Stadtplaner Hendryk von Busse & Fassadenmaler Danilo Halle

Die inspirierende Wirkung von Leerstand

34:05 Minuten
Wandbild einer Sanduhr in der statt Sand Köpfe zu sehen sind.
Wandbild in Halle © Freiraumgalerie - Kollektiv für Raumentwicklung
Moderation: Klaus Pokatzky |
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Kunst am Bau gegen Verödung: Stadtplaner Hendryk von Busse und Maler Danilo Halle kümmern sich um die Gestaltung von Brachen und leer stehenden Häusern in Halle. Mit Streetart wollen sie Zugänge zur Kunst schaffen.
Welche Großstadt in Deutschland hat den höchsten Leerstand? Auf der Suche nach seinem Wohn- und Arbeitsort war dies für Hendryk von Busse eine naheliegende Frage.
Der 33-jährige Raum- und Stadtplaner hatte sich während seines Studiums in Dortmund – mitten im vom industriellen Strukturwandel stark betroffenen Ruhrgebiet – bereits mit der Wiederbelebung von ungenutzten Flächen und leerstehenden Gebäuden beschäftigt: "Da habe ich die Qualität von solchen brachliegenden Flächen kennengelernt", sagt er im Deutschlandfunk Kultur.
Gerade für Grafitti und Urban Streetart – Kunstformen, für die sich von Busse besonders interessiert – boten sich die städtischen Freiräume an.

"Das Viertel war ein schwarzer Fleck"

Ein Anruf beim Bundesamt für Statistik ergab: 2010 war Halle an der Saale die Stadt mit dem höchsten Leerstand. Hendryk von Busse zog kurzerhand nach Sachsen-Anhalt und blieb. Dort gründete er mit Mistreitern die "Freiraumgalerie", die in Halle mehrere Urban Streetart Festivals im von hohen Leerstand betroffenen Viertel Freiimfelde organisierte.

"Tatsächlich kannte ich den Stadtteil gar nicht", sagt Danilo Halle, Hendryk von Busses Arbeitspartner, der selbst in Halle aufgewachsen ist. Obwohl Danilo Halle als Jugendlicher in der ganzen Stadt unterwegs war, habe ihn dieser Stadtteil nie interessiert.
Der Stadtplaner Hendryk von Busse
Der Stadtplaner Hendryk von Busse© Freiraumgalerie - Kollektiv für Raumentwicklung
"Freiimfelde hinter dem Bahnhof war für uns immer wie ein schwarzer Fleck", sagt der 31-Jährige. Erst durch das Festival wurde er auf das Viertel aufmerksam und auch auf die Freiraumgalerie. Der Leerstand habe ihn angezogen: "Das hatte eine total inspirierende Wirkung auf mich."

Großauftrag einer Wohnungsgenossenschaft

Danilo Halle schloss sich der Freiraumgalerie an. Seitdem kümmern sich die beiden Männer gemeinsam um die Gestaltung von Brachen und Leerstand in Halle. Innerhalb von fünf Jahren entstanden achtzig Wandgemälde an heruntergekommenen Häusern, von denen einige mittlerweile schon abgerissen wurden.
Der Fassadenmaler Danilo Halle
Der Fassadenmaler Danilo Halle© Freiraumgalerie - Kollektiv für Raumentwicklung
Seit dem vergangenen Jahr haben sie einen Großauftrag der Wohnungsgenossenschaft in Halle: Sie sollen vier Plattenbauten mit elf Geschossen komplett bemalen. Erstmals nehmen sie richtige Fassadenfarbe dafür, denn die Kunst am Bau soll dieses Mal auch lange halten.
Wichtig ist den beiden "Muralisten", wie sich die Fassadenmaler nennen, bei ihren Großprojekten die Grundidee der Urban Art beizubehalten: "Was wir gemacht haben, ist, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Stadtviertel mitzugestalten", sagt Danilo Halle.

Zugang ohne musealen Rahmen und Eintrittsgeld

Die Bewohner werden so gut wie möglich in die Ausgestaltung der einzelnen Projekte eingebunden. Nicht nur deshalb unterscheidet sich die Streetart von anderen Kunstformen. Für ihn sei es wichtig, sagt Hendryk von Busse, "dass jeder einen Zugang dazu hat" - Zugang ohne musealen Rahmen und Eintrittsgeld.
Der Stadtteil Freiimfelde wird auch als Outdoor-Galerie bezeichnet.
Der Stadtteil Freiimfelde wird auch als Freiraumgalerie bezeichnet.© dpa / picture alliance / Peter Endig
Die Eigendynamik der urbanen Kunst habe ihn fasziniert: "An einem Tag ist etwas nicht da und am anderen Tag sind da plötzlich Zeichen oder Bilder, die die Sehgewohnheiten von Menschen einfach verändern und überraschen."
Über ihre künstlerische Arbeit hinaus veranstalten die beiden mittlerweile auch Workshops zu Stadtplanung, Kunst im öffentlichen Raum und Partizipation.
(era/huc)
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