"Eine Sternstunde meines kleinen Lebens"
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Zwei Diktaturen und die Demokratie hat Wolf Biermann in Deutschland erlebt. Seine Tagebücher hat er jetzt der Staatsbibliothek zu Berlin übergeben. Es sei als hätte er dort seine Haut abgegeben, nicht seine Garderobe, sagt der Liedermacher.
In seinen Tagebüchern erscheine die private Seite seines Lebens im Streit der Welt, sagt der Dichter, Schriftsteller und Liedermacher Wolf Biermann. Er übergibt diese Tagebücher dem neu geschaffenen "Wolf Biermann Archiv" an der Staatsbibliothek zu Berlin.
Spannung zwischen privat und politisch
"Es ist als ob ich meine Haut dort abgebe, nicht meine Garderobe", sagt Biermann. Dies erachte er als notwendig, denn von einem Dichter wolle man später wissen, wie die Welt sich in seinem Gemüt abgebildet habe. Insofern sei das Private zugleich politisch. "Bei einem, der Gedichte schreibt und Lieder singt, ist die Spannung zwischen privat und politisch noch heftiger, als bei anderen Menschen", so Biermann.
Er habe sich ja immer in den Streit der Welt eingemischt. Gleichzeitig schrieb er auch Liebeslieder und Gedichte. Dass dieses Leben wissenschaftlich aufgearbeitet werde, sei sein Wunsch, sagt Biermann, vor allem im Kontext der politischen Verhältnisse in Deutschland und in Deutschland und in Deutschland: "Damit meine ich die beiden Diktaturen und jetzt die Demokratie."
Nicht im Tresor der Staatssicherheit
Bei dem neu entstehenden Archiv sei ihm wichtig, dass dieses in der staatlichen Obhut einer Demokratie liege und nicht in den Tresoren einer Staatssicherheit in der Diktatur. Daher sei die Übergabe seiner Tagebücher an die Staatsbibliothek für ihn "eine Sternstunde meines kleinen Lebens."
(nis)