Harter Drill in einer normalen Armee
Unter den Franzosen sind Legionäre populärer als reguläre Soldaten. Zwei Fragen sollte man einem Fremdenlegionär niemals stellen: erstens, warum er zur Fremdenlegion gegangen sei, und zweitens, wie viele Menschen er getötet habe - Stefan Müller mit einem Erklärungsversuch.
Ein Fremdenlegionär sei ein gut ausgebildeter Soldat, extrem belastbar und sportlich, gehorsam und kameradschaftlich - und er müsse ledig sein.
Zwei Fragen sollte man ihm niemals stellen, weil er sie nicht ehrlich beantworten werde: erstens, warum er zur französischen Fremdenlegion gegangen sei, und zweitens, wie viele Menschen er getötet habe.
Auch Stefan Müller, Jahrgang 1985, bleibt vage, wenn er über seine Motive schreibt. Wie alle Bewerber suchte er eine echte Herausforderung, sehnte sich nach Action und einem schnellen Kampfeinsatz, wohl auch weil dafür das Zweieinhalbfache eines ansonsten recht niedrigen Soldes gezahlt wird.
Herausforderungen, aber mit langem Warten
In fünf Jahren wird er dreimal für fünf bis sechs Monate in eine Auslandmission geschickt - nur dreimal, das muss er lernen, denn der graue Alltag des Legionärs bestehe vor allem aus Einsatzbereitschaft, das heißt, aus Warten, Putzen und einem harten sportlichen wie militärischen Training.
Die Legion selektiert vom ersten Tag an immer wieder. Sie kann sich Soldaten aussuchen, weil das Interesse an ihr unter jungen Männern unerschöpflich scheint.
Mannschaften und Unteroffiziere kommen aus 136 Nationen, vor allem aus Asien, Osteuropa und Afrika. Es sei eine bunt gemischte Truppe aus unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen, aber auch eine ganz normale, keine Spezialeinheit und auch kein Kanonenfutter französischer Kriege. Insofern lässt Stefan Müller vom Mythos Fremdenlegion nur den Drill bestehen, der die Soldaten formt, wenn er sie nicht scheitern lässt.
Kameradschaft, aber ohne Freundschaften
Aus kollektiven Strafen und strenger Disziplin bildet sich ein Espirt de corps, der Respekt entlang militärischer Hierarchie verlangt, Kameraden nicht im Stich lässt, auf Teamarbeit setzt, aber auch nur selten Freundschaften erlaubt - innerhalb wie außerhalb der Kaserne.
Er beobachtete an sich, wie ihn ständig Unruhe und Anspannung begleiteten, hektisches Essen und wenig Schlaf, weil alles, was er tat, jederzeit von einem Marschbefehl unterbrochen werden konnte. Urlaub und Ausspannen wurden ihm schnell langweilig und die Bindung an einer Partnerin lästig. Stattdessen flüchtete er in ein Fitnessprogramm als Selbsttherapie.
Mittlerweile lässt er sich als Personenschützer ausbilden und ist in die Welt der zivilen Spießer zurückgekehrt. Dort, zumindest unter den Franzosen, sind Legionäre immer noch populärer als reguläre Soldaten.
Stefan Müller: "Mythos Fremdenlegion - Mein Einsatz in der härtesten Armee der Welt"
Econ Verlag Berlin, 11. September 2015
336 Seiten, 18,00 Euro, auch als ebook