Jürgen Trabant: "Globalesisch oder was? Ein Plädoyer für Europas Sprachen Verlag C. H. Beck
Globale Einheitsliteratur
Die Globalisierung macht auch vor der Literatur nicht Halt. Bleibt da der Eigensinn nationaler Sprachen und Denkweisen auf der Strecke?
Zum Internationalen Literaturfestival Berlin versammeln sich Autoren aus den unterschiedlichsten Ländern in Berlin. Die Vielfalt der Sprachen täuscht aber womöglich über die Vielfalt der Literaturen und Schreibweisen hinweg. Der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant hat sich in "Globalesisch" mit der Angleichung der Sprachen beschäftigt. Wie groß ist der Anpassungsdruck des dominierenden englischsprachigen Marktes? Und wie sehr gehen dabei sprachliche und kulturelle Eigenheiten verloren?
"Natürlich ist die Weltkultur anglophon", sagte Trabant im Deutschlandradio Kultur. "Wenn Sie einen Roman auf Lingala schreiben, dann liest den niemand." Man müsse ihn schon auf englisch oder französisch übersetzen lassen, um im Westen Gehör zu finden.
Dem Transfer von Themen kann das sicher dienlich sein:
"Ich will ja berichten aus Syrien, was da geschieht, ich will berichten aus Afrika, was dort geschieht, was eine interessante Geschichte ist, die der Westen wissen soll - und deswegen ist es gut, wenn ich das in dieser globalisierten Sprache schreibe."
Auf der anderen Seite sieht Trabant aber auch einen Verlust:
"Ich schließe da an Wilhelm von Humboldt ganz altmodisch an, der gesagt hat 'Die Sprachen sind Weltansichten'."
Der Klang und die Strukturen jeder Sprache seien anders - und das präsentiere eben auch die Welt anders.
"Ich lege Wert darauf, dass wir dieses nicht verlieren, wenn wir alle eine Sprache sprechen, sondern dass wir eben in diesen verschiedenen Welten die Welt sehen."