Star-Choreograf

Benjamin Millepied verlässt Pariser Opernballett

Tanzchoreograf Benjamin Millepied, aufgenommen 2015
Tanzchoreograf Benjamin Millepied © picture alliance / dpa / Ian Langsdon
Von Barbara Kostolnik |
Nach nur eineinhalb Jahren kehrt Choreograf Benjamin Millepied der Pariser Oper den Rücken. Zu viel Verwaltung, zu wenig Zeit für künstlerische Arbeit, gab der Tanzdirektor als Rücktrittsgrund an. Keine Stunde später, wurde seine Nachfolgerin benannt.
Keine Stunde, nachdem Benjamin Millepied der Opéra de Paris den Rücken gekehrt hatte, stand die Nachfolgerin bereits fest: Opern-Direktor Stephane Lissner verkündete: die 43-jährige Tänzerin Aurélie Dupont wird neue Tanzdirektorin und übernimmt ab September die Aufgaben von Millepied.
Dupont hatte im Jahr 2006 sogar in einem Stück von Millepied getanzt, im Mai vergangenen Jahres hatte sie in Paris mit "L'Histoire de Manon" ihre Abschiedsvorstellung gegeben. Denn an der Pariser Oper enden die vertraglichen Verpflichtungen mit 42 – dann ist Schluss, so steht es im Regelwerk. Dupont kam bereits mit 16 Jahren ins corps de ballet in Paris, mit 25 Jahren erhielt sie dort die höchste Ehre für eine Ballerina: Sie wurde étoile, was einer Primaballerina entspricht. Eigentlich, vertraute sie in einem Interview dem französischen Fotokünstler JR an, würde sie gefühlt noch mindestens zwei Jahre weitertanzen wollen; Pläne für die Zeit nach dem Tanzen hatte sie da zwar im Kopf, aber ob Tanzdirektorin an der Opéra dazugehörte, verriet sie in diesem Rahmen nicht. Jedenfalls wird sie trotzdem bereits deutlich mehr Zeit an der Oper verbracht haben, als ihr Vorgänger.
Rücktritt Millepieds aus rein persönliche Gründen
Benjamin Millepieds Gastspiel währte nur kurz. Der französische Star-Choreograph, der viele Jahre seines Lebens in den USA verbracht hatte, hatte nach nur eineinhalb Jahren an der Opéra de Paris genug. "Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, meine Tätigkeit als Tanzdirektor zu beenden", bestätigte Millepied die Gerüchte, die seit gestern Abend immer lauter geworden waren. Erst im November 2014 hatte der 38-jährige Millepied, der mit der US-Schauspielerin Natalie Portman verheiratet ist, dieses renommierte Amt übernommen. Er müsse sich zu 100 Prozent auf seine künstlerische und kreative Arbeit konzentrieren können, was mit seinem Amt als Direktor eben nicht zu vereinbaren sei; dass er seinen Posten nun aufgebe, geschehe aus rein persönlichen Gründen, schrieb er einer Erklärung, die er in einem Tweet auf Twitter veröffentlichte.
In einer ersten Reaktion erklärte die ehemalige Tanz-Direktorin Brigitte Lefèvre, Millepied habe einfach überhaupt keine Erfahrung im Umgang mit großen Tanz-Kompagnien gehabt. Und aus dem Umfeld der Pariser Oper hieß es, der Mann habe von Anfang an eine falsche Vorstellung von seinem Job gehabt, der bestehe nun mal zu 80 Prozent aus Verwaltungsaufgaben und nur zu 20 Prozent aus künstlerischer Tätigkeit.
Millepied hatte steife Pariser Ballett-Szene aufgemischt
Aus dem Umfeld von Millepied war immer wieder zu hören gewesen, dass vor allem seine Frau aus Paris wegwollte. Nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt hatte sie erklärt, sich als Jüdin in der französischen Hauptstadt nicht wohl zu fühlen. Millepied hatte Natalie Portman 2010 bei den Dreharbeiten zu dem Ballett-Film "Black Swan" kennen gelernt, wo sie die Hauptrolle spielte und er als Berater tätig war.
Als Ballett-Direktor hatte Millepied in der doch recht steifen Pariser Ballett-Szene für frischen Wind gesorgt: Er stellte Traditionen und alte Hierarchien in Frage – und handelte sich damit postwendend auch reichlich Gegenwind ein. Jüngst hatte er in einem Dokumentarfilm die Tänzerausbildung als starr kritisiert und geklagt, Ballett könne manchmal tödlich langweilig sein. Von dieser potenziellen Gefahr hat sich Millepied nun befreit.
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