Sterbebegleitung in der Coronazeit

In der Pandemie ist der Tod oft einsam

08:00 Minuten
Ein Pfleger überwacht die Monitore bei einem Patienten auf einer Covid 19 Intensivstation.
Intensivstation: Hier ringen Ärzte und Pfleger um das Leben von Covid-19-Kranken - und versuchen diejenigen, die an der Krankheit sterben müssen, zu begleiten. © picture-alliance/dpa-Zentralbild/Bodo Schackow
Matthias Gockel im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Der Palliativmediziner Matthias Gockel begleitet Sterbende und versucht Leid zu lindern, so gut es geht. Covid-19-Schwerkranke sind eine besondere Herausforderung - denn ihr Zustand kann sich schlagartig verschlechtern.
Die Infektionszahlen steigen weiter und auch die Zahl der Corona-Todesfälle ist unverändert erschreckend hoch. Der Berliner Palliativmediziner Matthias Gockel begleitet Schwerstkranke bis in den Tod, was durch die Pandemie nur noch mit drastischen Einschränkungen möglich ist. Je nach Klinik gebe es Besuchsverbote oder Besuchsbegrenzungen, sagt Gockel. "Sie sehen im Krankenhaus keinen Mitarbeiter mehr mit bloßem Gesicht. Jeder hat eine Maske, eine Schutzbrille und andere Sachen an."
Zu den bisherigen Schwerkranken seien nun die Covid-19-Patienten dazu gekommen, die zumeist wegen Lungenentzündung behandelt würden, so Gockel. Von ihnen sterbe ein nicht unerheblicher Teil.

Tod unter Narkose

Die meisten Corona-Patienten auf den Intensivstationen würden intensiv maschinell beatmet, bekämen starke Narkosen und deshalb nicht mehr viel mit: "Das ist medizinisch immer der Extremfall." Aber in Bezug auf das subjektive Leid vielleicht besser als die Alternativen, sagt der Arzt.
Schwieriger sei es beispielsweise mit Menschen, die nicht auf die Intensivstation wollten: "Wie kriegen wir es hin, dass diese Menschen nicht leiden, wenn sie dann doch an dieser Erkrankung sterben?" Hier komme die Palliativmedizin ins Spiel.

Keine Rückkehr mehr nach Hause

Der Wunsch, zuhause zu sterben, sei allerdings in der momentanen Situation besonders schwierig zu erfüllen, so Gockel. Oft gehe es einem Patienten morgens noch ganz gut, und am Nachmittag habe sich dann sein Zustand extrem verschlimmert.
"Das sind Zeitfenster, die kennen wir zum Beispiel von Tumorerkrankungen und von anderen chronischen Erkrankungen nicht", sagt der Mediziner. Da rede man von Wochen und es bleibe Zeit, Dinge vorzubereiten.
Angesichts der angespannten Pflegesituation sei es nicht realistisch, so schnell eine gute Palliativversorgung für zuhause zu organisieren. "Das heißt, gerade bei Covid sterben mehr Menschen in den Krankenhäusern, als es bei anderen Erkrankungen der Fall ist."
(gem)
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