Nikolaj Szeps-Znaider, Violine
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Stéphane Denève
Alpensinfonie und Violinkonzert
Zwei Schlachtrösser des traditionellen Konzertrepertoires gibt es an diesem Abend - Richard Strauss' Alpensinfonie und Jean Sibelius' Violinkonzert mit dem Solisten Nikolaj Szeps-Znaider.
Ein gewaltiges Programm mit Musik zweier Meister der Spätromantik, die unterschiedlicher nicht sein könnten - Stéphane Denève hat sich viel vorgenommen bei seinem Gastspiel beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin in der Philharmonie: Richard Strauss trug sich lange mit dem Plan zu einer musikalischen Bergwanderung und komponierte am Ende eine knapp einstündige "Alpensinfonie" - und Jean Sibelius schrieb mit weniger Mühe und innerhalb kurzer Zeit ein Solokonzert für sein eigenes Instrument, die Violine, das nach schwierigem Start den Siegeszug ins internationale Repertoire antreten konnte. Beide Werken entstanden in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg.
Schwieriger Start
Es war gar nicht ausgemacht, dass dieses Stück einmal zu den Lieblingen sowohl der Interpreten als auch des Publikums werden würde: Dabei mitgeholfen hat sicher, dass es in Helsinki einen renommierten Violinwettbewerb gibt, bei dem sich alle Teilnehmer beweisen müssen, indem sie das Violinkonzert von Jean Sibelius spielen. An diesem Abend heißt der Solist in Sibelius' Meisterwerk Nikolaj Szeps-Znaider. Er stammt aus Dänemark und hat bisher mit vielen Werken von Beethoven bis Prokofjew Aufmerksamkeit erregt, mit diesem allerdings noch nicht. Man kann gespannt sein, ob der Däne mit polnisch-jüdischen Wurzeln ein besonders intimes Verhältnis zu diesem Violinkonzert offenbart - bestens vorbereitet ist er eigentlich, denn als besonders sensibler Interpret des Solokonzerts von Sibelius' dänischem Jahrgangsgenossen Carl Nielsen ist Nikolaj Szeps-Znaider schon häufig hervorgetreten.
Flammenschrift für Beethoven
Am Beginn des Konzertabends steht ein zeitgenössisches Werk, das zu den Favoriten von Stéphane Denève gehört: "Flammenschrift" des französischen Komponisten Guillaume Connesson - der original deutschsprachige Titel will es andeuten, Connesson hat sich für dieses Werk mit dem Vorbild Beethoven auseinandergesetzt. Farbig, rauschend und mitreißend soll das Werk klingen, seit seiner Uraufführung vor sechs Jahren ist es schon mehrfach gespielt worden, nun erklingt es in deutscher Erstaufführung in der Philharmonie Berlin.
Erlebnisse eines Bergsteigers
Beeindruckend und ergreifend direkt stürmen Gefühle und Erlebnisse eines Bergsteigers, eines bergsteigenden Bürgers (wie es der Komponist Helmut Lachenmann beschreibt) in der Alpensinfonie von Richard Strauss auf die Hörerin und den Hörer ein. Es geht aufwärts, immer höher, trotz Strapazen und Wetterunbilden, schließlich ist auch der Abstieg und die sichere Heimkehr verkomponiert in diesem Werk, das der Komponist Lachenmann wie auch der Dirigent Kurt Sanderling als "Filmmusik" charakterisiert haben - und das war nicht im negativen Sinne gemeint. Die Musik ist illustrativ, man kann Bilder sehen beim Hören, doch das heißt nicht, dass die Musik naiv oder plakativ wäre. Dass sie Richard Strauss im Jahr 1915 vollendet hat, als der bejubelte Weltkrieg schon voll seine hässliche Fratze gezeigt hatte, kann wiederum nicht überraschen. Denn auf seine reale Gegenwart hat Strauss niemals reagiert mit seiner Kunst.
Live aus der Philharmonie Berlin
Guillaume Connesson
"Flammenschrift" für Orchester
"Flammenschrift" für Orchester
Jean Sibelius
Violinkonzert d-Moll op. 47
Violinkonzert d-Moll op. 47
ca. 20.55 Uhr Konzertpause, darin: Stéphane Denève im Gespräch mit Volker Michael
Richard Strauss
Eine Alpensinfonie für großes Orchester op. 64
Eine Alpensinfonie für großes Orchester op. 64
Dolby Digital 5.0 über Satellit