Scheiß auf den Bachmann-Text!
Klagenfurt hat begonnen - und die österreichische Facebook-Autorin und Bloggerin Stefanie Sargnagel musste gleich als erste ran. Wie sie sich geschlagen hat, hat unser Literaturkritiker Kolja Mensing beobachtet.
Der Lesewettbewerb in Klagenfurt hat begonnen. 14 Autoren treten gegeneinander an, und am schwersten hat es natürlich der oder die erste auf dem Podium. Erwischt hat es dieses Jahr ausgerechnet Stefanie Sargnagel, österreichische Bloggerin mit Hang zum Biertrinken und derbem Humor.
Sargnagel ist schon populär, dementsprechend hoch waren die Erwartungen, auf sie "können sich alle einigen", sagt unser Literaturkritiker Kolja Mensing, der ihren Auftritt beobachtet hat. Denn sie komme aus dem Netz, poste Cartoons, schreibe über den prekären Alltag zwischen Call-Center und Kunsthochschule und sei obendrein auch noch witzig und schlau.
Texte für "konzentrationsgestörte Smartphone-Fummler"
Allerdings: Ihre Texte seien eigentlich eher für "konzentrationsgestörte Smartphone-Fummler" gemacht. Es war also die Frage, ob Sargnagel auch eine halbe Stunde mit Text füllen kann.
Konnte sie, sagt Mensing. Mit einem Text aus einer "unverstellten Ich-Perspektive", in dem sie "stark comicartig" aus dem eigenen Alltag erzählt. Unter anderem geht es um eine Freundin, die sich gerade getrennt hat, Oralsex und Tiefkühlfisch.
Sargnagel habe ihr Bestes gegeben, findet Mensing. Nebenbei streifte sie in ihrem Text auch noch den Lesewettbewerb: "Hast Du den Bachmann-Text schon?", fragt ihre Freundin. "Nein, ich scheiß drauf, mir fällt nichts ein", antwortet die Ich-Erzählerin.
Geschrieben hat sie trotzdem was. "Ich find' das schön: Da hat Stefanie Sargnagel uns gleich allen am Anfang den Stinkefinger gezeigt", sagt Mensing.