Stephen Walker: „Ins All. Die faszinierende Geschichte vom ersten Flug in den Weltraum“

Nur einer kann der Erste sein

06:09 Minuten
Das Cover zeigt Juri Gagarin in Astronautenmontur
© Hoffmann und Campe

Stephen Walker

Übersetzt von Hans-Peter Remmler und Sigrid Schmid

Ins All. Die faszinierende Geschichte vom ersten Flug in den WeltraumHoffmann und Campe, Hamburg 2022

574 Seiten

26,00 Euro

Von Gerrit Stratmann · 04.05.2022
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1961: Juri Gagarin startet als erster Mensch in den Erdorbit – und krönte den Vorsprung der Sowjetunion gegenüber den USA. Stephan Walker hat diesen Wettlauf minutiös rekonstruiert. Eine unglaubliche Geschichte über ein hochriskantes Abenteuer.
Als im Oktober 1957 jeder Funkamateur die Pieptöne des ersten Sputnik-Satelliten aus dem Erdorbit auffangen konnte, war das ein Weckruf. Ängstlich fragten sich viele Menschen in den USA, was als nächstes aus dem All auf sie herniederregnen würde?
Bei der Eroberung des Weltraums ging es in den 50er- und 60er-Jahren nicht nur um technologische Führerschaft, sondern auch um einen ideologisch-moralischen Kampf zwischen zwei Systemen, der hochstilisiert wurde zum Kampf zwischen unterschiedlichen Werten und Arten zu leben.

Eisenhower spielte lieber Golf

Allerdings galt das offenbar nicht für die gewählten Präsidenten der USA. Als Sputnik funkte, spielte Eisenhower desinteressiert Golf, und Kennedy erwähnte den Weltraum in seiner Antrittsrede im Januar 1961 mit kaum einem Wort.

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Es gab auch nicht viel, auf das Amerika in der Raumfahrt hätte stolz sein können. Während die Sowjetunion tonnenschwere Lasten und Hunde in den Himmel schossen, scheiterten die USA bereits an kiloschweren Satelliten. Fast 40 Prozent ihrer Raketen explodierten kurz nach dem Start, erinnert sich ein NASA-Ingenieur. Über die Fehlschläge der Sowjets wurde nichts bekannt.

Blick hinter den Eisernen Vorhang

Stephen Walker blickt mit seinem Buch tief hinter den Eisernen Vorhang und enthüllt die Menschen, die im Geheimen das sowjetische Raumfahrtprogramm vorantrieben. Im Gegensatz zu den USA, wo die zukünftigen Astronauten in TV und Presse gefeiert wurden, erfuhr die Weltöffentlichkeit nichts über die sowjetischen Pläne.
Während Wernher von Braun das Cover des Life-Magazins zierte, kannte niemand außerhalb der UdSSR den Namen ihres Chefkonstrukteurs Sergei Koroljow. Er und Gagarin, der junge Flieger aus dem Arbeitermilieu mit dem charismatischen Lächeln, bilden das Zentrum von Stephen Walkers Buch.

Das Unterfangen hätte scheitern können

Geschickt verzahnt der britische Dokumentarfilmer die parallelen Geschehnisse beiderseits des Atlantiks. Mit einer Fülle an Hintergrundmaterial aus selbst geführten Interviews mit letzten noch lebenden Zeitzeugen, alten Tagebuchaufzeichnungen und vor Ort recherchierten Daten, wirft er einen detaillierten Blick auf die lange Zeit verborgenen Vorbereitungen des sowjetischen Raumfahrtprogramms.
Dabei interessieren ihn weniger die technischen Hürden als vor allem die beteiligten Menschen. Und noch bei der Lektüre überträgt sich die Erregung von Koroljow und seinem Team, wenn Walker die Probleme seziert, mit denen der Pionierflug zu kämpfen hatte – wie groß das Wagnis war, wie leicht das Unterfangen hätte scheitern können!
„Ins All“ von Stephen Walker ist eine überaus mitreißende Rekonstruktion dieses einmaligen Abenteuers und eine tolle Geschichtsstunde.
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