Stadien sind oft die Wahrzeichen von Städten. Um sie herum können neue Viertel entstehen. Mit modernen Stadien machen sich Länder für internationale Wettbewerbe interessant und damit für Investoren. Die chinesische Regierung verfolgt mit diesen Bauten auch politische Ziele.
Afrika-Cup
Chinesische Firmen errichteten auch das Stadion in Bafoussam. © dpa / picture alliance / Sydney Mahlangu
Chinas Stadiondiplomatie
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Die Volksrepublik baut Stadien in Entwicklungsländern und sichert sich dadurch Einfluss und Rohstoffe. Auch für den Afrika-Cup in Kamerun errichteten chinesische Firmen neue Arenen.
Seit 40 Jahren wird Kamerun autokratisch von Paul Biya geführt, der bald seinen 89. Geburtstag feiert. Die frankofone Regierung kämpft im Westen des zentralafrikanischen Landes gegen anglofone Separatisten. Die Medien Kameruns berichten dennoch von Aufbruch, Zusammenhalt – und mächtigen Freunden aus Fernost.
Stadien für mehrere Gastgeber gebaut
Nun für den Afrika-Cup wurden zwei Stadien von chinesischen Firmen gebaut, in Bafoussam und in Limbe. Lokale Medien berichten, dass sich in der Umgebung kleinere Geschäfte ansiedeln könnten. So wie zuvor in anderen Ländern, sagt Ding Guanghui von der Universität für Ingenieurwesen und Architektur in Peking.
Ob in Ghana oder in Angola, in Gabun oder aktuell in Kamerun: Chinesische Firmen haben Stadien für etliche Gastgeber der Fußball-Afrikameisterschaften gebaut. Peking vergab günstige Kredite und sicherte sich den Zugang zu Rohstoffen wie Öl, Kupfer oder Kobalt, sagt Simon Chadwick vom Zentrum für die Eurasische Sportindustrie:
"Um solche Erfolge in Deutschland zu erreichen, benötigen chinesische Firmen mehr Zeit, Anstrengung und Diplomatie. In Afrika sind Standards für Governance oft nicht so streng wie in Europa. Und auch ohne neue Stadien erweitert China seinen Einfluss: 2019 führte der Konzern Huawei in Ägypten den schnelleren Mobilfunkstandard 5G ein – kurz vor Beginn des dortigen Afrika-Cups. Und so sichert sich China Legitimität an wichtigen Standorten."
Nach der Fußball-WM in Katar sollen Stadien dort abgebaut und in Afrika wieder errichtet werden. Das sei in gewisser Weise nachhaltig, weil die Ressource Stahlbeton an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werde, meint Hans Joachim Paap vom Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner.
Die chinesischen Netzwerke sind seit Jahrzehnten etabliert. Während des Kalten Krieges in den 50er-Jahren erhielt China unter Mao Wirtschaftshilfen von der Sowjetunion. Für die gemeinsame Sache unterstützte Peking in Afrika sozialistische Regierungen und Rebellen, schickte auch Bauarbeiter und Material für günstige Infrastruktur, auch für Stadien.
China ist Afrikas wichtigster Handelspartner
Bereits 2011 verdrängte China die USA als wichtigsten Handelspartner Afrikas. Hunderte chinesische Unternehmen sind präsent. Viele von ihnen vertreiben Billigwaren aus Fernost, was der heimischen Produktion schadet. Viele setzen nicht auf lokale, sondern auf chinesische Arbeiter. Auch im Stadionbau, berichtet der Architekturprofessor Charlie Xue von der City Universität in Hongkong.
In den meisten Fällen steht es um die Stadien schlecht. Die Instandhaltung ist nicht gut, und so sind die Stadien manchmal schon nach zehn oder 20 Jahren in einem traurigen Zustand. Oft schickt China noch heute Teams für Wartungsarbeiten nach Afrika. Ich denke nicht, dass das nachhaltig ist.
Die Bevölkerung Afrikas könnte sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Langfristig dürfte China Teile seiner Industrie in afrikanische Niedriglohnländer auslagern. Die Basis dafür ist gelegt, auch mit Dutzenden Stadionbauten.