"Ich arbeite mit der Geschichte der Welt"
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Sie kann mit Marmor, Kalkstein und Granit umgehen, ist aber auch auf anderen Feldern künstlerisch unterwegs: Die gelernte Steinbildhauerin Danit hat mit dem Fotografen Beat Presser grade ein bewegendes Fotobuch vorgelegt: Berliner Kinos im Lockdown.
Steine spielen die zentrale Rolle im Leben von Danit. Aufgewachsen in Travemünde, baute sie am Strand "Sessel und Sofas aus Stein" für ihre Barbiepuppe.
Heute ist die Bildhauerin noch immer von Steinen umgeben. Ihr Atelier befindet sich in der Zitadelle in Berlin-Spandau, eine Renaissancefestung die als Kulturort genutzt wird.
"Stein muss man erfahren"
Steine sind für die Künstlerin das bevorzugte Material. In Danits Atelier finden sich viele Skulpturen, überwiegend Frauenkörper, aus Marmor, Granit und Sandstein.
Ihr Arbeiten soll man nicht nur anschauen, sondern anders als im Museum auch anfassen: "Stein muss erfahren werden - mit allen Sinnen. Weil man Stein noch einmal auf einer anderen Ebene erfasst, wenn man ihn anfasst."
Zwei Tonnen wiegen manche Steinblöcke die Danit bearbeitet. Zunächst müssen sie geteilt werden, das macht die Bildhauerin wie früher selbst mit Keilen.
Wenn Steine singen
"Man macht ein Loch in den Stein, wie ein Bohrloch, dann setzt man Keile hinein. Dann schlägt man immer oben auf die Keile drauf. Irgendwann entsteht eine große Spannung im Stein. Dann fängt er an zu singen und er zertrennt sich."
Die Kraft dafür, so erzählt Danit, kommt bei ihr aus dem ganzen Körper, nur die Muskulatur der Arme würde dafür nicht reichen. "Man sagt ja auch Königshandwerk dazu. Als Bildhauer ist das schon die schwerste Arbeit."
Wenn die Steinbildhauerin von ihrer Arbeit erzählt, spricht sie oft in Bildern. Auch würde sie den Stein nicht hauen, eher schlagen. Aber: "Ich würde nicht sagen, dass es so ein richtiges Schlagen ist. Wir lassen den Stein atmen, wir lassen ihn fließen. Das heißt, die ganze Bewegung ist eine Energie. Mit dem Schlag geben wir dem Stein einfach Raum, dass er fließen kann."
Am perfekten Ort
Für ihre Kunst, so Danit, die über ihren bürgerlichen Namen nicht sprechen mag, sei ihr Atelier an einem perfekten Ort. Die Zitadelle Spandau wurde im 16. Jahrhundert errichtet. "Stein ist Millionen von Jahre alt. Ich arbeite eigentlich mit der Geschichte der Welt. Das hier ist ein Geschichtsort. Wenn man hier ist, dann spürt man das."
Ihre Produzentengalerie hat die Bildhauerin in einem Tonnengewölbe der Festung einrichten dürfen. Im Winter ein kalter Ort. Während der NS-Zeit wurde hier an Nervengas geforscht. Danit, so sagt sie, habe sich ganz bewusst für diese Räume entschieden.
"Hier wurden Versuche gemacht, genau in diesem Bereich. Ich meinte, mit meiner Energie, mit meiner Kraft, gebe ich ihm ein neues Leben."
Kinos im Lockdown
Nicht immer müssen es Steine sein. In der Corona-Zeit hat Danit, mit dem Fotografen Beat Presser, ein Buch über die Berliner Kinos im Lockdown verfasst. Zusammen haben die beiden Künstler die geschlossenen Lichtspieltheater besucht und fotografiert, von Berlinale-Kinos im Zentrum bis zu kleinen Häusern am Stadtrand.
Mit dieser Arbeit wollte Danit ihren "Schock über den Stillstand der Kultur" ausdrücken. Nun hofft sie, "dass die Menschen diese ganz große Sehnsucht nach dem Kino bekommen, dass es endlich wieder stattfindet und dann, wenn es wieder stattfinden kann, es auch annehmen und unterstützen. Damit die Kinos leben können - und wir mit den Kinos."
(ful)