Wo Verkehrsinseln liebevoll bepflanzt werden
Grüne Flächen in der Stadt: Die sind nicht nur in Parks, sondern auch auf Verkehrsinseln und anderswo möglich. In Eckernförde in Schleswig-Holstein geht man geradezu vorbildlich mit dieser Herausforderung um.
Berlin gegen die Sommerfrische am Meer auszutauschen, das heißt für mich inzwischen auch: Dem hässlichen Stadtgrün meiner Wahlheimat wenigstens mal kurzzeitig den Mittelfinger zu zeigen. Auch wenn es sich bei Eckernförde an der Ostsee nur um eine läppische westdeutsche Kleinstadt handelt – die selbst ernannte Urban-Gardening-Hauptstadt Berlin steckt sie grüngestaltungsmäßig locker in die Tasche.
Sylvia Bent: "Wir sind schnell und flexibel und können das auch bringen!"
In Berlin sprießt zwischen Zigarettenkippen, Hundekot und Plastikmüll Unkraut aus achteckigen Waschbetoncontainern. In Eckernförde blüht's.
Sylvia Bent: "Jetzt stehen wir gerade an einer sehr stark befahrenen Ampelkreuzung, und man sieht auch: Die Beete sind mit Mischbepflanzung, Rosenrabatten und Staudenflächen versehen."
Gemüse zwischen den Stauden
In Berlin schießt pflegeleichtes Immergrün in die Höhe. In Eckernförde achtet jemand auf die gute Form.
Sylvia Bent: "Das sind zum Teil Heckenpflanzen, und da haben wir diesen Bereich mit Formschnitt verschönert, und man erkennt vielleicht ne Raupe, im Winter legen einige Kinder in das Gesicht Schneekugeln."
Und das Beste überhaupt: In den Staudenbeeten Eckernfördes wächst zwischendrin Gemüse. Mit dem Trend zum "Urban Gardening" hat das nichts zu tun. Stadtgärtnermeisterin Sylvia Bent hat einfach einen Sinn für schöne Blattstrukturen.
Marietta Schwarz: "Ist das Mangold hier vorne?"
Sylvia Bent: "Ja, Mangold mit Orange, mit Weiß und mit Gelb und Rot. Und die Pflanzen werden hier mit in die Sommerblumen gepflanzt. ... Und wir haben auch Grünkohl. Und die Blüte ist neongelb und wird ca. 1,50 hoch!"
Sylvia Bent: "Ja, Mangold mit Orange, mit Weiß und mit Gelb und Rot. Und die Pflanzen werden hier mit in die Sommerblumen gepflanzt. ... Und wir haben auch Grünkohl. Und die Blüte ist neongelb und wird ca. 1,50 hoch!"
Sylvia Bent hat 20 Mitarbeiter unter sich, die täglich das Maximale aus den städtischen Grünflächen rausholen. 20 Beschäftigte für so eine kleine Stadt, das ist überdurchschnittlich viel. Aber die Erwartungshaltung, sagt Frau Bent, sei auch entsprechend hoch. Es habe auch schon mal Leserbriefe gehagelt, als der Kurpark nicht Top in Schuss war.
Marietta Schwarz: "Was ist das eigentlich, diese großen Blätter?"
Sylvia Bent: "Das ist Zierrhabarber. Eine Form, die kommt aus Asien, eben dieses geschlitzte Blatt."
Sylvia Bent: "Das ist Zierrhabarber. Eine Form, die kommt aus Asien, eben dieses geschlitzte Blatt."
Pflegeintensive Bepflanzung mit Einjährigen
Der Kurpark direkt hinter der Strandpromenade ist das Herzstück der Stadt. Einige Beete werden ganz konservativ immer wieder neu mit Einjährigen bepflanzt: Begonien, Silberblatt, Mittagsblumen, wie man das so kennt. Sehr pflegeintensiv, sagt Sylvia Bent, aber die Leute lieben das:
"Und jedes Jahr ändern wir die Motive. Und das ist etwas, was die Eckernförder sehr stark wahrnehmen: Es ist immer etwas Neues da!"
Sylvia Bent hingegen ist ein großer Staudenfan und liebt naturnahe Bepflanzungen. Weshalb manche Bereiche aussehen wie aus der "Landlust" oder anderen Lifestylemagazinen. Auch außerhalb des Parks, um die Ampelanlagen, Stromkästen und Verkehrsschilder herum scheint sich die Stadtgärtnerin leidenschaftlich auszutoben. Beispiel: Ein Mini-Beet am Parkplatz, im Fachjargon "Parkflächenbegrenzung".
Sylvia Bent: "Also hier haben wir jetzt gerade den Dost, dann Teucrium, so schön lila, daneben Katzenminze, Akelei oder ganz exotisch: Dill. Der Gartendill, den man in den Gurkensalat tut."
Die Sicht muss frei bleiben
So ein Beet zwischen Asphaltflächen wird arg strapaziert: Im Sommer superheiß, die Erde erhitzt sich auf 40, 50 Grad. Und im Winter landet dort das Streusalz. Für die Pflanzen ist das stressig, sagt Frau Bent. Außerdem darf der Bewuchs an vielen Stellen nicht höher als 40 Zentimeter sein, damit er im Verkehr die Sicht nicht versperrt. Und das erklärt dann auch, weshalb die meisten Kommunen auf langweiliges, langsam wachsendes Immergrün zurückgreifen. Pflege kostet, und auch in Eckernförde gibt es Bestrebungen, mehr einzusparen. Weshalb die Stadtgärtnerei beginnt, die Bürger mit ins Boot zu holen. Wer Lust hat, kümmert sich um das Beet vor der eigenen Haustür.
Sylvia Bent: "Es geht, und es kann auch in anderen Städten gehen."