Sozialer Pflichtdienst für junge Menschen

„Wir alle sollten etwas für die Gemeinschaft tun“

09:11 Minuten
Ein Betreuer hilft im Altenheim Haus Fehlatal der BeneVit Gruppe einer Bewohnerin in einer Wohngruppe.
Kommt der Pflichtdienst für junge Menschen? Bundespräsident Steinmeier spricht sich dafür aus. © picture alliance / dpa / Bernd Weißbrod
Stefan Gosepath im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Bundespräsident Steinmeier hat die Einführung eines sozialen Pflichtdiensts für junge Menschen angeregt. Der Philosoph Stefan Gosepath hält die Idee im Prinzip für sinnvoll. Bei der Umsetzung müssten aber ganz bestimmten Bedingungen erfüllt sein.
Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, kann sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine „soziale Pflichtzeit“ vorstellen. Der Dienst an der Gesellschaft müsse laut Steinmeier nicht bei der Bundeswehr absolviert werden.
„Die soziale Pflichtzeit könnte meiner Meinung nach genauso bei der Betreuung von Senioren, in Behinderteneinrichtungen oder in Obdachlosenunterkünften geleistet werden“, sagte Steinmeier der „Bild am Sonntag“.
Der Berliner Philosoph Stefan Gosepath hält die dahinterstehende Idee für „im Prinzip ganz sinnvoll“. Diese Idee bestehe offenbar darin, dass „wir alle etwas für die Gemeinschaft und für den Zusammenhalt tun sollten.“
Nach Ansicht Gosepaths müssten aber bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Dazu gehöre unter anderem, dass alle etwas tun, und nicht nur diejenigen, die in den nächsten Jahren zufällig 17 oder 18 würden.

Ganzes Jahr „ziemlich viel verlangt“

Gosepath findet überdies ein ganzes Jahr „schon ziemlich viel verlangt“ und schlägt stattdessen ein halbes Jahr vor. Ferner müsse der Dienst „sozial gerecht verteilt“ werden. Für Menschen aus ärmeren Schichten wäre eine solche Auszeit eine „soziale Belastung“. Man müsse daher überlegen, ob es für den Dienst ein Grundgehalt geben sollte.
Ein sinnvoller Gedanke sei demgegenüber, dass durch den Dienst „bildungsbürgerliche Kids – und vielleicht nicht nur die Kinder –“ einmal ihre „Bubble“ verlassen und etwas anderes kennenlernen würden.

Flexibles Modell

Nach Ansicht Gosepaths würde auch nichts dagegen sprechen, dass auch „rüstige Rentner“ sich an dem Dienst beteiligen. „Viele würden sich vielleicht sogar freuen.“ Der Philosoph schlägt hier ein „flexibles Modell“ vor. Demnach gäbe es für jeden eine Art Kontingent, das er frei verschieben könnte.
So könnten etwa auch Menschen „in der Mitte des Lebens“ einmal für ein halbes Jahr aus dem Beruf aussteigen und sich sozial engagieren. Etwa, wenn sie einen Burn-out hätten.

Keine gesetzliche Verpflichtung

Von einer gesetzlichen Verpflichtung zum sozialen Dienst hält der Philosoph allerdings nichts. Es sollte vielmehr ein „gesellschaftliches Ethos“ geben, nach dem die Menschen das Gefühl haben, „das sollten wir in unserem Leben einmal gemacht haben.“
(tmk)

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