Stefan Pucher mit "Wartesaal" in München

Kabarettistische Überzeichnung und tiefe Psychologie

Szene aus Wartesaal mit der Schauspielerin Julia Riedler.
Szene aus Wartesaal mit der Schauspielerin Julia Riedler. © Arno Declair
Sven Ricklefs im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
Für seinen Feuchtwanger-Abend an den Münchner Kammerspielen hat der Regisseur Stefan Pucher nach dem "Exil"-Roman von Lion Feuchtwanger ein Stück namens "Wartesaal" inszeniert. Pucher habe eine elegante Bühnenübersetzung gefunden, sagt unser Kulturkritiker Sven Ricklefs.
Feuchtwanger war einst ein vielgelesener Autor, seine Romane waren in der Weimarer Zeit bekannt. Stefan Pucher hat für sein Theaterstück "Wartesaal" ein Roman von Feuchtwanger aus dem Jahre 1939 ausgewählt: "Exil". Der "Exil"-Roman thematisiert das Leben in der Nazizeit - allerdings als Exilant in Paris.
Die Wartesaal-Situation sei das prägnante des Roman-Stoffs, sagt Kulturkritiker Sven Ricklefs. "Stefan Pucher hat den Roman ziemlich Roman sein lassen", sagt Ricklefs, der das Stück gesehen hat. Pucher habe eine Erzählerfigur installiert.
Insgesamt habe man bei dem Stück "sehr das Gefühl, dass er für die ja auch sehr elegante und zwischen kabarettistischer Überzeichnung und tiefer Psychologie hin- und herschwingenden Literatur von Lion Feuchtwanger eine ebenso elegante Bühnenübersetzung gefunden hat".
Szene aus "Wartesaal": Stefan Merki, Peter Brombacher, Annette Paulmann.
Szene aus "Wartesaal": Stefan Merki, Peter Brombacher, Annette Paulmann.© Arno Declair
Die Inszenierung sei typisch für den Regisseur. "Pucher arbeitet wieder sehr viel mit Video", berichtet Ricklefs. Für die Arbeit mit visuellen Installationen sei der Regisseur auch bekannt. "Da ist ein Regisseur am Werk, der seine Mittel sehr souverän beherrscht."
Szene aus "Wartesaal": v.l.n.r.: Zeynep Bozbay, Samouil Stoyanov, Maja Beckmann.
Szene aus "Wartesaal": v.l.n.r.: Zeynep Bozbay, Samouil Stoyanov, Maja Beckmann. © Arno Declair
Feuchtwanger war ein Autor, der in seinen Büchern versucht hat, Lehrreiches zu vermitteln. Tatsächlich kann auch dieses Stück auf die Gegenwart projiziert werden: Das Stück spiegele die Flüchtlingssituation von innen, sagt Ricklefs. "Was tun in Zeiten, wo ein Rechtspopulismus salonfähig wird? Wie damit umgehen?"
Szene aus "Wartesaal" mit dem Ensemble. 
Szene aus "Wartesaal"© Arno Declair

Wartesaal
Nach dem Roman von Lion Feuchtwanger
Inszenierung: Stefan Pucher

Mehr zum Thema