"Stasikömodie" von Leander Haußmann

Von eigenen Bildern berauscht

05:45 Minuten
Im Still aus "Stasikomödie" steht David Kross mit gehetztem Gesichtsausdruck in einer Kirche. Hinter ihm sind Banner mit Aufschriften wie "Stasi in den Tagebau" zu sehen.
"Stasikomödie" erzählt von einem Stasispitzel, der die Kunstszene am Prenzlauer Berg aushorchen soll und dabei selbst seine Leidenschaft zum Schreiben entdeckt. © Constantin Film
Von Anke Leweke |
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Mit seinem neuen Film "Stasikomödie" beendet Regisseur Leander Haußmann seine DDR-Trilogie. Unsere Kritikerin Anke Leweke findet, er spielt im luftleeren Raum. Außerdem vermisst sie darin die Tragik, die unter wahrer Komik lauert.

Um was geht es?

Von Freunden und Kollegen wird der berühmte Schriftsteller Ludger Fuchs aufgefordert, Einsicht in seine Stasi-Akte zu beantragen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf: Ein zerrissener Liebesbrief bringt frühe Affären zum Vorschein und provoziert Ludgers Ehefrau Corinna.
Und nicht nur das: Fuchs war einst auch ein Spitzel der Staatssicherheit der DDR, der die Kunstszene am Prenzlauer Berg in Ost-Berlin ausspionieren sollte. Während seiner Tätigkeit für die Stasi Anfang der 1980er-Jahre entdeckt Fuchs jedoch seine Liebe zum Schreiben und wird zum dichtenden Star des Undergrounds.
Im Still aus "Stasikomödie" schauen vier Männer mit belämmerten Gesichtsausdrücken aus der Heckscheibe eines Wagens. Einer von ihnen hat eine Kamera in der Hand.
Nach "Sonnenallee" und "NVA" jetzt der Abschluss von Leander Haußmanns DDR-Trilogie: "Stasikomödie".© Constantin Film
In Rückblenden erzählt Regisseur Leander Haußmann die Geschichte dieses Schriftstellers, die in manchen Momenten an die reale Biografie des Ost-Berliner Schriftstellers Sascha Anderson erinnert. 

Was ist das Besondere?

Mit diesem Film beendet Haußmann nach „Sonnenallee“ (1999) und „NVA“ (2005) seine DDR-Trilogie. Über die Lebensgefühle seiner Heldinnen und Helden versucht er, den damaligen Alltag zu rekonstruieren.
„Sonnenallee“ ist eine Coming-of-Age Geschichte um eine Clique von Jungs, die die Rolling Stones hören und sich als Rebellen fühlen. In „NVA“ steht ein Rekrut im Mittelpunkt, der beim Hören eines Kultsongs seinen widerständigen Geist zurückerlangt.

"Nichts fürchtet die Diktatur mehr als das Lachen", sagte Leander Haußmann in unserem Filmmagazin "Vollbild" über seinen neuen Film. Das ganze Interview mit ihm können Sie hier hören .

Doch was bewegt die Künstlerinnen und Künstler, denen der junge Ludger begegnet? Welche Geschichten haut er selbst in die Schreibmaschine?
Letztlich führt Haußmann seine Frauenfiguren in ihren wallenden Kleidern und die Männer mit den langen Haaren nur vor. Was sie antreibt, mit wem oder was sich ihre Kunst reibt, scheint in diesem Film nicht weiter zu interessieren. Warum werden sie überhaupt von der Stasi observiert?

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Deren Mitarbeiter sind wiederum schlecht verkleidete Tollpatsche, während sich Stasi-Chef Erich Mielke zum Geburtstag als Sonnenkönig verkleidet und einen Kostümball schmeißt.
Und Ludger Fuchs? Bleibt in allen Lebenslagen ein Mensch ohne Haltung, für den der Film dennoch Sympathie einfordert.

Fazit

Leander Haußmann scheint berauscht von seinen eigenen Bildern und seinem Inszenierungswillen. Doch trotz vermeintlicher Schauwerte – wilden Partys, überraschenden Explosionen, fliegenden Stasi-IMs und jeder Menge Musikeinlagen – spielt die Geschichte in einem luftleeren Raum.
Wenn sich ein Film schon gleich im Titel die Komödie auf die Fahne schreibt, dann muss er sich auch die Mühe machen, die Tragik zum Vorschein zu bringen, die unter wahrer Komik lauert.

Leander Haußmanns Stasikomödie
Deutschland 2022
Regie: Leander Haußmann
Mit David Kross, Antonia Bill, Jörg Schüttauf, Margarita Brouch, Henry Hübchen u.a.
Länge: 115 Minuten

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