Sprungbrett für junge Filme und ihre Macher
Wie in jedem Jahr organisieren die Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen ihr Filmfestival "Sehsüchte" in Eigenregie. Die meisten Wettbewerbsbeiträge kommen aus Deutschland und Polen. Sie reichen von Mini-Thrillern über Genreparodien bis zum kleinen Science-Fiction-Drama. Angst und Elend der Partnerschaft sind immer noch ein klassisches Motiv.
Kreative Spannung und Improvisation beherrschen das Klima im Eingangsfoyer des Thalia Kinos in Potsdam-Babelsberg. Den ganzen Tag über wird aufgebaut: das Bühnenbild, die Tontechnik und die Scheinwerfer.
Die Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen machen alles in Eigenarbeit von der Filmauswahl über die Pressearbeit und Gästebetreuung bis hin zur Dekoration.
Das Festivalteam wechselt jährlich, Routine ist da nur begrenzt möglich. Julia Schwarz, Studentin der Medienwissenschaften, koordiniert dieses Jahr die einzelnen Arbeitsbereiche:
" Man hat nicht so eine stringente Linie, sondern es kommt neuer Input, was den Reiz ausmacht, weil dadurch wird es nicht so eingefahren, wie es sein könnte, wenn wirklich über Jahre hinweg das gleiche Team daran arbeitet. "
Die HFF "Konrad Wolf" in Babelsberg ist eine der großen deutschen staatlichen Filmakademien wie in München, Berlin, Köln oder Ludwigsburg. Dabei steigt aber auch die Zahl der Filmklassen und auch der privat finanzierten Filmschulen in Deutschland.
Bei dieser Hochschuldichte verwundert es nicht, dass die meisten Wettbewerbsbeiträge aus Deutschland kommen. Anders als in den meisten anderen Ländern wird zwischen Hamburg und München das Studium in vielen Fällen oft mit einem Langfilm abgeschlossen. Auch dieses Jahr sind Preis gekrönte Abschlussfilme zu sehen wie das Brandenburger Familiendrama "Jagdhunde" oder die skurrile Landkommunenposse "Futschikato" aus der baden-württembergischen Filmakademie in Ludwigsburg. Aber der eigentliche Reiz der "Sehsüchte" liegt in der Begegnung und im Austausch unterschiedlicher Filmkulturen und Ausbildungswege.
Julia Schwarz: " Und häufig, das haben wir auch erlebt durch unsere Filmemacher, die im letzten Jahr hier waren, die in den vergangenen Jahren da waren, häufig wird "Sehsüchte" und auch andere Festivals wie unseres als Sprungbrett erlebt, wo wirklich Leute auch auf die Filme aufmerksam werden. "
Bei allen Unterschieden gibt es aber in vielen Filmschulen ähnliche grundsätzliche Tendenzen: Auf der einen Seite die sehr persönlichen Geschichten und auf der anderen Seite der Abschlussfilm als repräsentative Visitenkarte, die auf alle technischen Fertigkeiten des zukünftigen Filmemachers zu sehen sind. Das zeigt sich dieses Jahr besonders an den zahlreichen Genrefilmen von Mini-Thrillern über Genreparodien bis zum kleinen Science-Fiction-Drama.
Nach den deutschen Beiträgen kommen die meisten Filme dieses Jahr aus Polen. Im Eröffnungsprogramm erzählt der Kurzspielfilm "Razem" (Zusammen) ebenso ergreifend wie bedrückend von einem unheilbar kranken Mann und einer unheilbar kranken Frau, die ihre letzten Momente gemeinsam verbringen wollen. Bei vielen polnischen Kurzfilmen stehen private Bindungen stellvertretend für gesellschaftliche Bedürfnisse sagt die französische Studentin Aurore Giraudon von der Auswahlkommission:
" Aus Polen haben wir einen Trend gemerkt und zwar gibt es oft die Suche nach der Identität innerhalb der Gesellschaft oder der Familie. Es gibt sehr viele Geschwisterfilme und wir haben auch einen Film über Inzest zum Beispiel (...) also diese Explosion von der Familie ist sehr gut dargestellt im polnischen Film. "
Immer wieder zeigen besonders dokumentarische Kurzfilme überraschende Facetten eines uns unbekannten Alltags.
"Prakash Travelling Cinema" aus Indien zeigt in 14 Minuten den Alltag einer Filmvorführerfamilie, die sich ihren Lebensunterhalt mit einem alten, selbst gebauten Kinoprojektor auf drei Rädern verdient.
Angst und Elend der Partnerschaft ist immer noch ein klassisches Motiv, nicht nur im Studentenfilm. "Nachtflatter", der Abschlussfilm der Züricher Studentin Carmen Stadler, erzählt von zermürbendem Partnerkrieg, von Orgasmusschwierigkeiten, von Liebe und von Tod. Die Regisseurin entschied sich bewusst für eine minimale Konstruktion: zwei Schauspieler, ein Drehort, eine Nacht und prägnante Schwarzweißbilder, um psychologisch in die Tiefe zu gehen:
Carmen Stadler: " Es war ja eine Gratwanderung, dass es nicht zu schwer, zu dramatisch wird und dass auch dieser Humor, den die Realität auch beinhaltet, das trägt, dass man einen guten Wechsel findet. Ja, es ist wie das Leben ein wenig, es gibt immer einen Weg zwischen Drama und Witz. "
Der regionale Fokus ist dieses Jahr den Andenländern gewidmet. Dabei sind die Filme aus Argentinien, Ecuador, Chile, Peru und Bolivien so unterschiedlich wie ihre Gesellschaften, sagt Hendrik Riegler, der Koordinator des Fokusprogramms:
" Also wir hatten zwei Dokumentarfilme, wir hatten sehr viele Spielfilme, einen Experimentalfilm, aber einen gemeinsamen Nenner von all diesen Filmen habe ich nicht gesehen, die sind von leicht sozialkritisch zur Lebensfreude zur Satire also wirklich völlig unterschiedlich. "
Die Begrüßungsworte für die Region spricht der bolivianische Botschafter. Bolivien hat zwar nur einen Film im Fokus, aber der neue Repräsentant der bolivianischen Regierung ist gewissermaßen ein Kollege. Er hat vor Jahren in München Film studiert. Die Berufsmöglichkeiten nach dem Filmstudium sind eben doch unbegrenzt.
Service:
Das 36. Internationale Studentenfestival "Sehsüchte" findet in Potsdam-Babelsberg vom 24. bis 26. April statt. 135 Filmen aus 37 Ländern sind zu sehen. Zehn Preise im Gesamtwert von 38.300 Euro werden am Sonntag, den 29. April vergeben.
Die Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen machen alles in Eigenarbeit von der Filmauswahl über die Pressearbeit und Gästebetreuung bis hin zur Dekoration.
Das Festivalteam wechselt jährlich, Routine ist da nur begrenzt möglich. Julia Schwarz, Studentin der Medienwissenschaften, koordiniert dieses Jahr die einzelnen Arbeitsbereiche:
" Man hat nicht so eine stringente Linie, sondern es kommt neuer Input, was den Reiz ausmacht, weil dadurch wird es nicht so eingefahren, wie es sein könnte, wenn wirklich über Jahre hinweg das gleiche Team daran arbeitet. "
Die HFF "Konrad Wolf" in Babelsberg ist eine der großen deutschen staatlichen Filmakademien wie in München, Berlin, Köln oder Ludwigsburg. Dabei steigt aber auch die Zahl der Filmklassen und auch der privat finanzierten Filmschulen in Deutschland.
Bei dieser Hochschuldichte verwundert es nicht, dass die meisten Wettbewerbsbeiträge aus Deutschland kommen. Anders als in den meisten anderen Ländern wird zwischen Hamburg und München das Studium in vielen Fällen oft mit einem Langfilm abgeschlossen. Auch dieses Jahr sind Preis gekrönte Abschlussfilme zu sehen wie das Brandenburger Familiendrama "Jagdhunde" oder die skurrile Landkommunenposse "Futschikato" aus der baden-württembergischen Filmakademie in Ludwigsburg. Aber der eigentliche Reiz der "Sehsüchte" liegt in der Begegnung und im Austausch unterschiedlicher Filmkulturen und Ausbildungswege.
Julia Schwarz: " Und häufig, das haben wir auch erlebt durch unsere Filmemacher, die im letzten Jahr hier waren, die in den vergangenen Jahren da waren, häufig wird "Sehsüchte" und auch andere Festivals wie unseres als Sprungbrett erlebt, wo wirklich Leute auch auf die Filme aufmerksam werden. "
Bei allen Unterschieden gibt es aber in vielen Filmschulen ähnliche grundsätzliche Tendenzen: Auf der einen Seite die sehr persönlichen Geschichten und auf der anderen Seite der Abschlussfilm als repräsentative Visitenkarte, die auf alle technischen Fertigkeiten des zukünftigen Filmemachers zu sehen sind. Das zeigt sich dieses Jahr besonders an den zahlreichen Genrefilmen von Mini-Thrillern über Genreparodien bis zum kleinen Science-Fiction-Drama.
Nach den deutschen Beiträgen kommen die meisten Filme dieses Jahr aus Polen. Im Eröffnungsprogramm erzählt der Kurzspielfilm "Razem" (Zusammen) ebenso ergreifend wie bedrückend von einem unheilbar kranken Mann und einer unheilbar kranken Frau, die ihre letzten Momente gemeinsam verbringen wollen. Bei vielen polnischen Kurzfilmen stehen private Bindungen stellvertretend für gesellschaftliche Bedürfnisse sagt die französische Studentin Aurore Giraudon von der Auswahlkommission:
" Aus Polen haben wir einen Trend gemerkt und zwar gibt es oft die Suche nach der Identität innerhalb der Gesellschaft oder der Familie. Es gibt sehr viele Geschwisterfilme und wir haben auch einen Film über Inzest zum Beispiel (...) also diese Explosion von der Familie ist sehr gut dargestellt im polnischen Film. "
Immer wieder zeigen besonders dokumentarische Kurzfilme überraschende Facetten eines uns unbekannten Alltags.
"Prakash Travelling Cinema" aus Indien zeigt in 14 Minuten den Alltag einer Filmvorführerfamilie, die sich ihren Lebensunterhalt mit einem alten, selbst gebauten Kinoprojektor auf drei Rädern verdient.
Angst und Elend der Partnerschaft ist immer noch ein klassisches Motiv, nicht nur im Studentenfilm. "Nachtflatter", der Abschlussfilm der Züricher Studentin Carmen Stadler, erzählt von zermürbendem Partnerkrieg, von Orgasmusschwierigkeiten, von Liebe und von Tod. Die Regisseurin entschied sich bewusst für eine minimale Konstruktion: zwei Schauspieler, ein Drehort, eine Nacht und prägnante Schwarzweißbilder, um psychologisch in die Tiefe zu gehen:
Carmen Stadler: " Es war ja eine Gratwanderung, dass es nicht zu schwer, zu dramatisch wird und dass auch dieser Humor, den die Realität auch beinhaltet, das trägt, dass man einen guten Wechsel findet. Ja, es ist wie das Leben ein wenig, es gibt immer einen Weg zwischen Drama und Witz. "
Der regionale Fokus ist dieses Jahr den Andenländern gewidmet. Dabei sind die Filme aus Argentinien, Ecuador, Chile, Peru und Bolivien so unterschiedlich wie ihre Gesellschaften, sagt Hendrik Riegler, der Koordinator des Fokusprogramms:
" Also wir hatten zwei Dokumentarfilme, wir hatten sehr viele Spielfilme, einen Experimentalfilm, aber einen gemeinsamen Nenner von all diesen Filmen habe ich nicht gesehen, die sind von leicht sozialkritisch zur Lebensfreude zur Satire also wirklich völlig unterschiedlich. "
Die Begrüßungsworte für die Region spricht der bolivianische Botschafter. Bolivien hat zwar nur einen Film im Fokus, aber der neue Repräsentant der bolivianischen Regierung ist gewissermaßen ein Kollege. Er hat vor Jahren in München Film studiert. Die Berufsmöglichkeiten nach dem Filmstudium sind eben doch unbegrenzt.
Service:
Das 36. Internationale Studentenfestival "Sehsüchte" findet in Potsdam-Babelsberg vom 24. bis 26. April statt. 135 Filmen aus 37 Ländern sind zu sehen. Zehn Preise im Gesamtwert von 38.300 Euro werden am Sonntag, den 29. April vergeben.