WhatsApp als Tagebuch der Postadoleszenz
Erst Party machen, dann prahlen. Der Sprachwissenschaftler Nils Uwe Bahlo hat sich die Kommunikation von jungen Männern genauer angeschaut und herausgefunden: Die letzte Partynacht wird im WhatsApp-Chat reflektiert.
Während die Jugendsprache bereits genau erforscht wurde, sei die Sprache der Postadoleszenten bisher vernachlässigt worden, sagt der Sprachwissenschaftler Nils Uwe Bahlo. Das Hauptproblem sei, an Daten zu kommen, die Auskunft über die Sprache derjenigen geben, die genau zwischen dem Jugend- und dem Erwachsenenalter stehen. Der Forscher der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat nun erstmals WhatsApp-Gruppenchats von jungen Männern zwischen 20 und 23 Jahren untersucht. Genauer: Den Chat nach einer durchzechten Partynacht.
"Wir versuchen, verfestigte Muster ausfindig zumachen in der Sprache und anhand dieser Muster charakteristische oder spezifische Muster herauszufiltern", sagte der Wissenschaftler Uwe Bahlo im Deutschlandfunk Kultur.
"Das heißt, wir versuchen, bestimmte Kommunikationssituationen zu finden, die genau für diese Phase charakteristisch sind."
"Das heißt, wir versuchen, bestimmte Kommunikationssituationen zu finden, die genau für diese Phase charakteristisch sind."
"Die Krieger der Nacht beweinen ihre Wunden"
Die WhatsApp Kommunikation sei dabei so etwas wie ein Tagebuch der Postadoleszenz, angereichert durch Fotos, erklärt Bahlo. Auffallend sei, dass diese Gruppen, sich aus dem Negativen heraus definieren und das Negative positivieren.
"Das heißt, je schlimmer der Abend war, desto eher können die Krieger der Nacht ihre Wunden gemeinsam beweinen – und das ist das Positive. Wo hat man das sonst, dass man damit prahlt, wie betrunken man war und sich in den Blumeneimer übergeben hat?"
Frauen prahlen inzwischen auch
Dieses Prahlen sei nicht unbedingt neu, betont Bahlo, zumindest unter Männern, doch inzwischen gebe es auch Ähnlichkeit und Nachahmer bei den Frauen.
"Das hat es früher nicht gegeben."
"Das hat es früher nicht gegeben."