"Es geht um symbolisches Kapital"
Eine Initiative setzt sich dafür ein, St. Pauli in die Unesco-Weltkulturerbeliste aufzunehmen. Was das bedeutet und welche Kriterien dafür erfüllt sein müssen, stellt Christoph Wulf vor.
Christoph Wulf, Vizepräsident der deutschen Unesco-Kommission, betont in Abgrenzung zum materiellen Kulturerbe: Nicht nur große Bauten wie der Aachener Dom gehören zur Weltkultur – auch das handwerkliche Wissen darüber, wie man einen solchen baut. Um dies zu würdigen, gibt es seit 2003 eine Konvention, bei der unter anderem auch Handwerkstechniken Beachtung finden.
Fünf Bereiche des Immateriellen Kulturerbes
Neben Handwerkstechniken gehören auch mündliche Traditionen, kulturelle Praktiken, die darstellenden Künste, gesellschaftliche Bräuche und der Umgang mit Natur zum Immateriellen Kulturerbe. Ob der Bezirk St. Pauli mit seinem Lebensgefühl und der "Szene" auch dafür qualifiziert ist, bleibt zu überprüfen. Dabei stellt sich die Frage: Ist diese Subkultur über mehrere Generationen entwickelt worden? Handelt es sich hierbei um die Weitergabe von Wissen, Können und Traditionen?
Bottom-Up-System
Bewerben kann sich jeder – die letztendliche Entscheidung jedoch liegt bei einer Jury des Bundeslandes, die ihre Auswahl wiederum an eine nationale Expertenkommission weitergibt, was bis hin zur Aufnahme in eine internationale Liste führen kann.
Welterbetitel aus kommerziellem Interesse?
Zwar könne die Auszeichnung im Nachhinein für Werbezwecke genutzt und damit indirekt in Geld umgewandelt werden, die zugrundeliegende Idee sei aber nicht von kommerziellem Interesse. Für St. Pauli könnte also das Flair des Stadtteils bewahrt werden. "Es geht schon um Schützen von Traditionen und es geht auch um Schützen von Festen beispielsweise, es geht ja um symbolisches Kapital", so Wulf. (jb)