Leos Janáček
Vec Makropulos - Die Sache Makropulos
Oper in drei Akten
Libretto vom Komponisten nach dem gleichnamigen Theaterstück von Karel Čapek
Staatsoper Berlin mit Leos Janáček "Der Fall Makropulos"
Mit einem Zaubertrank kann Emilia Marty (stehend: Marlis Petersen) ihre eigenen Generationsstufen (bei ihr sitzend) ausschalten, während sie die Erbschaftsstreitigkeiten mit ihren eigenen Erben (Jan Jeek und Bo Skovhus) für sich entscheiden kann. © Imago / Future Image / Martin Müller
Ein Fall für die Ewigkeit?
Emilia Marty alias Makropulos ist 337 Jahre alt und enorm begehrenswert, eine Traumfrau quer durch die Jahrhunderte. Die Oper von Leos Janáček verhandelt, ob es sich lohnt, so jung im Alter zu bleiben. Dabei dirigiert Sir Simon Rattle die Staatskapelle Berlin.
Es ist eine komische, eine skurrile Oper aus dem Jahr 1922, die man eigentlich wie eine Novelle hören sollte, um am Schluss den Aha-Effekt zu erleben. Die Oper mit tschechischem Text hat eine gewichtige Vorgeschichte.
Das Experiment eines Vaters
Die Vorgeschichte reicht 337 Jahre zurück: Kaiser Rudolf II. regiert und ist von sich derart überzeugt, dass er seinen Leibarzt Hieronymos Makropulos um ein Leben verlängerndes Mittel bittet, einen Zaubertrank der Unsterblichkeit. Makropulos braut die entsprechende Mixtur, die er dann an der eigenen Tochter erfolgreich erprobt.
Elina Makropolus erhält ein überlanges Leben, wechselt im Laufe der Zeit Namen und Liebhaber, ist mal Ekaterina Myschkina, dann Ellian MacGregor, Eugenia Montez, Elsa Müller und schließlich Emilia Marty. Ebenso wechselt sie ihre Professionen, wird Sängerin, Schauspielerin, Tänzerin, wieder Sängerin. Zwischendurch hat sie Verhältnisse mit Männern der Häuser Gregor und Prus, was zu Nachkommen beiderseits und zu Erbschaftsstreitigkeiten führt. Diese lange gerichtliche Auseinandersetzung zieht sich bis in die aktuelle Handlungszeit.
Das rätselhafte Dokument
Elina Marty-Makropolus kann nun dank ihrer Überlebensfähigkeit in den aktuellen Prozess eingreifen, wobei sie sich mit ihren eigenen Nachkommen in Enkelgeneration konfrontiert sieht. So taucht sie im ersten Akt an der Seite des Anwalts Kolenaty auf und gibt ihr Insiderwissen preis. Die Zusammenhänge werden hier noch nicht klar, denn keiner weiß, wer diese Schöne ist. Sie erwähnt ein Testament, das die streitenden Parteien vermissen und erwähnt ein griechisches Schreiben, das diesem beiliegt.
Das Testament wird gefunden und zwischendurch verliebt man sich in die zeitlos schöne Elina, die jetzt Opernsängerin ist. Um das Schriftstück zu erhalten, schläft Emilia mit Jaroslav Prus. Nun entpuppt sich, dass das griechische Dokument die eigentliche Sache Makropolus ist, die Rezeptur zur Unsterblichkeit. Elina könnte noch einmal lebensverlängernd handeln, entscheidet sich aber zu sterben. Krista, eine junge Sängerin, verbrennt schließlich das Dokument.
Das Libretto fußt auf einer Komödie von Karel Čapek. Ihn hatte das Phänomen der Lebensverlängerung gereizt und gepackt, die Verwirrungen, die eine solche auszulösen imstande ist und die große Frage: Will man das überhaupt? Kann man dann nocht ein sinnlich erfülltes Leben führen? Ist die normale Lebensspanne nicht doch genug, man muss sie eben nur zu nutzen wissen.
Janáček lässt nicht locker
Janáček wurde 1922 aufmerksam auf die Geschichte. Nach einigem Hin und Her erteilte Karel Čapek dem von ihm verehrten Komponisten eine Art carte blanche, die Vorlage zu nutzen.
Aufnahme der Premiere vom 13. Februar 2022 in der Staatsoper Berlin
Emilia Marty, vormals Elina Makropulos – Marlis Petersen, Sopran
Vitek – Peter Hoare, Tenor
Albert Gregor – Ludovit Ludha, Tenor
Krista - Natalia Skrycka, Mezzosopran
Jaroslav Prus – Bo Skovhus, Bariton
Janek Prus – Spencer Britten, Tenor
Dr. Kolenaty, ein Anwalt – Jan Martiník, Bassbariton
Hauk-Sendorf – Jan Jezek, Tenor
Putzfrau - Adriane Queiroz
Maschinist - Zilvinas Miskinis
Kammerzofe – Anna Kissjudit
Staatskapelle Berlin
Leitung: Sir Simon Rattle