"Eine Debatte, wie man sie selten erlebt"
Nach der Debatte über die Sterbehilfe lobt der "SZ"-Journalist Heribert Prantl die Art der Auseinandersetzung im Bundestag. Er wünscht sich, dass die Parlamentarier auch über die Pflege einmal so ernsthaft und respektvoll diskutieren würden.
Der Leiter der Innenpolitik bei der "Süddeutschen Zeitung" sagte über die vierstündige Sitzung vom Donnerstag, sie sei von Respekt und von Ernst geprägt gewesen: "Eine Debatte, wie man sie wirklich selten erlebt." Er habe sich gedacht, dass bei einer vergleichbaren Debatte über die Pflege vielleicht die Angst vor dem Sterben nicht mehr so groß sei. "Früher hatten die Menschen Angst vor dem Tod, heute haben sie Angst vor dem Altern, vor dem Siechtum, vor der Demenz, vor dem Verlust der Würde", sagte Prantl. Diese beiden Aspekte gehörten zusammen.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Die Unterschiede der Redner hätten in Nuancen bestanden, sagte der Journalist und betonte die Gemeinsamkeiten: "Alle Redner werben dafür, dass die Würde des Menschen auch in seinen letzten Wochen und Stunden respektiert wird." Alle wünschten, dass der Sterbeprozess nicht zum Dahinvegetieren verkomme. "Alle sind sich darüber im klaren, dass eine Hilfe beim Sterben davor bewahrt." Es gehe vor allem darum, wie diese Hilfe aussehen könne.
Über den Ausbau der Palliativmedizin seien sich alle einig, sagte das Mitglied der Chefredaktion. Unklar sei, ob es auch in bestimmten Ausnahmefälle eine Hilfe zum Sterben geben solle. Der Streit drehe sich noch darum, ob es organisierte Sterbehilfe oder Sterbevereine geben solle. "Da zeichnet sich die große Mehrheit ab, dass es diese Vereine nicht geben soll."