhalten. Markus Witte denkt schon darüber nach, inwiefern man "Babbel" auch mit Facebook verknüpfen könnte. Denn wer Facebook nutzt und ein iPhone hat, macht einen Großteil der 750.000 Kunden der Online-Software aus. Und so gibt es schon eine Anwendung für das iPhone. Das Ziel: Egal, wo die Nutzer von "Babbel" gerade sind, jeder von ihnen sollte Zugang haben.
Manchmal hat nicht nur der Lernende einer Fremdsprache Verständnisprobleme, sondern auch die Spracherkennungssoftware, gibt Markus Witte zu:
"Das gibt es. Spracherkennung ist nie perfekt. Das heißt, ich kann Glück haben und mit einer falschen Betonung trotzdem durchkommen, weil Randgeräusche oder ähnliches den Algorithmus irritieren. Es ist also keine hundertprozentige Bewertung. Aber es ist ein sehr guter Anhaltspunkt. Und es ist vor allem ein Mittel, zum Sprechen zu kommen."
Und da ist die Software "Babbel" eben nur ein Baustein. Die Anwendung im Alltag, das Sprechen mit Muttersprachlern, über das Internet, am Strand oder im Museum – all das ist zwingend notwendig, um letztlich eine Sprache zu lernen. Und wenn die Lernerfolge eher schleppend sind, kann man sich ja zum Beispiel von einem Brasilianer oder einer Brasilianerin trösten lassen. Vorausgesetzt, man weiß noch, was "Kannst du mich mal in die Arme nehmen?" im brasilianischen Portugiesisch heißt.
Homepage des Programms "Babbel"
Geschäftsführer Markus Witte zeigt den Büroraum einer Berliner Altbauwohnung. Ein Regal ist vollgestopft mit klassischen Sprachführern anderer Firmen, Wortschatz-Bänden und Wörterbüchern. Auf dem Dielenboden liegen unter anderem Vokabelkarten. Sprachen lernen mit Vokabelkarten aus Papier hat einen großen Nachteil. Der Lernende kann sich nicht einfach merken, wie oft er welches Wort gewusst hat.
"Das kann man natürlich mit einer guten Datenbank so machen, dass ich einen Zeitpunkt festlege, wann ich einen Inhalt vertiefen oder wiederholen sollte. Ich habe heute einen Fehler gemacht in einem Satz, ich habe diesen oder jenen Inhalt nicht gewusst, morgen wird er mir noch mal vorgelegt. Und in einem anderen Fall: Ich habe das schon fünf Mal wiederholt. Dann dauert es Monate, bis dieser Inhalt noch mal aufkommt, damit ich den dauerhaft im Gedächtnis behalten kann."
Das kann natürlich auch die Software "Babbel". Sieben Sprachen hat sie zurzeit im Angebot. Und zufälligerweise ist gerade Spanisch als Lernsprache auf seinem Vorführnotebook markiert. Die Benutzeroberfläche in grau und weiß gehaltenem Design sieht ansprechend und angenehm übersichtlich aus. Auf einem Foto sind Muscheln abgebildet. Darunter steht das deutsche Wort "Schalentier" und das spanische Äquivalent, das eine Frauenstimme liest:
"El crustáceo"
"Ich sprech' das jetzt nicht nach, weil mein Spanisch ist zu schlecht."
Markus Witte ziert sich noch. Aber da muss er nun durch:
Witte: "Ja, gut, wir probieren das mal. Also:"
Frauenstimme: "El crustáceo"
Witte: "El crustáceo"
Frauenstimme: "El cordero"
Witte: "El cordero"
81 – diese Zahl wird kurz eingeblendet. Das bedeutet: Markus Witte hat 81 von 100 Punkten für seine Ausspracheleistung erhalten. Hätte er weniger als 50 Punkte, müsste er so lange das Wort üben, bis die Punktezahl diesen Schwellenwert übersteigt. Denn sonst besteht die Gefahr, dass ein Spanier dieses Wort nicht einmal versteht.
Geschäftsführer Markus Witte macht es sichtlich Spaß, ein Youtube-Video abzuspielen, in dem Brad Pitt Italienisch spricht:
"Das ist also die Szene aus dem Film 'Inglourious Basterds'. Dazu gehört auch noch ein 'Arrividerci', das Brad Pitt dort zum Besten gibt. Wir haben diesen Sound durch unser System gespielt und sind dann eben auf die Bewertung von 53 Punkten für das 'buon giorno' und auf 57 Punkte für das 'arrivederci' gekommen. Er hat einen extremen Akzent. Und das ist ja auch eigentlich das Lustige an dieser ganzen Szene. Und das ist ja schon fast eine Fremdschämen-Szene und ein sehr gutes Beispiel dafür, warum es sinnvoll ist, die Aussprache zu trainieren."
Praktische Sätze für den Alltag, im Straßenverkehr, im Restaurant, beim Flirten. Thematisch unterscheidet sich diese Software von herkömmlichen Sprach-Lern-Produkten nicht. Das Besondere ist nur, dass bei "Babbel" alles online geschieht. Die Sprachdaten liegen nicht auf dem Computer des Nutzers, sondern auf einem Server, den die Entwickler angemietet haben. Mit Hilfe eines Flash Players, ein in den Browser eingebettetes Zusatzprogramm, wird die Aussprache des Lernenden mit der Aussprache jener Muttersprachler verglichen, die von zu Hause aus mit einem Headset im Auftrag von "Babbel" die Wörter und Sätze eingesprochen haben:
"Ich schätze deine Ehrlichkeit", sagt die portugiesische Stimme. Und der Lernende muss schmunzeln, wenn er das Bild zum Satz sieht: Pinocchio ist mit seiner langen Nase abgebildet. Das Ganze ist durchgestrichen. Auch deshalb macht das Lernen mit diesem Online-Service so viel Spaß. Probleme kann es geben, wenn der für den Ausspracheabgleich erforderliche Flash-Player noch nicht installiert ist. Ansonsten versteht sich die Bedienung aber fast von selbst.
Für sechs Euro im Monat hat man Zugriff auf eine Fremdsprache. Man kann sich dann durch den Kurs führen lassen, Sätze nachsprechen und Schreibübungen machen. Oder aber man kontaktiert innerhalb des Programms anderer Nutzer, mögliche Tandempartner. Fragt sich nur, ob sich damit der Entwickler nicht langfristig selbst seine Einnahmequelle nimmt. Aber da macht sich Markus Witte keine Sorgen:
"Nein, das geht unserer Geschäftsidee gar nicht entgegen. Wir haben das tatsächlich auch auf unserer Plattform. Das können wir uns mal ansehen. Ich kann also andere Nutzerprofile mir ansehen. Und ich kann mir jetzt hier jemanden suchen aus Spanien. Und hier gibt’s zum Beispiel einen Orlando, der perfekt Spanisch spricht – das sollte man auch für einen Spanier erwarten – und der Deutsch lernt."
Jetzt könnte der Deutsche, der Spanisch lernt, diesem Orlando eine interne Nachricht schicken und ihn fragen, ob er nicht Lust hätte, sich mit ihm mal auf Deutsch, mal auf Spanisch, über die Videotelefonie-Software Skype zu unterhalten. Markus Witte denkt schon darüber nach, inwiefern man "Babbel" auch mit Facebook verknüpfen könnte. Denn wer Facebook nutzt und ein iPhone hat, macht einen Großteil der 750.000 Kunden der Online-Software aus. Und so gibt es schon eine Anwendung für das iPhone. Das Ziel: Egal, wo die Nutzer von "Babbel" gerade sind, jeder von ihnen sollte Zugang haben.
Manchmal hat nicht nur der Lernende einer Fremdsprache Verständnisprobleme, sondern auch die Spracherkennungssoftware, gibt Markus Witte zu:
"Das gibt es. Spracherkennung ist nie perfekt. Das heißt, ich kann Glück haben und mit einer falschen Betonung trotzdem durchkommen, weil Randgeräusche oder ähnliches den Algorithmus irritieren. Es ist also keine hundertprozentige Bewertung. Aber es ist ein sehr guter Anhaltspunkt. Und es ist vor allem ein Mittel, zum Sprechen zu kommen."
Und da ist die Software "Babbel" eben nur ein Baustein. Die Anwendung im Alltag, das Sprechen mit Muttersprachlern, über das Internet, am Strand oder im Museum – all das ist zwingend notwendig, um letztlich eine Sprache zu lernen. Und wenn die Lernerfolge eher schleppend sind, kann man sich ja zum Beispiel von einem Brasilianer oder einer Brasilianerin trösten lassen. Vorausgesetzt, man weiß noch, was "Kannst du mich mal in die Arme nehmen?" im brasilianischen Portugiesisch heißt.
Homepage des Programms "Babbel"