Nur etwas für knallharte Fans
08:18 Minuten
Um einen schweren Unfall zu verarbeiten, schrieb Stephen King 2006 den Roman "Lisey's Story" über die Witwe eines Bestsellerautors. Apple TV+ hat daraus eine Serie gemacht - die Medienwissenschaftlerin Maren Haffke hat sie nicht überzeugt.
Stephen King ist über Generationen hinweg extrem populär und erfolgreich. Immer wieder sind Bücher des US-amerikanischen Autors verfilmt worden. So jetzt auch sein Buch "Lisey's Story" (deutsche Ausgabe: "Love"), das er 2006 nach einem schweren Unfall geschrieben hatte. Im Roman wie auch in der Serie geht es um die Frau eines verstorbenen Bestsellerautors.
Ein Herzensprojekt des Autors
Die Serie sei ein Herzensprojekt des Autors, daher sei die Story für Fans bestimmt interessant, sagt Medienwissenschaftlerin Maren Haffke. Stephen King selbst habe den Roman "Lisey's Story" als eines seiner liebsten und persönlichsten Bücher bezeichnet. Er schrieb den Roman nach einem sehr schweren Autounfall, bei dem er beinahe ums Leben gekommen wäre. Auch wenn die Geschichte nicht direkt autobiografisch gelesen werden könne, so Haffke, so spiele sie doch mit der Möglichkeit der Verwechslung von Autor und Protagonist.
Stephen King habe zur Serie auch das Drehbuch geschrieben und freie Hand bei der Umsetzung gehabt. Ob er damit allerdings gut beraten gewesen sei, bezweifelt Maren Haffke: "Man ist ja manchmal mit sich selbst nicht so streng, wenn einem ein Projekt am Herzen liegt." So würden sich die "extrem hochwertig produzierten" acht Serienstunden wie 36 Stunden anfühlen, sagt die Medienwissenschaftlerin.
Dunkle Seite eines vertrauten Ehemanns
In der Geschichte räumt Witwe Lisey, laut Haffke " wieder großartig" gespielt von Julianne Moore, zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes Scott dessen Nachlass auf. Durch Flashbacks erfährt man, dass die Beziehung der Eheleute von einer großen Nähe geprägt war, aber auch von einer dunklen Seite und einer psychischen Erkrankung ihres Mannes.
Zur Geschichte kommt noch ein obsessiver Fan ihres Mannes hinzu, der Lisey bedroht und stalkt. Damit habe man eine "Interpretation einer toxischen Fankultur, die vor allem Misogynie sucht und sexuelle Pathologie zu finden scheint", erklärt Maren Haffke. Und dieser Umstand sei durchaus gut beobachtet. Der Stalker in der Serie wird von Schauspieler Dane DeHaan verkörpert, und heute würde man solch einen Mann als Incel-Killer bezeichnen, also ein unfreiwillig zölibatär lebender Frauenmörder und Frauenhasser.
Zur Geschichte kommt noch ein obsessiver Fan ihres Mannes hinzu, der Lisey bedroht und stalkt. Damit habe man eine "Interpretation einer toxischen Fankultur, die vor allem Misogynie sucht und sexuelle Pathologie zu finden scheint", erklärt Maren Haffke. Und dieser Umstand sei durchaus gut beobachtet. Der Stalker in der Serie wird von Schauspieler Dane DeHaan verkörpert, und heute würde man solch einen Mann als Incel-Killer bezeichnen, also ein unfreiwillig zölibatär lebender Frauenmörder und Frauenhasser.
Problematische Darstellungen
Mit der "verharmlosenden" Darstellung der psychischen Erkrankung hat Maren Haffke allerdings ihre Probleme. So werde eine "unbehandelte psychische Erkrankung als Quelle von Kreativität romantisiert oder als dämonische Besessenheit ins Groteske überführt".
Auch die Rolle der Witwe sei schwierig. Sie werde als sorgende und aufopfernde Ehefrau eines genialen Mannes skizziert. Darüber hinaus erfahre man aber nichts über sie als Person. "Lisey's Story" sei in Wahrheit die Lebensgeschichte ihres Mannes.
Insgesamt sei die Serie etwas "für knallharte King-Fans, die gefühlt 72 Stunden Lebenszeit vor dem Bildschirm verbringen möchten", meint Maren Haffke. "Allen anderen empfehle ich einen Spaziergang an der frischen Luft - und Zeit mit den eigenen Lieben zu verbringen".
(jde)