Die Ausstellung über den Filmregisseur Stanley Kubrick ist im London Designmuseum noch bis zum 15. September zu sehen.
Bilder eines Perfektionisten
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"Uhrwerk Orange", "Lolita" oder "2001 Odyssee im Weltraum". Stanley Kubrick hat so viele Filmklassiker gemacht wie nur wenige andere Regisseure. Jetzt gibt es im Londoner Design Museum eine Ausstellung über den US-Amerikaner, der fast ausschließlich in London drehte.
Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" unterlegt den Beginn des Films "2001 Odyssee im Weltraum". Stanley Kubrick ließ 1968 für eine halbe Million Pfund eine Zentrifuge bauen, um künstlich Schwerelosigkeit zu erzeugen. Die Baupläne und Briefe dazu sind noch vorhanden.
Kubrick als detailversessener Perfektionist
Kubrick war detailbesessen, ließ seine Schauspieler endlos Szenen wiederholen, um das Material eigenhändig am Schneidetisch selbst zu montieren. Er machte sich sehr gründlich Gedanken um seine Missionen und Spielfilme, arbeitete mit internationalen Designern zusammen, die seinen Filmen einen futuristischen Anstrich gaben.
Jan Harlan unterstützte ihn dabei. Der Deutsche war Kubricks Schwager und Filmproduzent und findet es höchst passend, dass es das Design Museum im Londoner Westen ist, das die Ausstellung zeigt: "Das Design spielt eine große Rolle. Ich meine, es ist ein Unterkapitel. Das Wesentliche an Kubricks Filmen ist, was er überhaupt zum Ausdruck bringen wollte. Das Wesentliche ist schon immer das Drehbuch."
Kubrick griff auf Roman-Vorlagen zurück, für "Eyes Wide Shut" mit Nicole Kidman und Tom Cruise auf die erotische Traumnovelle von Arthur Schnitzler. Das Vietnam-Kriegsepos "Full Metal Jacket" basiert auf einem autobiografischen Werk eines US-Journalisten, der mit den Marines in Vietnam war. Der Film wirkt so authentisch wie die ausgestellten Kriegsfotos aus Vietnam, die Stanley Kubrick akribisch studierte. Schon die Vorbereitung eines Krieges wird als entmenschlichend präsentiert.
Gedreht wurde in London
Filmausschnitt: "So, you're a killer?" "Yes, Sir!" "I will see your war face." "Zeig mir dein Kriegsgesicht", brüllt der Sergeant den einfachen Gefreiten an. Gedreht wurde "Full Metal Jacket" 1987 in London, wie praktisch alle Filme Stanley Kubricks.
Ein ehemaliges Gaskraftwerk wurde in eine Kriegslandschaft verwandelt, so Harlan: "Das haben wir alles gemacht in London. Das war ja auch sehr gut. Das spielt doch gar keine Rolle. Das ist ja gefilmtes Theater. Es geht ja um etwas ganz anderes. Das Reale ist wichtig, nicht das Realistische."
Klassische Musik und rohe Gewalt
Zur Realität gehört die Gewalt. Kubrick unterlegte sie mit klassischer Musik oder dem grotesk wirkenden "Singing in the Rain" in "Uhrwerk Orange". Die Ausstellung zeigt den überdimensionalen Penis, mit dem Alex eine Frau erschlägt. Der Film stieß 1971 auf vehemente Proteste, es gab Versuche, ihn als gewaltverherrlichend zu zensieren.
"'Clockwork Orange' bleibt bestehen als ein verzerrtes Bild von unserer Gesellschaft. Es geht ja nicht nur um diesen Jungen, es geht ja auch vor allen Dingen um die Regierung, um den Innenminister, der also dermaßen manipuliert", so Harlan.
Jan Harlan kam 1969 nach England und arbeitete sein Leben lang mit Kubrick zusammen. Nein, er sei nicht schwierig gewesen, wie es immer heißt – aber anspruchsvoll, es musste alles so perfekt sein, wie Kubrick es sich vorstellte. "Meine Rolle war, das zu besorgen, was er wollte. Ein Hubschrauber, das haben wir ausgequetscht wie eine Zitrone."
Stanley Kubrick sagte mit seinen Filmen die Zukunft voraus, so preist ihn das Design Museum an. Die Computerstimme HAL aus "2001 Odyssee im Weltraum" wäre ein Beleg von vielen – oder besser: eine Warnung? Die künstliche Intelligenz schneidet dem Menschen die Konversation und den lebensnotwendigen Zugang zur Raumstation ab.