Mit Humor auf der Suche nach der Weltformel
Mit 21 erfuhr Stephen Hawking, dass er an einer unheilbaren Krankheit leidet und noch drei Jahre zu leben hat. Nun wird der britische Astrophysiker 75. Seine Suche nach der der alles erklärenden Theorie machte ihn zum Bestsellerautor. Für Scherze ist er trotz seiner schweren Krankheit immer zu haben.
"Als ich 21 war, wurde mir gesagt, dass ich eine unheilbare Krankheit habe, die mich in zwei oder drei Jahren töten würde", erzählt Stephen Hawking. Doch es ist anders gekommen. Hawking feiert jetzt seinen 75. Geburtstag. Die Ärzte lagen falsch. Hawking war damals in Oxford und später in Cambridge ein vielversprechender Student der Mathematik und Astronomie, als die Ärzte Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostizierten. Eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die nach und nach jeden Muskel lähmte und ihm später auch die Sprache nahm.
Lange Zeit steuerte Hawking seinen Sprachcomputer über Bewegungen der Wangenmuskeln. Seit auch das nicht mehr geht, steuert er ihn über die Bewegungen der Augen. War er anfangs noch verzweifelt über seine Krankheit, so sieht er jetzt auch Vorzüge: "Meine Krankheit hat mich davon befreit, in langweilige Ausschüsse zu gehen. Dadurch hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken und für die Forschung. Die theoretische Physik ist eines der wenigen Gebiete, auf denen eine körperliche Behinderung kein Handicap ist. Es spielt sich alles im Kopf ab."
Spektakuläre Erkenntnisse
Hawkings Theorien über den Urknall, Schwarze Löcher und die Quantenphysik sind zu Bestsellern geworden. Seine "Kurze Geschichte der Zeit" wurde in 40 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Sein ganzes Leben ist er auf der Suche nach der Theorie, die alles erklärt. Hawking selber betont, er sei kein zweiter Einstein. Und wahrscheinlich sei er nur wegen seiner Behinderung so berühmt geworden. Trotzdem gibt es kaum jemanden, der so viel erreicht hat, das Wissen über Schwerkraft, Raum und Zeit zu vertiefen. Seine Theorien waren und sind auch umstritten, er selber korrigierte sich immer wieder einmal.
Hawking erklärte, das Universum sei aus dem Nichts und nicht durch die Hand Gottes entstanden. Spektakulär seine Erkenntnisse über die Schwarzen Löcher im Weltraum und deren Strahlung, die nach ihm benannt wurde. "Das Schwarze Loch bildet sich nur scheinbar, es öffnet sich aber am Ende und gibt die Informationen frei, die in ihm verschwunden sind. So können wir uns der Vergangenheit sicher sein und die Zukunft vorhersagen."
Auftritte bei Raumschiff Enterprise und den Simpsons
Hawking kritisiert häufig, wie die Menschen mit ihrem Planeten umgehen. Als Lösung für die überbevölkerte Erde bleibe am Ende nur das Ausweichen auf andere Planeten. Er warnt auch davor, dass die Entwicklung der künstlichen Intelligenz außer Kontrolle geraten sei und zur Gefahr für die Menschen werden könnte. Er hat gegen den Austritt seines Landes aus der EU gestimmt und meint, dass er zwar viel von Mathematik verstehe, aber trotzdem seinen Landsleuten beim Brexit nicht helfen könne.
Trotz aller Warnungen, Hawking ist kein Pessimist. Er glaubt, dass die nächste Generation es besser machen wird. Und trotz seiner schweren Krankheit, Hawking hat nie seinen Humor verloren. Er ist schlagfertig, und immer für einen Scherz zu haben. Er hatte im Fernsehen Gastauftritte bei Raumschiff Enterprise und bei den Simpsons. Er ist auf einem Pink-Floyd-Album zu hören. Die Monty-Python-Truppe ließ ihn bei ihrem Comeback mitsamt Rollstuhl in einem Schwarzen Loch verschwinden, während sein Sprachcomputer den Galaxy Song intonierte. "Humor ist eine große Hilfe bei der Erklärung der Rätsel des Universums", so Hawking.
Im Interview mit Deutschlandradio Kultur sagte der Astrophysiker und Schriftsteller Ulrich Woelk: "Die wissenschaftliche Bedeutung von Hawking ist bis heute – und das es ja vielleicht auch spannend – an sich umstritten." Hawking sei am berühmtesten durch seine Theorie der "Schwarzen Löcher" geworden, diese habe man aber weder beobachten können noch sei die "Hawking-Strahlung" im Experiment gemessen worden.