Stellenausschreibung der HU Berlin

Keine Bewerbung weißer Menschen erwünscht

06:50 Minuten
Studenten während einer Vorlesung der Humboldt-Universität.
Blick in einen Hörsaal der Humboldt-Universität. Eine Stellenausschreibung für eine Beratungsstelle gegen Diskriminierung an der Uni steht nun in Kritik. © imago / photothek / Liesa Johannssen
Amelie Deuflhard im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Eine Stellenausschreibung für eine Beratungsstelle gegen Diskriminierung schloss weiße Bewerber aus. Das geht nicht, sagt Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard. Den Gedanken dahinter könne sie jedoch nachvollziehen.
"Wir bitten daher weiße Menschen von einer Bewerbung für diese Beratungsstelle abzusehen", stand in einer Stellenausschreibung einer studentischen Beratungsstelle gegen Diskriminierung der Berliner Humboldt-Universität, der nun ebenfalls Diskriminierung vorgeworfen wird. Mittlerweile ist die Anzeige geändert.
Stellenbeschreibungen müssen für alle offen sein, sagt Amelie Deuflhard, Intendantin des Hamburger Produktionshauses Kampnagel. Das sei ein Formulierungsfehler gewesen, auch wenn sie nachvollziehen könne, dass es bei einer Stelle, die sich mit Antirassismusfragen und Diversität befasse, Sinn ergebe, jemanden einzustellen, der schon Rassismuserfahrungen gemacht habe.
Warum der Protest so groß geworden sei, verstehe sie allerdings nicht ganz. "Eigentlich haben wir es mehr mit Exklusion in unserer Gesellschaft von Nicht-weißen Menschen zu tun, als mit Exklusion von Weißen. Wir wissen alle, dass Einwanderer es viel schwerer haben, Jobs zu finden", so Deuflhard.

In Institutionen sollte sich die Gesellschaft abbilden

Dennoch müsse bei einer Stellenausschreibung am Ende die qualifizierteste Person die Stelle zu bekommen. "Aber, dass wir trotzdem gleichzeitig versuchen, auch unsere Institutionen zu diversifizieren, in denen überwiegend Weiße arbeiten, das gilt auch für Kulturinstitutionen und auch für Universitäten, wenn man da in die Verwaltungen reinschaut, das finde ich wichtig. Und dafür muss man Strategien entwickeln."
Sie sei lange eine Gegnerin von Quotierungen gewesen. Mittlerweile, findet sie, sei das durchaus ein überlegenswerter Ansatz. "Gerade in Großstädten haben wir 30 bis 40 Prozent Menschen mit Einwanderungshintergrund. Und es sollte sich in den Institutionen auch abbilden", sagt Deuflhard.
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