Likezig oder Hypezig?
Leipzig heißt jetzt "Likezig", zumindest auf den riesigen Plakaten, die seit ein paar Monaten in der Stadt verteilt sind. "Likezig" ist der Slogan einer Werbekampagne, die auf das junge, hippe Image der Stadt setzt. Doch gegen den Leipzig-Hype regt sich Widerstand.
Auf dem Weg zu einem Interviewtermin trifft mich fast der Schlag. Denn ich sehe ein riesiges Plakat mit einem Wort, bei dem sich sowohl Zunge als auch Kopf kräftig sträuben: „Likezig". Das ist eine Mischung aus „Like" – also im Englischen für „gefallen" und der Facebook-Generation bestens vertraut. Und der zweiten Hälfte des Städtenamens „zig". Warum nur diese sperrige Wortschöpfung? Diese Frage muss mir Tobias Kobe von der Stadtverwaltung Leipzig beantworten:
„Das gefiel uns von unserer Seite sehr gut, weil das für die vielen positiven Aspekte steht, mit denen man Leipzig verbindet."
„Likezig", das sollte, entwickelt von einem Studententeam, Teil der Kampagne für das Festjahr zum 1000-jährigen Bestehen Leipzigs sein. Um die jüngere Generation anzusprechen. „Likezig", diese Werbekampagne ist ein weiteres Kapitel in dem Diskurs, bei dem immer wieder das ach so coole Lebensgefühl aufgegriffen wird. „Leipzig ist das neue Berlin", so wie es zum ersten Mal 2010 von der New York Times formuliert wurde. Seitdem überschlagen sich Feuilletonisten und Reiseautoren.
Gegen diese Überhöhung regt sich aber auch Widerstand, zum Beispiel mit der ironischen Antwort auf den Wirbel: „Hypezig". Eine Mischung aus „Hype", englisch für „Rummel" oder „Aufregung" und der zweiten Hälfte des Ortsnamens. Ins Leben gerufen hat diese ironische Brechung der Autor André Herrmann. Er wollte die Absurdität des ganzen Rummels, des ganzen Hypes in einem Blog aufzeigen. Über das neue Wort „Likezig" kann er nur den Kopf schütteln.
André Herrmann: „Es wirkt halt so, als ob sich meine Eltern das ausgedacht haben. Weil sie denken, das ist jung, das ist flippig, das ist wild. Ich finde, es wird halt dann schlecht, wenn man die Probleme verkennt und so ein Bild von einer Stadt erzeugt, das nicht wahr ist."
Cool, aber arm
„Likezig", das neue Berlin und so weiter - das wird alles als Ausverkauf eines Lebensgefühls empfunden. Es wird auch die Gefahr gesehen, dass durch das ständige Werbefeuer diejenigen angezogen werden, Investoren, Wohnungskäufer, die das kreative Leben als angenehme Tapete empfinden, aber gleichzeitig die Wohnungspreise verderben.
Und das in einer Stadt, die zwar cool, aber immer noch arm ist. Das Durchschnittseinkommen liegt bei nur rund 80 Prozent des Bundesdurchschnitts. Und wer sich einmal umschaut, im Internet auf den Seiten von „Likezig", der findet – nicht viel. Wenig Aktivität auf Facebook, fast keine auf Twitter. „Likezig" gefällt dann doch nicht so vielen.