Stephen Hawking: Kurze Antworten auf große Fragen
Klett-Cotta, 2019
257 Seiten, 20 Euro
Vermächtnis eines Ausnahmewissenschaftlers
03:43 Minuten
"Kurze Antworten auf große Fragen" ist die Essenz der Gedanken des Physikers Stephen Hawking, posthum erschienen. Es gelingt Hawking, sie in klarer und fluffiger Sprache zu notieren – doch diese Sprache wird auch zu einem Problem.
Der wohl bekannteste Physiker unserer Zeit Stephen Hawking ist im Frühjahr vergangenen Jahres gestorben. Sein posthum erschienenes letztes Buch will "Kurze Antworten auf große Fragen" geben.
Der Titel des Buchs ist Programm. Stephan Hawking greift elementare Fragen auf: Wie hat alles angefangen? Wohin gehen wir? Und: Gibt es Gott? Es sind nicht nur Fragen, die sich naturwissenschaftlich beantworten lassen, sondern Themen, die an den britischen Physiker immer wieder herangetragen wurden. Er versucht, einen Bogen zu schlagen: Von den Erkenntnissen der Physik hin zur Philosophie.
"Von großen Fragen fühlte er sich immer angezogen, egal ob sie in seiner Wissenschaft verwurzelt waren oder nicht", so der Physiker Kip Stephen Thorne. Der Nobelpreisträger hat ein Vorwort für das Buch geschrieben, das sich aus dem Nachlass Hawkings bedient. Essays, Aufsätze und Reden sind die Antworten auf die großen Fragen, die Hawking nach Verlagsangaben noch selbst vorbereitet hat für das posthum erschienene Buch.
Kein Buch für zwischendurch
Wer einen der zahlreichen Bestseller Hawkings gelesen hat, wird viel Bekanntes wiedererkennen: Die klare, einfach Sprache. Den Versuch, auch höchst komplexe Zusammenhänge aus der Welt der Physik jedermann verständlich zu machen. Den Humor, dem Leben mit größtmöglichem Optimismus zu begegnen. Und die Warnung vor blindem Glauben an den menschlichen Fortschritt. "Kurze Antworten auf große Fragen" ist die Essenz seiner Gedanken, die lehrreich und lohnend zu lesen sind. Sein klarer Stil begeistert auch diejenigen, die bei Begriffen wie Relativitätstheorie oder Schwarzen Löchern (ohne die kommt Hawking nie aus) wenig anfangen können. Die fluffige Sprache ist Hawkings größter Feind: Das Buch verführt zum schnellen, oberflächlichen Lesen. Keine gute Idee. Denn es braucht ein wenig Konzentration, um in die Welt der Physik einzutauchen.
Wer sich darauf einlässt, erfährt eine Menge über die Entstehung der Erde und große naturwissenschaftliche Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte. Ganz Wissenschaftler fordert Hawking zum Widerspruch auf. Nichts sei absolut, erklärt er. Und so sind es keine abschließenden Antworten auf die großen Fragen, die er stellt. Aber sie sind klug und im besten Sinne bedenkenswert.