Stars in Blödellaune und rockende Rentner
"Burn after Reading" ist eine schräge Komödie um einen missglückten Erpressungsversuch, geheime Daten und sexbesessene Regierungsbeamte. Eine Riege von Hollywoodstars wirkt hier gutgelaunt überdreht mit sichtlich Spaß am Herumblödeln. "Young@heart" zeigt einen Chor mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren, der mit Vorliebe Punk- und Rocklieder intoniert und dabei augenscheinlich bester Laune ist.
"Burn after Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?"
USA 2008. Regie: Ethan Coen, Joel Coen. Darsteller: Brad Pitt, Frances McDormand, George Clooney, John Malkovich, J. K. Simmons, Tilda Swinton, Richard Jenkins, Matt Walton, David Huddleston. Länge: 95 Minuten
Ethan & Joel Coen, die vierfachen "Oscar"-Preisträger (1 x für "Fargo", 1997, "Bestes Original-Drehbuch"; 3 x für "No Country for Old Men" in diesem Jahr, darunter für den "Besten Film" und die "Beste Regie") bieten hier ihr cineastisches Übungs-Späßchen mit Star-Geschmack. Und diese, darunter John Malkovich, "Oscar"-Preisträgerin Tilda Swinton ("Michael Clayton"), Joel Coens Ehefrau und "Oscar"-Preisträgerin Frances McDormand ("Fargo"), wirken fein aufgekratzt und überdreht. Während Brad Pitt und Kumpel George Clooney ("Oceans 11 - 13") hier mal so richtig die Dowitze geben können (= Doofköppe).
Dabei geht es um private wie berufliche Seitensprünge, sagen wir mal "Veränderungen", um, sagen wir mal, "merkwürdige CIA-Aktivitäten", um einen mehr als etwas zurückgebliebenen Fitness-Trainer (Pitt), der eine "komische" Daten-DVD findet und die oder das nun finanziell "auszuschlachten" gedenkt. Aber es geht auch um einen "aktiven" US-Marshall namens Harry Pfarrer, der Vögeln als Hauptberuf ausübt (der schöne Clooney darf sich selbst parodieren).
Doch eigentlich fängt alles damit an, dass der jähzornige CIA-Agent Osborne Cox (Malkovich) gerade wegen seiner Alkoholprobleme entlassen wurde, jetzt andauernd ausrastet und nicht mitbekommt, dass seine Frau, eine gefriergetrocknete Kinderärztin (Tilda Swinton mit britischer Coolness)), längst zum Hengst Clooney-Pfarrer übergelaufen ist. Aus Rache plant er, ein Buch mit seinen Erinnerungen zu schreiben (Achtung, hier kommt besagte DVD aus dem Fitnesssstudio ins Spiel).
Während eine in die Jahre gekommene Mitarbeiterin des schon erwähnten Fitness-Studios, sie trägt den schönen Namen Linda Litzke, gerne ihren Körper teuer neu "aufbereiten" lassen möchte und nun auch ihre Chance sieht, an das dafür benötigte Geld zu gelangen. Dafür übrigens stiefelt sie schon mal hoffnungsvoll zu den Russen, in die Botschaft, wo man sich allerdings nicht sehr kooperativ zeigt (der Kalte Krieg ist offensichtlich wie tatsächlich vorüber). Alles palettti?
"Burn After Reading" ist also so etwas wie eine schwarze Spionage-Komödie, über "komische" Geheimagenten, "bekloppte Normalos", über Sex als Droge, über Geld-Gier, Fitnesswahn, Internet-Dating, überforderte Regierungsbeamte und abstruse Schönheitsvorstellungen. Es fließt, wie immer bei den Coens, einiges an Blut, und es gibt auch Leichen (von denen man allerdings nur wenige sieht). Das Ganze: Eine absurde Show als originelles Pointen-Kuddelmuddel von Seifenoper in Washington, als satirisches Verwirrspiel um Wahn, Wirklichkeit und Idiotie. Mit der trockensten Komik, die derzeit überhaupt im Kino zu bekommen ist. Motto: Wie schön, wenn Stars mal locker-lässig herumblödeln...
Nach "Ladykillers" (2004, mit Tom Hanks), "Ein (un)möglicher Härtefall" (2003, mit Clooney und Catherine Zeta-Jones) und "O Brother, Where Art Thou?" (2001, auch mit Clooney) lassen es die Coens mal wieder lakonisch-lässig-locker angehen und sorgen für schön schräg entspannte 95 Kino-Minuten.
Young@Heart"" target="_blank" href="http://www.youngatheart.senator.de">"Young@Heart"
GB 2007, Regie: Stephen Walker, Dokumentarfilm, ab 6 Jahre
<im_46802>"Young@Heart" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART</im_46802>Stephen Walker ist ein britischer Dokumentarfilmer (Jahrgang 1961), der in Harvard Geschichte studiert hat und mit seinen Arbeiten - u.a. über die Geschichte des Terrorismus; die Besatzungszeit in Frankreich oder die Porno-Industrie - vielfach prämiert wurde. Die begehrte "Goldene Rose von Montreux" sowie den britischen "Academy Award" erhielt er 2003 für "Faking It: Punk to Conductor". Sein TV-Spielfilmdebüt war 1995 "Prisoners In Time" mit John Hurt als Ex-Kriegsgefangener.
Zugleich hat sich Stephen Walker auch einen Namen als Buch-Autor gemacht, zuletzt erschien "Hiroshima - Countdown der Katastrophe", ein Sachbuch, das im August 2005 auf der Bestsellerliste der "New York Times" stand.
Als der Filmemacher erstmals von der "Young@Heart"-Truppe hörte, dem amerikanischen Rock-Chor, der aus Rentnern besteht, war er skeptisch. Was sollte daran interessant sein? Peinlichkeits-Charme erwartete er, als er im Oktober 2005 im "Lyric Theatre" in Hammersmith einen Konzertbesuch absolvierte. Doch danach war seine Welt nicht mehr dieselbe; die Idee zu einem neuen Dokumentarfilm war geboren.
Senioren sind mittlerweile auch auf der Kino-Leinwand angekommen. Nach "Die Geschwister Savage" und "Wolke 9" lautet hier nun das augenzwinkernde Motto: Lieber aktiv als tot! Schon mit der ersten Filmszene zerstreut Stephen Walker eventuelle Bedenken über einen etwaigen betulich alibihaften Themenfilm über so etwas wie Alt-Sein-aber-Jung-Stattfinden oder so: Da steht ein Chor mit Namen Young@heart auf der Bühne des "Academy Theatres" in ihrer Heimatstadt Northampton/Massachusetts. Zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren. Erwartungsvolle Stille. Eine kleine, zerbrechlich wirkende Gestalt löst sich aus der Gruppe und tritt ans Mikrofon. Sie heißt Eileen Hall, ist 92 Jahre alt. Eileen hält das gespannte Publikum mit einer raffinierten Kunstpause hin, setzt ein zaghaftes, ironisches Lächeln auf und dampft dann plötzlich mächtig los: "Darling, you gotta let me know / should I stay or should I go?" Der Saal tobt: "Should I Stay or Should I Go" ist schließlich ein bekannter Hit der Punk-Band "The Clash", und er wird gewiss nicht als Parodie dargeboten, sondern gewinnt hier so eine neue, unglaublich-elektrisierende Kraft, so in einer Art Überlebenshymne: Wunderbar, verrückt, begeisternd.
Bob Cilman ist Gründer und Chorleiter von "Young@Heart". 1982 kam er in das Seniorenheim von Northampton und begann den "Singsang mit älteren Herrschaften". "Let It Be" von den Beatles war einer der ersten "anderen" Songs, den sie damals anstimmten. Zunächst "nur so", aus Jux und Dollerei, und auch, weil musikalisch mal "etwas Anderes" angesagt war als immer nur die alten Choräle und Gospels. Zudem behandelte Bob Cilman die älteren Herrschaften, im Gegensatz zu manchem Personal hier, eben nicht wie kleine Kinder, sondern durchaus respektvoll und freundlich, sozusagen im Verhältnis 1:1. Und er merkte: Die wollten lieber Spaß haben als immer nur bevormundet zu werden. Und so entstand bzw. entwickelte sich die Idee und die Geschichte von "Young@Heart".
Wobei der Titel Programm ist: Dem staunenden britischen Regisseur nämlich gelingt es, ebenso unaufdringlich wie nahegehend, zärtlich, bewundernd und sehr unterhaltsam, sich diesen älteren Hauptakteuren zu nähern. Indem er sich ihnen mit derselben freundlichen Gelassenheit und Neugier nähert wie einst persönlich Bob Cilman. Sein Film beobachtet über einen Zeitraum von sechs Wochen die Probenarbeit für eine neue Show. Beschreibt sowohl die erheblichen Mühen wie den listigen Spaß, neue Songs wie "Schizophrenia" von "Sonic Youth", "Staying Alive" von den "Bee Gees" oder "Road To Nowhere" von den "Talking Heads" einzustudieren. Nähert sich einigen Interpreten in Gesprächen und Interviews. Erzählt von spannenden Menschen und "normalen" Schicksalen. Wird und wirkt dabei nie übertreibend oder gar mitleidvoll, sondern - noch mal - angenehm respektvoll, bisweilen saukomisch, höchst faszinierend-amüsant.
Ein verblüffender, ein bewegender, ein phantastisch ins Herz und in den Kopf springender hochemotionaler Film: Um die "andere" Einstellung/Philosophie von betagten Menschen und Typen, die sich mit kessen Live-Auftritten die späte Zeit einzigartig vertreiben. Und: Für die, einfach wie schön-plausibel, Rock-Musik zum fulminanten Sauerstoff des Lebens geworden ist. Und die sich natürlich auch mit den " Wechselfällen des Lebens" auseinanderzusetzen haben, sprich: Krankheit(en), Leid und Tod.
Ganz klar: Sie sind alt, gewiss, und daran wird sich bestimmt auch nichts mehr ändern, aber Eileen, Lenny und all die anderen weigern sich wunderbar wie vehement, geistig zu vergreisen. Sie haben/besitzen/wollen Power: So lange wie es irgendwie und überhaupt nur geht. Auf bislang zwölf Tourneen haben sie es inzwischen gebracht, die Young@Hearts, und dabei waren die Stationen die USA, Australien und Europa.
Der Film ist mitreißend und inspirierend, ist schwungvoll und energiegeladen, ist tief-emotional-berührend und dann auch aufrichtig in seinem Schmerz. Eine wunderbare, unkonventionelle Performance über Mut machende Grenzgänger des Lebens als wahrhaftiger Kultfilm. Ein Stück phantastische 109 Minuten-Dokumentation (in OmU-Fassung), die in Sachen Unterhaltung pur jedem Spielfilm mehr als Paroli bietet...
USA 2008. Regie: Ethan Coen, Joel Coen. Darsteller: Brad Pitt, Frances McDormand, George Clooney, John Malkovich, J. K. Simmons, Tilda Swinton, Richard Jenkins, Matt Walton, David Huddleston. Länge: 95 Minuten
Ethan & Joel Coen, die vierfachen "Oscar"-Preisträger (1 x für "Fargo", 1997, "Bestes Original-Drehbuch"; 3 x für "No Country for Old Men" in diesem Jahr, darunter für den "Besten Film" und die "Beste Regie") bieten hier ihr cineastisches Übungs-Späßchen mit Star-Geschmack. Und diese, darunter John Malkovich, "Oscar"-Preisträgerin Tilda Swinton ("Michael Clayton"), Joel Coens Ehefrau und "Oscar"-Preisträgerin Frances McDormand ("Fargo"), wirken fein aufgekratzt und überdreht. Während Brad Pitt und Kumpel George Clooney ("Oceans 11 - 13") hier mal so richtig die Dowitze geben können (= Doofköppe).
Dabei geht es um private wie berufliche Seitensprünge, sagen wir mal "Veränderungen", um, sagen wir mal, "merkwürdige CIA-Aktivitäten", um einen mehr als etwas zurückgebliebenen Fitness-Trainer (Pitt), der eine "komische" Daten-DVD findet und die oder das nun finanziell "auszuschlachten" gedenkt. Aber es geht auch um einen "aktiven" US-Marshall namens Harry Pfarrer, der Vögeln als Hauptberuf ausübt (der schöne Clooney darf sich selbst parodieren).
Doch eigentlich fängt alles damit an, dass der jähzornige CIA-Agent Osborne Cox (Malkovich) gerade wegen seiner Alkoholprobleme entlassen wurde, jetzt andauernd ausrastet und nicht mitbekommt, dass seine Frau, eine gefriergetrocknete Kinderärztin (Tilda Swinton mit britischer Coolness)), längst zum Hengst Clooney-Pfarrer übergelaufen ist. Aus Rache plant er, ein Buch mit seinen Erinnerungen zu schreiben (Achtung, hier kommt besagte DVD aus dem Fitnesssstudio ins Spiel).
Während eine in die Jahre gekommene Mitarbeiterin des schon erwähnten Fitness-Studios, sie trägt den schönen Namen Linda Litzke, gerne ihren Körper teuer neu "aufbereiten" lassen möchte und nun auch ihre Chance sieht, an das dafür benötigte Geld zu gelangen. Dafür übrigens stiefelt sie schon mal hoffnungsvoll zu den Russen, in die Botschaft, wo man sich allerdings nicht sehr kooperativ zeigt (der Kalte Krieg ist offensichtlich wie tatsächlich vorüber). Alles palettti?
"Burn After Reading" ist also so etwas wie eine schwarze Spionage-Komödie, über "komische" Geheimagenten, "bekloppte Normalos", über Sex als Droge, über Geld-Gier, Fitnesswahn, Internet-Dating, überforderte Regierungsbeamte und abstruse Schönheitsvorstellungen. Es fließt, wie immer bei den Coens, einiges an Blut, und es gibt auch Leichen (von denen man allerdings nur wenige sieht). Das Ganze: Eine absurde Show als originelles Pointen-Kuddelmuddel von Seifenoper in Washington, als satirisches Verwirrspiel um Wahn, Wirklichkeit und Idiotie. Mit der trockensten Komik, die derzeit überhaupt im Kino zu bekommen ist. Motto: Wie schön, wenn Stars mal locker-lässig herumblödeln...
Nach "Ladykillers" (2004, mit Tom Hanks), "Ein (un)möglicher Härtefall" (2003, mit Clooney und Catherine Zeta-Jones) und "O Brother, Where Art Thou?" (2001, auch mit Clooney) lassen es die Coens mal wieder lakonisch-lässig-locker angehen und sorgen für schön schräg entspannte 95 Kino-Minuten.
Young@Heart"" target="_blank" href="http://www.youngatheart.senator.de">"Young@Heart"
GB 2007, Regie: Stephen Walker, Dokumentarfilm, ab 6 Jahre
<im_46802>"Young@Heart" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART</im_46802>Stephen Walker ist ein britischer Dokumentarfilmer (Jahrgang 1961), der in Harvard Geschichte studiert hat und mit seinen Arbeiten - u.a. über die Geschichte des Terrorismus; die Besatzungszeit in Frankreich oder die Porno-Industrie - vielfach prämiert wurde. Die begehrte "Goldene Rose von Montreux" sowie den britischen "Academy Award" erhielt er 2003 für "Faking It: Punk to Conductor". Sein TV-Spielfilmdebüt war 1995 "Prisoners In Time" mit John Hurt als Ex-Kriegsgefangener.
Zugleich hat sich Stephen Walker auch einen Namen als Buch-Autor gemacht, zuletzt erschien "Hiroshima - Countdown der Katastrophe", ein Sachbuch, das im August 2005 auf der Bestsellerliste der "New York Times" stand.
Als der Filmemacher erstmals von der "Young@Heart"-Truppe hörte, dem amerikanischen Rock-Chor, der aus Rentnern besteht, war er skeptisch. Was sollte daran interessant sein? Peinlichkeits-Charme erwartete er, als er im Oktober 2005 im "Lyric Theatre" in Hammersmith einen Konzertbesuch absolvierte. Doch danach war seine Welt nicht mehr dieselbe; die Idee zu einem neuen Dokumentarfilm war geboren.
Senioren sind mittlerweile auch auf der Kino-Leinwand angekommen. Nach "Die Geschwister Savage" und "Wolke 9" lautet hier nun das augenzwinkernde Motto: Lieber aktiv als tot! Schon mit der ersten Filmszene zerstreut Stephen Walker eventuelle Bedenken über einen etwaigen betulich alibihaften Themenfilm über so etwas wie Alt-Sein-aber-Jung-Stattfinden oder so: Da steht ein Chor mit Namen Young@heart auf der Bühne des "Academy Theatres" in ihrer Heimatstadt Northampton/Massachusetts. Zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren. Erwartungsvolle Stille. Eine kleine, zerbrechlich wirkende Gestalt löst sich aus der Gruppe und tritt ans Mikrofon. Sie heißt Eileen Hall, ist 92 Jahre alt. Eileen hält das gespannte Publikum mit einer raffinierten Kunstpause hin, setzt ein zaghaftes, ironisches Lächeln auf und dampft dann plötzlich mächtig los: "Darling, you gotta let me know / should I stay or should I go?" Der Saal tobt: "Should I Stay or Should I Go" ist schließlich ein bekannter Hit der Punk-Band "The Clash", und er wird gewiss nicht als Parodie dargeboten, sondern gewinnt hier so eine neue, unglaublich-elektrisierende Kraft, so in einer Art Überlebenshymne: Wunderbar, verrückt, begeisternd.
Bob Cilman ist Gründer und Chorleiter von "Young@Heart". 1982 kam er in das Seniorenheim von Northampton und begann den "Singsang mit älteren Herrschaften". "Let It Be" von den Beatles war einer der ersten "anderen" Songs, den sie damals anstimmten. Zunächst "nur so", aus Jux und Dollerei, und auch, weil musikalisch mal "etwas Anderes" angesagt war als immer nur die alten Choräle und Gospels. Zudem behandelte Bob Cilman die älteren Herrschaften, im Gegensatz zu manchem Personal hier, eben nicht wie kleine Kinder, sondern durchaus respektvoll und freundlich, sozusagen im Verhältnis 1:1. Und er merkte: Die wollten lieber Spaß haben als immer nur bevormundet zu werden. Und so entstand bzw. entwickelte sich die Idee und die Geschichte von "Young@Heart".
Wobei der Titel Programm ist: Dem staunenden britischen Regisseur nämlich gelingt es, ebenso unaufdringlich wie nahegehend, zärtlich, bewundernd und sehr unterhaltsam, sich diesen älteren Hauptakteuren zu nähern. Indem er sich ihnen mit derselben freundlichen Gelassenheit und Neugier nähert wie einst persönlich Bob Cilman. Sein Film beobachtet über einen Zeitraum von sechs Wochen die Probenarbeit für eine neue Show. Beschreibt sowohl die erheblichen Mühen wie den listigen Spaß, neue Songs wie "Schizophrenia" von "Sonic Youth", "Staying Alive" von den "Bee Gees" oder "Road To Nowhere" von den "Talking Heads" einzustudieren. Nähert sich einigen Interpreten in Gesprächen und Interviews. Erzählt von spannenden Menschen und "normalen" Schicksalen. Wird und wirkt dabei nie übertreibend oder gar mitleidvoll, sondern - noch mal - angenehm respektvoll, bisweilen saukomisch, höchst faszinierend-amüsant.
Ein verblüffender, ein bewegender, ein phantastisch ins Herz und in den Kopf springender hochemotionaler Film: Um die "andere" Einstellung/Philosophie von betagten Menschen und Typen, die sich mit kessen Live-Auftritten die späte Zeit einzigartig vertreiben. Und: Für die, einfach wie schön-plausibel, Rock-Musik zum fulminanten Sauerstoff des Lebens geworden ist. Und die sich natürlich auch mit den " Wechselfällen des Lebens" auseinanderzusetzen haben, sprich: Krankheit(en), Leid und Tod.
Ganz klar: Sie sind alt, gewiss, und daran wird sich bestimmt auch nichts mehr ändern, aber Eileen, Lenny und all die anderen weigern sich wunderbar wie vehement, geistig zu vergreisen. Sie haben/besitzen/wollen Power: So lange wie es irgendwie und überhaupt nur geht. Auf bislang zwölf Tourneen haben sie es inzwischen gebracht, die Young@Hearts, und dabei waren die Stationen die USA, Australien und Europa.
Der Film ist mitreißend und inspirierend, ist schwungvoll und energiegeladen, ist tief-emotional-berührend und dann auch aufrichtig in seinem Schmerz. Eine wunderbare, unkonventionelle Performance über Mut machende Grenzgänger des Lebens als wahrhaftiger Kultfilm. Ein Stück phantastische 109 Minuten-Dokumentation (in OmU-Fassung), die in Sachen Unterhaltung pur jedem Spielfilm mehr als Paroli bietet...