Kulturgüter von Wasser und Schlamm zerstört
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Die Jahrhundertflut hat auch das Depot des Stadtmuseums in Ahrweiler überschwemmt. Elisabeth Dühr koordiniert die Sammlung nach der Katastrophe. Sie weiß, wie viele Kulturgüter zerstört sind und wohin die restaurierbaren kommen.
Der Bericht des Weltklimarates (IPCC) zeigt eine verheerende Prognose für die Zukunft. Demnach steige das globale Klima bereits bis zum Jahr 2030 um 1,5 Grad Celsius. Laut den Forschenden verursachen die ansteigenden Temperaturen immer häufiger unter anderem Hitzewellen, Dürren oder Starkregen. Keine Region der Welt bleibe davon nicht betroffen, sagte der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe 1, Panmao Zhai.
Auch in Deutschland sehe die Mitautorin des Berichts, Sonia Seneviratne, eine Zunahme von Extremwetter, vor allem eine Zunahme von Niederschlägen, wie im Fall des Hochwassers im nordrhein-westfälischen Ahrtal.
Schlamm und Wasser
Davon sind auch Museen und ihre Depots betroffen. Zuletzt war das Depot des Stadtmuseums von Ahrweiler komplett überschwemmt. Elisabeth Dühr ist Chefin Museumsverbandes Rheinland-Pfalz und Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift in Trier. Sie koordiniert die Hilfen für die Sammlung in Ahrweiler. Sie habe eine katastrophale Situation vorgefunden.
So sei die Tiefgarage, in der der gesamte Bestand des Stadtmuseums magaziniert gewesen sei, mit Wasser und Schlamm vollgelaufen. Es seien "einige Tage" verstrichen, bis das Wasser abgepumpt werden konnte. Außerdem habe Großgut wie Autos oder Kühlschränke aus dem Weg geschaffen werden müssen, die durch die Flut angeschwemmt worden seien und die Türe verschlossen. Erst dann sei ein Blick in das Kulturgut möglich gewesen. "Da bot sich ein ganz grauenhaftes Bild", sagt Dühr.
Sie habe zwar selbst nicht vor Ort sein können, aber habe sich eine Kunstspedition zur Bergung der Gegenstände bereit erklärt. Es handele sich dabei um 150 Gemälde, aber auch Bronzen, Möbel und archäologische Objekte. Es sei ein "gemischter Bestand, wie er für ein Stadtmuseum sehr typisch ist".
Nicht zu retten
Dühr schätzt, dass 30 Prozent nicht mehr zu retten seien. Dieser Teil sei jedoch vor Ort schon nicht reparabel gewesen, weil Schlamm ihn zu stark beschädigt habe.
"Das, was noch geborgen werden konnte, ist nach Auskunft der Restauratoren zu retten, wenn auch mit ungeheurem Arbeitsaufwand", sagt die Direktorin. Vor allem archäologische Objekte wie Steine könnten "relativ unproblematisch" wieder gereinigt werden.
"Sehr viel arbeitsintensiver und aufwendiger" sei die Restauration von Gemälden und Textilien. Dafür seien sicherlich Tausende von Arbeitsstunden nötig.
Nach der Bergung des Kulturgutes habe Dühr mit ihrem Team Museen gesucht, die Objekte übernehmen. Dazu habe sich das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) und das Landesmuseum in Karlsruhe bereit erklärt sowie ein Außendepot des Dommuseums, das Römisch-Germanische Zentralmuseum und das Landesmuseum in Mainz (LMM). Das ZKM habe 55 bis 60 Gemälde bekommen, das LMM "drei riesige Gemälde". Außerdem habe ihr eigenes Haus, das Stadtmuseum Simeonstift in Tier, 55 Gemälde übernommen.
(sbd)